Ekaterina
Vassilieva
Berlin

Technologien der Autorschaft. Foucault und die russischen Formalisten

Die Auferweckung des Wortes und der Untergang des Menschen

1965 erscheint die erste französische Anthologie der russischen Formalisten, übersetzt und herausgegeben von Tzvetan Todorov.1 Im folgenden Jahr publiziert Michel Foucault den Artikel Das Denken des Außen (La pensée du dehors), in dem er, noch vor seinem einflussreichen Beitrag zur poststrukturalistischen Literaturdebatte Was ist ein Autor? (Qu’est-ce qu’un auteur?, 1969), das Problem des literarischen Subjekts zu erfassen versucht. Dasselbe Problem also, das ausgerechnet von den russischen Formalisten zum ersten Mal mit einer Dringlichkeit verhandelt wurde, die nur dem Unlösbaren, ja dem Unfassbaren gebührt. Denn sobald die Vorstellung von der direkten Kausalität zwischen dem literarischen Text und der dahinter stehenden Persönlichkeit einen Bruch erfahren hat, müssen ganz neue methodische Zugänge erprobt werden, die den festen Boden einer biographischen oder weltanschaulichen Analyse verlassen, um mit einer Leere konfrontiert zu werden, »in der sich die inhaltslose Zuspitzung des ›Ich spreche‹ manifestiert«.2

Die Anhänger der formalistischen Schule hatten sich dies Jahrzehnte zuvor allerdings etwas anders vorgestellt. Der geforderte Verzicht auf solche Interpretationsansätze, die im literarischen Werk die individuelle Leistung eines begnadeten Künstlers würdigen oder das Ergebnis einer Beeinflussung durch gesellschaftliche Verhältnisse zu erkennen glauben, sollte der Kategorie der Autorschaft erst die richtige Substanz verleihen, indem diese aus dem »Bereich skrupelloser Spekulation«3 der Kritiker befreit und auf die einzig objektive, in ihrer Materialität gegebene Grundlage, also den Text selbst, zurückgeführt wurde. Das (poetische) Wort könnte so aus seinem Schattendasein als Abglanz eines – real existierenden oder nur vorgestellten – Objekts erlöst und als ein autonomes Ding anerkannt werden.4 Dann müsste es auch möglich sein, den im Text physisch abwesenden Autor »aus bestimmten Signalen der Werkstruktur abzuleiten«5, zumindest bezüglich der Eigenschaften, die für das Verständnis des Geschriebenen relevant sind. Mag der reale Körper des Verfassers dem Alterungsprozess oder in letzter Konsequenz der Verwesung unterworfen sein, die von ihm im jeweiligen Werk angenommene Gestalt, also das im Text überlieferte Bild des Autors, ist immer wieder in unveränderter Form als »das literarische Faktum« (»literaturnyj fakt«)6 verfügbar und kann sich einer fundierten wissenschaftlichen Analyse nicht entziehen.

In der Praxis erwies sich jedoch eine textimmanente Behandlung der Autorfigur als äußerst problematisch, wovon der (nicht in der französischen Anthologie enthaltene) Aufsatz von Boris Tomaševskij Literatur und Biographie (Literatura i biografija, 1923) ein aufschlussreiches Zeugnis ablegt. Im Fokus von Tomaševskijs Überlegungen steht die Erkenntnis, wie massiv unsere Rezeption der literarischen Texte durch die sogenannten externen Faktoren, zu denen die Biographie des Autors gehört, beeinflusst sein kann. Doch auch hier müssen weitere Differenzierungen vorgenommen werden. Tomaševskij konstatiert eine historische Wandlung in der Wahrnehmung der Autorinstanz, die epochenspezifischen Konventionen folgt und einer sorgfältigen Rekonstruktion bedarf. So bleibt die Intensität der Auseinandersetzung mit der Biographie des Autors keinesfalls für alle Perioden der Literaturgeschichte konstant. Bezeichnenderweise setzt Tomaševskij den Beginn der »Epoche des individuellen Schaffens«, in der sich »das Interesse des Lesers [...] vom Werk auf den Schöpfer« ausdehne7, in das 18. Jahrhundert, also in jene Zeit, die später von Foucault zur entscheidenden Zäsur in der europäischen Geistesgeschichte erklärt wird, denn davor habe nicht nur der Autor, sondern schlicht der Mensch im erkenntnistheoretischen Sinne nicht existiert.8 Die Voraussetzung für das Aufkommen dieses Menschen war durch eine Revolution gegeben, und zwar nicht unbedingt die Französische, die das »Ende des klassischen Denkens«9 besiegelt habe, sondern diejenige, die sich im Bereich der Zeichen abspielte. Denn schon seit dem 17. Jahrhundert verlieren die Zeichen, laut Foucault, ihre repräsentative Funktion gegenüber der Realität und werden als ein (Neben)Produkt angesehen, das erst aus dem Akt der Erkenntnis gewonnen wird.10 Es ist also nichts anderes als das Entdecken der Möglichkeit oder vielmehr der Notwendigkeit, die Welt auf einem quasi direkten Wege, das heißt nicht mehr über den Umweg der Zeichen, zu erkennen, welches den Menschen in unserem modernen Verständnis zutage fördert.11

Doch kann die Existenz des Menschen als Urhebers der Wissens nicht von langer, zumindest nicht von ewiger Dauer sein, denn seit seiner Geburtsstunde befindet er sich in Konkurrenz zur Sprache. Dies veranlasst Foucault in einem Gespräch anlässlich des Erscheinens seines Buches Die Ordnung der Dinge (Les mots et les choses, 1966) dazu, mit Rückbezug auf Nietzsche zu konstatieren, »dass dort, wo Zeichen sind, nicht der Mensch sein kann und dass dort, wo man Zeichen zum Sprechen bringt, der Mensch schweigen muss«.12 Deshalb kann die hoffnungsvolle Devise von Viktor Šklovskij, der 1913 im gleichnamigen Manifest »voskrešenie slova« (»die Auferweckung des Wortes«) verkündet hatte13, im Sinne Foucaults als beginnende Verabschiedung vom modernen Konzept des Menschen gelesen werden: jenes Menschen, der angeblich am Ursprung der Sprache steht und Verantwortung für seine Aussagen übernimmt, also auch ein souveräner Schöpfer sein kann. Und tatsächlich sah Foucault im Anerkennen der historischen Instabilität des kartesianischen Subjektbegriffs, aus dem dieser Mensch sein Selbstverständnis schöpft, eine wichtige gemeinsame Basis, die ihn unter anderem mit dem Strukturalismus von Lévi-Strauss verbindet,14 der durch den Austausch mit Roman Jakobson in den 1940er Jahren in New York wiederum einen direkten Einfluss der russischen formalen Schule erfahren hatte.15

Schöpferische Freiheit oder Freiheit von der Schöpfung?

Bei dem angekündigten Untergang des Menschen16 handelt es sich freilich nicht um die Rückkehr in das bereits überwundene klassische Zeitalter, denn die ehemalige »Transparenz« zwischen »der Ordnung der Dinge und der Ordnung ihrer möglichen Repräsentationen»17, die den Begriff des Menschen als wahrnehmende und urteilende Instanz nicht voraussetzt, lässt sich nicht wieder herstellen. Was Foucault vorschwebt, ist die Erkundung von noch nie da gewesenen Existenzformen der Sprache, die einerseits das von ihm als repressiv empfundene Subjekt der Aufklärung aufheben, andererseits aber ein neues Denken jenseits dieses Subjekts ermöglichen würden, das zugleich ein Vordringen zur im philosophischen Diskurs bisher verdrängten Wahrheit in Aussicht stellt und die Grenzen der herkömmlichen Erfahrung überschreitet.18 Das ist jenes »Denken des Außen« (»la pensée du dehors«), das nicht mehr aus dem ›Inneren‹ des sprechenden beziehungsweise schreibenden Subjekts kommt, weil dieses sich in der Sprache akut ›veräußert‹, sich darin vollkommen auflöst und in jener Leere verschwindet, in der sich die Sprache »rastlos und unaufhörlich« in seinem »nackte[n] Sein« zur Schau stellen kann.19

Wenn es ein Medium gibt, in dem sich dieser »Durchbruch zu einer Sprache, aus der das Subjekt ausgeschlossen ist«20, am deutlichsten kundtut, dann ist es für Foucault die moderne Literatur, weil die kommunikative, auf die Vermittlung einer Bedeutung ausgerichtete Funktion der Zeichen hier am ehesten aufgegeben wird. Doch worauf beruht dieses besondere Verhältnis, das die Literatur zur Sprache unterhält und das ihr erlaubt, »aus sich heraus[zutreten]« und »die Seinsweise des Diskurses, das heißt die Dynastie der Repräsentation«21, hinter sich zu lassen? Diese Frage führt uns direkt zum zentralen Problem des Formalismus zurück, der sich der Erforschung der Bedingungen des Literarischen verschrieben hatte. Aus einer inneren Ausdruckskraft des Verfassers kann Literatur nach formalistischer Ansicht jedenfalls nicht resultieren. Sie wird stattdessen, genauso wie bei Foucault, in der ›Äußerlichkeit‹ des sprachlichen Materials vermutet, genau genommen in einer ganz speziellen Art, mit diesem Material umzugehen. Der Titel des programmatischen Aufsatzes von Šklovskij, Die Kunst als Verfahren (Iskusstvo kak priem, 1917), der in die Anthologie von Todorov aufgenommen wurde, weist schon darauf hin, dass es hier vor allem um die Handhabung einer formalen Operation, also im Endeffekt um die ›Beherrschung der Oberfläche‹, geht. Wer aber lässt sich nun als der Urheber dieses Verfahrens bestimmen?

Bemerkenswerterweise scheint Šklovskij die Antwort auf diese Frage im genannten Artikel so lange wie möglich hinauszuzögern. Er greift bei seiner Beschreibung der Wirkungsweise poetischer Verfahren bevorzugt auf unpersönliche Satzstrukturen ohne Angabe des Agens zurück: »künstlerisch nun, im engeren Sinne, wollen wir Dinge nennen, die in besonderen Verfahren hergestellt wurden, deren Zweck darin bestand, daß diese Werke mit größtmöglicher Sicherheit als künstlerisch wahrgenommen würden«.22 Und doch lässt sich ein dahinter stehendes Subjekt noch nicht vollständig ausschließen, zumal, wie Šklovskij gegen Ende des Artikels betont, ein Kunstwerk nicht einfach nur etwas Geschaffenes, sondern »demonstrativ« (»naročito«) Geschaffenes23 darstellt. Im gleichen Zug ist dann schließlich vom »Schöpfer« (»tvorec«) die Rede24, der nun mal dazu gehört, aber doch eigentlich keiner ist, da er nichts wirklich erzeugt, sondern sich mit der »Anordnung« und »Bearbeitung« der schon vorhandenen Wortmaterialien begnügen muss.25

Jedoch ist er auch in dieser Tätigkeit nicht frei und gehorcht den Gesetzen der ›literarischen Evolution‹, um einen dem Titel des gleichnamigen, ebenfalls in der französischen Anthologie vertretenen Artikels von Jurij Tynjanov (O literaturnoj ėvoljucii, 1927) entlehnten Ausdruck zu gebrauchen.26 Bei Tynjanov finden wir übrigens schon eine entschiedene Absage an die Vorstellung, dem Verfasser komme bei der Gestaltung des literarischen Werkes eine führende Rolle zu. Er argumentiert dabei, dass die literarische Sprache ein System sei, in dem jedes Element nur als Träger einer bestimmten Funktion auftreten kann, die aus der internen Logik dieses Systems zu erklären ist. Die sogenannte »schöpferische Absicht des Autors«, die Tynjanov durch den weniger pathetischen, fast schon technisch anmutenden Begriff »ustanovka« (Einstellung, Ausrichtung) ersetzt27, kann höchstens als ein Ferment betrachtet werden, das den Prozeß der Beschäftigung mit dem sprachlichen Material in Gang bringt, welches dann dem Verfasser unvermeidlich seine eigenen Regeln aufzwingt.28 So wird die »schöpferische Freiheit« unversehens durch die »schöpferische Notwendigkeit« praktisch vollständig negiert: Ihr muss sich ein Autor fügen, wenn ein literarisch relevantes Werk dabei herauskommen soll.29

Ein Echo dieser formalistischen Vorstellung von der poetischen Sprache als einer sich selbst in Gang setzenden und in Bewegung haltenden Klangmaschine30 ist unmissverständlich in der folgenden Passage aus Die Ordnung der Dinge zu vernehmen:

Wenn das Wort in einer Rede auftreten kann und etwas bedeutet, dann nicht durch die Kraft einer unmittelbaren Diskursivität, die ihm schon von der Entstehung her eigen wäre, sondern weil in seiner Form selbst, in den es bildenden Klängen, in den Veränderungen, denen es gemäß der grammatischen Funktion, die es innehat, unterliegt, in den Modifikationen schließlich, denen es durch die Zeit hindurch sich unterziehen muß, es einer bestimmten Zahl von strengen Gesetzen gehorcht, die auf ähnliche Weise alle anderen Elemente derselben Sprache regieren. Infolgedessen ist das Wort nur noch an eine Repräsentation gebunden, insoweit es zunächst Teil der grammatischen Organisation ist, durch die die Sprache ihre eigene Kohärenz definiert und sichert. Damit das Wort das sagen kann, was es sagt, muß es zu einer grammatischen Totalität gehören, die in Beziehung zu ihm ursprünglich, fundamental und determinierend ist.31

Doch während Tynjanov die »schöpferische Freiheit« noch für einen durchaus »optimistischen«, obschon angesichts der unerbittlichen Logik der Sprache völlig unrealistischen, Slogan hält32, würde ihm Foucault in dieser Hinsicht kaum zustimmen, denn für ihn liegt, zumindest in seiner epistemologischen Phase, die größte Freiheit eben im Ablegen der Rolle des Schöpfers.

Die Autor-Funktion zwischen Wort und Ding

Der scheinbar gravierendste Widerspruch zwischen der Auffassung der Sprache bei Foucault und bei den Formalisten liegt in der Behandlung der sogenannten ›außersprachlichen Realität‹. Für die Formalisten, die sich als Literaturwissenschaftler im strengsten Sinne des Wortes verstehen, liegt die Wirklichkeit, sofern sie von der (literarischen) Sprache gelöst werden kann, eigentlich nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich. Das befreite Wort sollte in seiner »Autonomie gegenüber dem Bezugsgegenstand«33 anerkannt und untersucht werden. Doch bereits die Lektüre von Šklovskijs Die Kunst als Verfahren zeigt, dass sich diese ›Autonomie‹ nur eingeschränkt aufrechterhalten lässt. Nicht umsonst ist der Begriff »Ding« (»vešč’«) einer der wichtigsten in diesem Text. Denn das von ihm als zentral vorgestellte poetische Verfahren der »Verfremdung« (»ostranenie«) ist ohne den Bezug auf den außersprachlichen Erfahrungsbereich gar nicht möglich, beruht es doch darauf, dem Leser die durch die Lebensroutine abgestumpfte Intensität der Wahrnehmung, das heißt das beinahe verlorene Gefühl ›für das Ding‹, wieder zu schenken.34

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Foucaults lebenslanges Festhalten an der Erfahrungsdimension,, das er der strukturalistischen Vorgehensweise mit ihrem Primat des abstrakten Systems über die konkreten Erscheinungsformen seiner Elemente35 entgegensetzt, in der formalistischen Theorie verankert ist.. Doch sind seine Erwartungen in Bezug darauf, was die Sprache in der Realität zu leisten vermag, zweifellos radikaler als bei den Formalisten. Noch im 1964 erschienenen Aufsatz Der Wahnsinn, Abwesenheit eines Werkes (La folie, l’absence d’oeuvre) spricht Foucault vom Wahnsinn als einer grundlegenden, aber verdrängten Erfahrung des Menschen, die sich erst in der Sprache beziehungsweise »Nicht-Sprache« (»non-langage«) nach Jahrhunderten der Verstummung in der modernen Literatur zu artikulieren beginnt.36 Auch in späteren Schriften bleibt das Sprachliche bei Foucault mit dem Außersprachlichen aufs Engste verbunden, weil die Sprache zur Tür werden kann, die zu einer verborgenen, dem Bewusstsein noch nicht zugänglichen Wahrheit herausführt, aber ebenso vielfach zur Verschleierung dieser Wahrheit dient.

In diesem Zusammenhang kommt dem von Foucault prominent geprägten Begriff des Diskurses beziehungsweise der Diskursivität eine besondere Relevanz zu, da er auf die Schnittstelle zwischen Kunst und Leben, das »Zusammentreffen der Repräsentation und des Seins« (»rencontre entre la représentation et l’être«)37 hindeutet und somit die Macht der Sprache benennt, auf die Realität einzuwirken. Es ist bemerkenswert, dass Foucault in Die Ordnung der Dinge die Fähigkeit der Sprache, die Dinge »in der Transparenz der Wörter sichtbar« zu machen (»en les faisant voir dans la transparence des mots«)38 und somit erst die Vorstellung von der Welt zu erschaffen, als einen Schlüssel zum Denken des klassischen Zeitalters herausstellt.39

Dieser »Transparenz« kann jene sprachliche »Automatisierung« gegenübergestellt werden, der für Šklovskij ohne historische Einschränkungen gilt, unsere Wahrnehmung der Realität auf das Oberflächliche beschränkt anstatt zu einer klaren Sicht zu verhelfen, und in letzter Konsequenz zum Verschwinden der Dinge selbst führt, die, jeder sinnlichen Substanz beraubt, in sich zusammenbrechen:

Der Gegenstand geht gleichsam verpackt an uns vorbei. Nach dem Platz, den er einnimmt, wissen wir, daß er da ist, aber wir sehen nur seine Oberfläche. Unter dem Einfluß einer solchen Wahrnehmung trocknet der Gegenstand aus, zuerst als Wahrnehmung, dann aber wirkt sich das auch auf die Hervorbringung des Gegenstandes aus.40

So kommt das Leben abhanden und verwandelt sich in nichts. Die Automatisierung frißt die Dinge, die Kleidung, die Möbel, die Frau und den Schrecken des Krieges.41

Einen Ausweg kann dann nur in einem künstlerischen Gebrauch der Sprache gefunden werden. Das Problem des Realitätsverlustes wird also genau dort behoben, wo es entstanden ist – auf der Ebene des Diskurses.

In Archäologie des Wissens (Archéologie du savoir, 1969) sieht Foucault seine Aufgabe darin, die Diskurse nicht mehr »als Gesamtheiten von Zeichen [...], sondern als Praktiken zu behandeln, die systematisch die Gegenstände bilden, von denen sie sprechen«42, und bestätigt damit die Macht, welche der Sprache in Bezug auf die Erschaffung (und implizit wohl auch auf die Abschaffung) der Wirklichkeit zukommt.

Je mehr gestalterische beziehungsweise zerstörerische Kraft den sprachlichen Äußerungen zugestanden wird, desto schärfer spitzt sich für Foucault die auf Nietzsche zurückgeführte Frage »Wer spricht?« zu. Spätestens gegen Ende der Ordnung der Dinge scheint er allerdings eine klare Antwort darauf gefunden zu haben, und zwar bei Mallarmé, dessen Texten eindeutig zu entnehmen sei, dass »das, was spricht, in seiner Einsamkeit, seiner zerbrechlichen Vibration, in seinem Nichts das Wort selbst ist – nicht die Bedeutung des Wortes, sondern sein rätselhaftes und prekäres Sein«.43 Jedenfalls schickt er, als er 1969 vor der Société française de philosophie einen Vortrag mit dem Titel Was ist ein Autor? hält, seinen Ausführungen eine ganz andere Frage voraus, »Was liegt daran wer spricht?«, die er diesmal von Beckett entlehnt.44 Diese vordergründig rhetorisch zu verstehende Frage muss zunächst nicht beantwortet werden und soll lediglich die Tatsache verdeutlichen, dass die »Auslöschung des Autors« inzwischen fast zu einem Gemeinplatz der Literaturkritik geworden ist, das heißt in den Diskurs eingegangen ist und, in Termini von Šklovskij gesprochen, jener gleichgültigen »Automatisierung« unterliegt, die eine Erkenntnis des »Wesentliche[n]« verhindert.45 Der Vortrag von Foucault steht also ganz im Zeichen der »Verfremdung« der Autorschaft, was im formalistischen Sinne ihrer (Wieder)Entdeckung, ja (Wieder)Erschaffung gleichkommt.

Wenn Foucault den Autor zu einer Funktion erklärt, dann scheint er ebenfalls den Formalisten zu folgen, die den Autor stets jenseits der psychologischen Kontingenz verorten und seine Rolle durch ein Regelwerk determiniert wissen wollen, dem die Literatur als System insgesamt unterliegt. Meist wird er als eine Instanz gesehen, die zwischen dem Text und dem Leben vermittelt, wobei die ausschlaggebende Richtung dieser Vermittlung vom Text aus zum Leben hin weist.

Wenn Tynjanov sich auch eine gegenseitige Beeinflussung der Literatur und der alltäglichen Realität (»byt«) vorstellen kann, so erscheint, allein aufgrund der Unnachgiebigkeit der sprachlichen Gesetze, die »Expansion der Literatur ins Außerliterarische« (»экспансия литературы в быт«), die solche Phänomene wie die »literarische Persönlichkeit« hervorbringt, eine viel größere Bedeutung zu haben, als die ursprünglichen »Absichten« des Verfassers (»авторское намерение«), die dann sowieso unweigerlich im Text untergehen oder bis zur Unkenntlichkeit verformt werden.46 Auch für Tomaševskij ist das Leben eines Schriftstellers eine »ständige Leinwand« für seine Werke, die eine permanente Selbstdarstellung fordert und den Künstler dazu zwingt, »im Leben epische Motive zu inszenieren und sich andererseits eine künstlerische biographische Legende mit einer bewussten Zusammenstellung realer und erdachter Ereignisse zu schaffen.«47 Tomaševskij gibt zwar zu, dass die »Wechselbeziehungen von Leben und Literatur« gerade in der romantischen Epoche verworren sein können, kommt aber zum zusammenfassenden Urteil, dass die Dichter mit ihrem Leben »eine literarische Aufgabe« verwirklichten und nicht etwa umgekehrt – mit ihren Werken eine Lebensaufgabe erfüllten.48

Für Foucault ist die Autor-Funktion dagegen etwas, das ihren Ursprung außerhalb des Werkes hat und gerade deshalb für seine Integration in die größeren diskursiven Zusammenhänge sorgt: »Der Begriff Autor bildet den Angelpunkt der Individualisation in der Ideengeschichte, der Geistes- und Literaturgeschichte, ebenso in der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte.«49 Während Boris Ėjchenbaum die Anwesenheit des Autors in Gogol’s Prosa in der besonderen Beschaffenheit des Wortmaterials zu erkennen glaubt, in dem die Gebärden beziehungsweise das Mienenspiel des rezitierenden Verfassers stets aufs Neue erfahrbar wird,50 konzentriert sich Foucault auf auf den Autornamen, ein Verweis auf die Autorschaft, der am wenigsten Spuren der empirischen, ›leibhaftigen‹ Persönlichkeit enthält. Es ist offenbar seine Position an der Grenze mehrerer Texte, die dem Autornamen ermöglicht, eine Vermittlerrolle zwischen (den) unterschiedlichen Diskursen einzunehmen, und zur folgenden Schlüsselüberlegung Foucaults führt: »Er [der Autorname] kennzeichnet eine bestimmte Gesamtheit von Diskursen, und er bezieht sich auf den Status dieses Diskurses innerhalb einer Gesellschaft und innerhalb einer Kultur.«51

Die auf diese Weise definierte, durch einen Autornamen wirkende Autor-Funktion ist natürlich aufs engste mit den historischen Bedingungen der Textentstehung verbunden und beruht auf einer Reihe von textexternen Faktoren, wie zum Beispiel der zivilen Gesetzgebung, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts den Autor verstärkt als eine juristische Person wahrnimmt.52 Demzufolge kann man von der Autor-Funktion nicht als einer Eigenschaft des Textes sprechen, in dem der Abdruck des lebendigen Autors für immer konserviert und jederzeit abrufbar wäre. Vielmehr bedarf es dafür »einer komplexen Operation«, die weit über das einzelne Werk hinausgeht und dem Text erst ein »vernünftiges Wesen« zuordnet, das ihn geschrieben haben könnte.53 Da dieser Prozess der Zuschreibung ein dynamischer ist und nie zum Abschluss kommt, ist der daraus resultierende Autor auch einem steten Wandel unterworfen und kann sogar völlig zum Verschwinden gebracht werden, wenn der entsprechende Diskurs die Autor-Funktion verliert.54

Ein Ausbruch aus dem Gefängnis der Sprache

Es wird bereits in Was ist ein Autor? deutlich bemerkbar, wie die frühere Begeisterung Foucaults für die moderne Literatur und ihre Rolle bei der Überwindung eines restriktiven Subjektmodells ins Wanken gerät. Dieser Umstand ist sicherlich nicht zuletzt den historischen Ereignissen geschuldet, die im Vortrag zwar nicht explizit erwähnt werden, aber eine wichtige Folie sowohl für das Verfassen als auch für die Rezeption dieses Textes bilden. Gemeint sind die studentischen Unruhen von 1968 in Frankreich, die die Hoffnung auf eine revolutionäre Umgestaltung der Wirklichkeit durchblicken ließen, dieses Versprechen jedoch nicht erfüllten. Genau um diese Zeit zeichnet sich im Denken von Foucault eine Wende ab, die ein neues Verständnis der Sprache bedingt. Die Sprache wird nicht mehr als autonom angesehen, sondern als »im wesentlichen durch soziale Machtpraktiken strukturiert und funktionalisiert«.55 Die Autor-Funktion erweist sich somit als ein Instrument der gesellschaftlichen Kontrolle, das eine freie Entfaltung der Sprache verhindert und somit ihren subversiven Einfluss auf die Realität eingrenzt, wenn nicht völlig unmöglich macht. Man kann folglich keine Revolution auf rein ästhetischen Grundlagen aufbauen. Wie Foucault bereits im nächsten Jahr in seiner Vorlesung Die Ordnung des Diskurses (L’ordre du discours, 1970) anmerkt, muss man »unseren Willen zur Wahrheit in Frage stellen; man muß dem Diskurs seinen Ereignischarakter zurückgeben; endlich muß man die Souveränität des Signifikanten aufheben.«56

Die Forderung der Autonomie eines literarischen Kunstwerks bekommt in diesem Zusammenhang eine andere Bedeutung. Die besagte Autonomie wird nicht mehr, wie in den früheren Schriften, als Ergebnis der Befreiung von der auktorialen Subjektivität in einem Akt der Überschreitung – zu einem neuen, ›un-menschlichen‹ Wissen hin – betrachtet. Vielmehr erweist sie sich nun als reaktionär beziehungsweise im schlechteren Sinne idealistisch insofern, als sie die übergreifenden Ordnungsstrukturen übersieht, in denen die sprachlichen Aussagen entstehen und wirken. Nicht umsonst verkündet Foucault 1971 in einem Interview den »Überdruß«, den er seit einiger Zeit für »alles Literarische« empfinde, und bekundet stattdessen ein akutes Interesse für das »Problem des Gefängnisses«.57 Ausgerechnet durch die Auseinandersetzung mit dem Gefängnis, einer disziplinierenden Institution der Gesellschaft, die sich der menschlichen Körper auf eine ganz und gar unmetaphorische Weise bemächtigt, glaubt Foucault einen Ausweg aus jenen Zwängen der Sprache zu finden, die laut Nietzsche unser Denken einschränken und ihm einen nicht zu überwindenden Schematismus auferlegen.58

Noch bevor er die enge Verflechtung zwischen den auf einer physischen Ebene wirkenden »Technologien der Macht« und dem diskursiv zu fassenden Seelenleben des Menschen in seiner Studie Überwachen und Strafen (Surveiller et punir, 1975) untersucht59, wird das Problem der Autorschaft beziehungsweise der Urheberschaft ausdrücklich auf die reale Machtverteilung bezogen. Bereits in Archäologie des Wissens fragt Foucault danach, welchen Status in der gesellschaftlichen Hierarchie Personen haben müssen, deren Aussagen Wahrheitsanspruch erheben.60 Das nietzscheanische ›Gefängnis‹ der Sprache wird nun als ein doppeltes erkannt, da es sich auf die Institutionen des politischen und gesellschaftlichen Zwangs stützt, wobei dem Autor, sofern er sich als solcher durch die Autor-Funktion identifizieren lässt, die Rolle eines Aufsehers zukommt. Er kann einfach nicht anders, als sich dem herrschenden Dispositiv zu fügen, also die bestehende Ordnung aufrechtzuerhalten.

Bezeichnenderweise wurden auch die Vertreter des russischen Formalismus während ihrer produktivsten Arbeitsphase mit revolutionären Umbrüchen und gravierenden politischen Erschütterungen in ihrem Land konfrontiert. Inwiefern war ihre Literaturtheorie, die von der Autonomie des Werkes ausging, eine Reaktion auf die gesellschaftlichen Veränderungen der Zeit, die sich scheinbar auf alle Lebensbereiche erstreckten? Stellte sie womöglich einen Versuch dar, die Sphäre der Sprache als objektiv gegeben festzulegen und sie somit vor dem ideologischen Zugriff zu schützen? Wenn die »literarische Evolution« rational zu fassenden, jenseits des einzelnen Subjekts wirkenden Gesetzen unterliegt, dann darf auch die ›schöpferische Persönlichkeit‹, also der Autor, nicht so einfach für die von ihm produzierten Werke zur Verantwortung gezogen werden. Seine vordergründige ›Entmachtung‹ innerhalb der formalistischen Theorie könnte also paradoxerweise zu einer größeren Freiheit, ja einer Art Souveränität führen. Aus der Sicht des Machtanalytikers Foucault wäre diese (Narren)Freiheit jedoch zu teuer erkauft, da sie die real existierenden Abhängigkeiten ignorieren und somit den Weg zu einer wirklichen Befreiung des Individuums versperren würde.

Darüber hinaus könnte der objektivierte Sprachbegriff der Formalisten, der ja eine intensive überindividuelle Wirkung zum wichtigsten Kriterium einer gelungenen sprachlichen Innovation erklärt61, gerade in Zeiten politischer Umbrüche zu einer Apologetik populistischer Rhetorik führen. So erscheint 1925 eine Ausgabe der Zeitschrift LEF mit dem thematischen Schwerpunkt Die Sprache Lenins (Jazyk Lenina), in der führende formalistische Theoretiker ihre Analysen der vermeintlichen sprachlichen Kunstgriffe des erst ein Jahr zuvor verstorbenen »Führers des Weltproletariats« vorlegen. Auf diese Weise werden öffentliche Äußerungen Lenins, auch unabhängig von ihrem Inhalt, zu Trägern einer tieferen historischen Wahrheit, die durch einen strategischen Wortgebrauch das Bewusstsein der Massen ergreift und somit eine reale Veränderung der Verhältnisse erzwingt.62 Lenin ist, aus dieser Perspektive gesehen, vor allem ein in ästhetischer Hinsicht überzeugender Wortkünstler.63 Ist er deshalb auch ein autonomer Autor? Nein, weil der Aufbau seiner Reden und Artikeln den epochenspezifischen sprachlichen Gesetzen unterliegt, die einen eigendynamischen Prozess in Gang bringen,64 also notfalls auch von einem anderen Autor aufgegriffen werden können.

Trotz einer vordergründig ideologiekonformen Haltung, die diese Ausgabe von LEF zu verraten scheint, lässt sich mithilfe des Begriffs des Spiels beziehungsweise der Maske, den die Formalisten oft verwenden, wenn es darum geht, das Verhältnis zwischen dem Autor und seinem Werk zu charakterisieren,65 die formalistische Auseinandersetzung mit Lenin auch subversiv lesen. Dieses Maskenspiel vor Augen haltend, kommt man nicht umhin, die Position des Sprechers, der die literarische Analyse in einer durchaus kreativen Weise betreibt, mitzuberücksichtigen und dahinter eine verfremdende Absicht zu vermuten. So könnten die Formalisten, die ihre Beiträge für die ›leninsche‹ Ausgabe von LEF lieferten, nur vorübergehend in die Kostüme der von der Revolution begeisterten Beobachter geschlüpft sein, um die Strategien der Macht umso effektiver zu entblößen. Dies wäre nämlich ein Spiel gewesen, dem sich Foucault gerade in seiner späteren Phase enthusiastisch angeschlossen hätte, als er zur Überzeugung gelangt war, dass der Mensch, sowohl körperlich als auch seelisch, das Produkt der Unterwerfung, ja des Gefängnisses sei, also zu keiner freien künstlerischen Leistung fähig.66 So bleibt ihm nichts anderes übrig, als in einem subversiven, auf eine ästhetische Wirkung angelegten Spektakel Machtverhältnisse zu parodieren.67 Wenn also in der Autorschaft eine Souveränität zu erlangen sei, dann nicht durch die Identifizierung mit dem eigenen Werk, sondern im Gegenteil durch eine Distanzierung, die die künstlerische Produktivität als solche verfremdet und in ihrer unvermeidlichen politischen Dimension erfahrbar macht.

Hiermit wird das Problem der Autorschaft, entgegen der formalistischen Bemühungen um eine exakte, also wertefreie Analyse der literarischen Erzeugnisse, in den ethischen Bereich zurückgeworfen. Denn egal wie stark die diskursiven beziehungsweise materiellen Zwänge sind, die die Gestaltung eines Werkes (mit)bedingen, ist das schreibende Subjekt zu ihrer Reflexion verpflichtet. So wird Foucault bis zu seinem Tod nach Strategien des Widerstands suchen, die ein selbstbestimmtes Schreiben und Leben ermöglichen würden.68 Dabei kann die angestrebte Befreiung allerdings nur als Resultat einer konkreten Erfahrung in Aussicht gestellt werden. Erst durch die Anwendung von bestimmten Praktiken, die sich - in Anlehnung an die stoischen Übungen - teilweise direkt mit dem Körper auseinandersetzen kann das Individuum so transformiert werden, dass es sich der gesellschaftlichen oder institutionellen Normierung entzieht.69 Auf diese Weise wird dem Individuum der Zugriff auf eine alternative Moral eröffnet, die stets eine persönliche Wahl impliziert70 und somit eine automatische Anpassung an den jeweiligen Machtdiskus verhindert. So kann der Schreibende doch noch zum autonomen Autor eines sich über die Konventionen der Zeit hinwegsetzenden Werkes werden. Freilich müsste er sich dafür zuerst selbst erfinden, und zwar in einem Sinne, der durchaus die materielle Sphäre der praktischen Lebenshaltung berührt. Diese hat sich nämlich nach einem Katalog von Techniken zu orientieren, die von Foucault als »Technologien des Selbst« (»les techniques de soi«)71 bezeichnet werden und an zentraler Stelle das Schreiben miteinschließen. Dabei wird ein »Wille zur Form«72 impliziert, der deutlich über den produzierten Text hinausgeht und dem Schreibenden selbst eine ästhetische Qualität verleiht, insofern dem Geschriebenen als »Rüstzeug des täglichen Verhaltens«73 eine unmittelbare und durchaus kalkulierte Auswirkung auf sein Leben zukommt. Auf diese Weise kann sich das Individuum mittels eines angewandten stilistischen Verfahrens nicht nur zum selbstverantwortlichen Moralsubjekt konstituieren74, sondern im Rahmen einer »Ästhetik der Existenz« (»esthétique de l’existence«) auch zum Objekt seiner eigenen Kunstbetrachtung werden75 – ein Prozess, der eine Erlösung von den Gesetzen der literarischen Evolution zu versprechen scheint, indem er das Ästhetische komplett in der Intimität eines individuellen Lebensentwurfs versiegelt.76

Literatur- und Medienverzeichnis

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  • 1. Tzvetan Todorov (Hg.): Théorie de la littérature. Textes des formalistes russes. Préf. de Roman Jakobson. Paris 1965.
  • 2. Michel Foucault: »Das Denken des Außen«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band I, 1954–1969. Frankfurt / M. 2001, S. 670–697, hier S. 672. Vgl.: »le vide où se manifeste la minceur sans contenu du ›je parle‹« (Michel Foucault: »La pensée du dehors«. In: Ders.: Dits et écrits. I. Paris 1994, S. 518–539, hier S. 519.)
  • 3. Viktor Erlich: Russischer Formalismus. Frankfurt / M. 1987, S. 219.
  • 4. Vgl. Viktor Šklovskij: »Predislovie«. In: Ders.: O teorii prozy. Moskva 1929, S. 5-6, hier S. 5.
  • 5. Aage Hansen-Löve: Der russische Formalismus. Methodologische Rekonstruktion seiner Entwicklung aus dem Prinzip der Verfremdung. Wien 1996, S. 414.
  • 6. Als »das literarische Faktum« bezeichnet Tynjanov diejenigen konstruktiven Elemente des literarischen Systems, die von einem zeitgenössischen Leser intuitiv als diesem System zugehörig empfunden werden und somit der Abgrenzung gegenüber dem »ausserliterarischen Leben« dienen. Vgl. Tynjanov, Jurij: »Das literarische Faktum«. In: Jurij Striedter (Hg.): Russischer Formalismus. München 1971, S. 393–431, hier S. 399–401 und Tynjanov, Jurij: »Über die literarische Evolution«. In: Jurij Striedter (Hg.): Russischer Formalismus. München 1971, S. 433–461, hier S. 441-443.
  • 7. Boris Tomaševskij: »Literatur und Biographie«. In: Fotis Jannidis u.a. (Hg.): Texte zur Theorie der Autorschaft. Stuttgart 2000, S. 49–61, hier S. 51. Vgl.: »Но в эпохи индивидуализации творчества, в эпохи, культивировавшие суб’ективизм в художественной конструкции, имя и личность автора выдвигаются, и интерес читателя от произведения простирается и на творца.« (Tomaševskij, Boris: »Literatura i biografija«. In: Kniga i revoljucija 4 (28) (1923). S. 6–9, hier S. 6.)
  • 8. Vgl. Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Frankfurt / M. 1994, S. 373.
  • 9. Ebd., S. 261. Vgl.: »La fin de la pensée classique« (Michel Foucault: Les mots et les choses. Une archéologie des sciences humaines. Paris 1966, S. 222.)
  • 10. Vgl. ebd., S. 93.
  • 11. Vgl. Michel Foucault: »Michel Foucault, ›Die Ordnung der Dinge‹«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band I, 1954–1969. Frankfurt / M. 2001, S. 644–652, hier S. 648f.
  • 12. Ebd., S. 651. Vgl.: »Par exemple, l’utilisation des notions les plus familières du XVIIIe siècle, les schémas de la ressemblance et de la contiguïté, tout cela pour bâtir des sciences humaines, et les fonder, tout cela me semble être comme une lâcheté intellectuelle qui sert à confirmer ce fait que Nietzsche nous a signifié pourtant depuis bientôt un siècle, que là où il y a signe, il ne peut pas y avoir l’homme, et que là où on fait parler les signes, il faut bien que l’homme se taise.« (Michel Foucault: »Michel Foucault, ›Les Mots et les Choses‹«. In: Ders.: Dits et écrits. I. Paris 1994, S. 498–504, hier S. 503.)
  • 13. Vgl. Viktor Šklovskij: »Die Auferweckung des Wortes«. In: Jurij Striedter, Wolf-Dieter Stempel, Inge Paulmann (Hgg.): Texte der russischen Formalisten. Bd. 2. Texte zur Theorie des Verses und der poetischen Sprache. München 1972, S. 3–17 und Viktor Šklovskij: Voskrešenie slova. Sankt Petersburg 1914.
  • 14. Vgl. Michel Foucault: »Die Bühne der Philosophie«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band III, 1976–1979. Frankfurt / M. 2003, S. 718–747, hier S. 742.
  • 15. Vgl. François Dosse: History of Structuralism. Volume I: The Rising Sign, I945–I966. Minneapolis 1997, S. 12.
  • 16. Vgl. Foucault: Die Ordnung der Dinge (Anm. 8), S. 462; Michel Foucault: »Die Geburt einer Welt«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band I, 1954–1969. Frankfurt / M. 2001, S. 999–1003, hier S. 1002.
  • 17. Foucault: »Michel Foucault, ›Die Ordnung der Dinge‹« (Anm. 11), S. 648. Vgl.: »À la fin du XVIIIe siècle, le discours a cessé de jouer le rôle organisateur qu’il possédait dans le savoir classique. Il n’y a plus eu de transparence entre l’ordre des choses et celui des représentations qu’on pouvait en avoir« (Foucault: »Michel Foucault, ›Les Mots et les Choses‹« (Anm. 12), S. 501.)
  • 18. Vgl. Hans-Herbert Kögler: Michel Foucault. Stuttgart 2004, S. 71f.
  • 19. Foucault: »Das Denken des Außen« (Anm. 2), S. 672. Vgl.: »bref, il n’est plus discours et communication d’un sens, mais étalement du langage en son être brut, pure extériorité déployée; et le sujet qui parle n’est plus tellement le responsable du discours (celui qui le tient, qui affirme et juge en lui, s’y représente parfois sous une forme grammaticale disposée à cet effet), que l’inexistence dans le vide de laquelle se poursuit sans trêve l’épanchement indéfini du langage.« (Foucault: »La pensée du dehors« (Anm. 2), S. 519.)
  • 20. Foucault: »Das Denken des Außen« (Anm. 2), S. 673. Vgl.: »La percée vers un langage d’où le sujet est exclu« (Foucault: »La pensée du dehors« (Anm. 2), S. 520.)
  • 21. Foucault: »Das Denken des Außen« (Anm. 2), S. 672. Vgl.: »le langage [dans la littérature] échappe au mode d’être du discours c’est-à-dire à la dynastie de la représentation« (Foucault: »La pensée du dehors« (Anm. 2), S. 520.)
  • 22. Viktor Šklovskij: »Die Kunst als Verfahren«. In: Jurij Striedter (Hg.): Russischer Formalismus. München 1971, S. 3–35, hier S. 7. Vgl.: »вещами художественными же, в тесном смысле, мы будем называть вещи, которые были созданы особыми приемами, цель которых состояла в том, чтобы эти вещи по возможности наверняка воспринимались как художественные.« (Viktor Šklovskij: »Iskusstvo, kak priem«. In: Viktor Šklovskij: O teorii prozy. Moskva 1929, S. 7-32, hier S. 9.)
  • 23. Ebd., S. 31 und Šklovskij: »Iskusstvo, kak priem« (Anm. 22), S. 21. Das von mir gewählte Wort »demonstrativ« gibt die Bedeutung des russischen »naročito« genauer wieder als das in der deutschen Übersetzung verwendete Adjektiv »absichtlich«.
  • 24. Ebd., S. 31.
  • 25. Ebd., S. 5. Vgl.: »Вся работа поэтических школ сводится к накоплению и выявлению новых приемов расположения и обработки словесных материалов и, в частности, гораздо больше к расположению образов, чем к созданию их.« (Šklovskij: »Iskusstvo, kak priem« (Anm. 22), S. 8f.)
  • 26. Tynjanov: »Über die literarische Evolution« (Anm. 6).
  • 27. Ebd., S. 453 und Jurij Tynjanov: »O literaturnoj ėvoljucii«. In: Ders.: Literaturnaja ėvoljucija. Izbrannye trudy. Moskva 2002, S. 189–204, hier S. 200. Das in der deutschen Übersetzung gebrauchte Wort »Intention« hat diese Bedeutungsnuancen nicht.
  • 28. Ebd., S. 453.
  • 29. Ebd. und Tynjanov: »O literaturnoj ėvoljucii«, (Anm. 27), S. 200: »›Творческая свобода‹ оказывается лозунгом оптимистическим, но не соответствует действительности и уступает место ›творческой необходимости‹.«
  • 30. Vgl. Erlich: Russischer Formalismus (Anm. 3), S. 201f.
  • 31. Foucault: Die Ordnung der Dinge (Anm. 8), S. 342f. Vgl.: »Si le mot peut figurer dans un discours où il veut dire quelque chose, ce ne sera pas par la vertu d’une discursivité immédiate qu’il détiendrait en propre et par droit de naissance, mais parce que dans sa forme même, dans les sonorités qui le composent, dans les changements qu’il subit selon la fonction grammaticale qu’il occupe, dans les modifications enfin auxquelles il se trouve soumis à travers le temps, il obéit à un certain nombre de lois strictes qui régissent de façon semblable tous les autres éléments de la même langue; si bien que le mot n’est plus attaché à une représentation que dans la mesure où il fait partie d’abord de l’organisation grammaticale par laquelle la langue définit et assure sa cohérence propre. Pour que le mot puisse dire ce qu’il dit, il faut qu’il appartienne à une totalité grammaticale qui, par rapport à lui, est première, fondamentale et déterminante.« (Foucault: Les mots et les choses (Anm. 9), S. 293.)
  • 32. Vgl. Tynjanov: »Über die literarische Evolution« (Anm. 6), S. 453.
  • 33. Erlich: Russischer Formalismus (Anm. 3), S. 205.
  • 34. Vgl. Šklovskij: »Die Kunst als Verfahren« (Anm. 22), S. 15.
  • 35. Vgl. Jonathan Culler: Structuralist Poetics. Structuralism, linguistics and the study of literature. London, New York 2002, S. 5f.
  • 36. Vgl. Michel Foucault: »Der Wahnsinn, Abwesenheit eines Werkes«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band I, 1954–1969. Frankfurt / M. 2001, S. 539–550, hier S. 546f.
  • 37. Foucault: Die Ordnung der Dinge (Anm. 8), S. 375 und Foucault: Les mots et les choses (Anm. 9), S. 321.
  • 38. Ebd., S. 322.
  • 39. Vgl. Foucault: Die Ordnung der Dinge (Anm. 8), S. 375f.: »In dieser Rolle transformiert die Sprache die Folge der Wahrnehmungen in ein Bild, und umgekehrt zerteilt sie das Kontinuum der Wesen in Merkmale. Dort, wo es Diskurs gibt, fächern sich die Repräsentationen auf und stellen sich dicht nebeneinander. Die Dinge sammeln sich und gliedern sich.« und Foucault: Les mots et les choses (Anm. 9), S. 322: »En ce rôle, le langage transforme la suite des perceptions en tableau, et en retour découpe le continu des êtres, en caractères. Là où il y a discours, les représentations s’étalent et se juxtaposent; les choses se rassemblent et s’articulent.«
  • 40. Šklovskij: »Die Kunst als Verfahren« (Anm. 22), S. 13. Vgl.: »Вещь проходит мимо нас как бы запакованной, мы знаем, что она есть, по месту, которое она занимает, но видим только ее поверхность. Под влиянием такого восприятия вещь сохнет, сперва как восприятие, а потом это сказывается и на ее делании« (Šklovskij: »Iskusstvo, kak priem« (Anm. 22), S. 12.)
  • 41. Ebd., S. 15. Vgl.: »Так пропадает, в ничто вменяясь, жизнь. Автоматизация съедает вещи, платье, мебель, жену и страх войны.« (Šklovskij: »Iskusstvo, kak priem« (Anm. 22), S. 13.)
  • 42. Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Frankfurt / M. 1981, S. 74. Vgl.: »Tâche qui consiste à ne pas – à ne plus – traiter les discours comme des ensembles de signes (d’éléments signifiants renvoyant à des contenus ou à des représentations) mais comme des pratiques qui forment systématiquement les objets dont ils parlent.« (Michel Foucault: L’Archéologie du savoir. Paris 1969, S. 66f.)
  • 43. Foucault: Die Ordnung der Dinge (Anm. 8), S. 370. Vgl.: »A cette question nietzschéenne: qui parle? Mallarmé répond, et ne cesse de reprendre sa réponse, en disant que ce qui parle, c’est en sa solitude, en sa vibration fragile, en son néant le mot lui-même - non pas le sens du mot, mais son être énigmatique et précaire.« (Foucault: Les mots et les choses (Anm. 9), S. 316f.)
  • 44. Das Zitat stammt aus der Textsammlung Textes pour rien, 1954 (deutsche Übersetzung: Erzählungen und Texte um Nichts, 1962): »Was liegt daran wer spricht, hat jemand gesagt was liegt daran wer spricht?«
  • 45. Vgl. Michel Foucault: »Was ist ein Autor? (Vortrag)«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band I, 1954–1969. Frankfurt / M. 2001, S. 1003–1041, hier S. 1003. Vgl.: »L’effacement de l’auteur est devenu, pour la critique, un thème désormais quotidien. Mais l’essentiel n’est pas de constater une fois de plus sa disparition« (Michel Foucault: »Qu’est-ce qu’un auteur? (Conférence)«. In: Ders.: Dits et écrits. I. Paris 1994, S. 789–821, hier S. 789.)
  • 46. Vgl. Tynjanov: »Über die literarische Evolution« (Anm. 6), S. 455 und Tynjanov: »O literaturnoj ėvoljucii«, (Anm. 27), S. 200f. Nach Tynjanov ist die »literarische Persönlichkeit« im Gegensatz zum biographischen Autor, der im außerliterarischen Leben verortet wird und über ein individuelles psychologisches Profil verfügt, ein »literarisches Faktum«, das heißt ein konstruktives Element, das zum literarischen System gehört. (Vgl. Anm. 7) Die Grenzen seien dabei durchaus durchlässig, denn sowohl der biographische Autor projiziere die entsprechenden Intentionen in das literarische Werk als auch die »literarische Persönlichkeit«, die sich in den Texten manifestiere, könne einen Einfluss auf das ausserliterarische Leben des Autors ausüben.
  • 47. Vgl. Tomaševskij: »Literatur und Biographie« (Anm. 7), S. 52. Vgl.: »И расчёт на то, что их жизнь будет постоянным экраном для их произведений, заставлял их, с одной стороны, в жизни инсценировать эпические мотивы, с другой стороны – создавать себе собственную биографию-легенду с намеренным набором реальных и вымышленных событий.« Tomaševskij: »Literatura i biografija« (Anm. 7), S. 6f.)
  • 48. Vgl. ebd., S. 55. Vgl.: »Взаимоотношения жизни и литературы стали запутаны в романтическую
    эпоху. [...] Поэты своей жизнью осуществляют литературное задание.« (Tomaševskij: »Literatura i biografija« (Anm. 7), S. 7.)
  • 49. Foucault: »Was ist ein Autor? (Vortrag)« (Anm. 45), S. 1007. Vgl.: »Cette notion d’auteur constitue le moment fort de l’individualisation dans l’histoire des idées, des connaissances, des littératures, dans l’histoire de la philosophie aussi, et celle des sciences.« (Foucault: »Qu’est-ce qu’un auteur? (Conférence)« (Anm. 45), S. 792.)
  • 50. Vgl. Boris Ėjchenbaum: »Wie Gogol’s ›Mantel‹ gemacht ist«. In: Jurij Striedter (Hg.): Russischer Formalismus. München 1971, S. 123–159, hier S. 147.
  • 51. Foucault: »Was ist ein Autor? (Vortrag)« (Anm. 45), S. 1014f. Vgl.: »Il [le nom d’auteur] manifeste l’événement d’un certain ensemble de discours, et il se réfère au statut de ce discours à l’intérieur d’une société et à l’intérieur d’une culture.« (Foucault: »Qu’est-ce qu’un auteur? (Conférence)« (Anm. 45), S. 798.)
  • 52. Vgl. Foucault: »Was ist ein Autor? (Vortrag)« (Anm. 45), S. 1015f.
  • 53. Ebd., S. 1017. Vgl.: »Elle [la fonction-auteur] est le résultat d’une opération complexe qui construit un certain être de raison qu’on appelle l’auteur.« (Foucault: »Qu’est-ce qu’un auteur? (Conférence)« (Anm. 45), S. 800f.)
  • 54. Diese Metamorphose kann man nach Foucault zum Beispiel bei wissenschaftlichen Texten beobachten, die früher die Zuschreibung zu einem Autor unbedingt erfordert haben, um als wahrhaftig zu gelten, seit dem 17. oder 18. Jahrhundert jedoch nicht mehr darauf angewiesen sind, da sie »in der Anonymität einer etablierten oder immer wieder neu beweisbaren Wahrheit« akzeptiert werden. Foucault: »Was ist ein Autor? (Vortrag)« (Anm. 45), S. 1016. Vgl.: »Un chiasme s’est produit au XVIIe, ou au XVIIIe siècle; on a commencé à recevoir les discours scientifiques pour eux-mêmes, dans l’anonymat d’une vérité établie ou toujours à nouveau démontrable« (Foucault: »Qu’est-ce qu’un auteur? (Conférence)« (Anm. 45), S. 800.)
  • 55. Kögler: Michel Foucault (Anm. 18), S. 73.
  • 56. Michel Foucault: Die Ordnung des Diskurses. Frankfurt / M. 2003, S. 33. Vgl.: »il faut, je crois, se résoudre à trois décisions auxquelles notre pensée, aujourd’hui, résiste un peu et qui correspondent aux trois groupes de fonctions que je viens d’évoquer: remettre en question notre volonté de vérité: restituer au discours son caractère d’événement; lever enfin la souveraineté du signifiant.« (Michel Foucault: L’ordre du discours. Leçon inaugurale au Collège de France prononcée le 2 décembre 1970. Paris 1971, S. 53.)
  • 57. Vgl. Michel Foucault: »Ich sehe das Unerträgliche«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band II, 1970–1975. Frankfurt / M. 2002, S. 247–250, hier S. 248. Vgl.: »En raison de circonstances et d’événements particuliers, mon intérêt s’est déplacé sur le problème des prisons, et cette nouvelle préoccupation s’est offerte à moi comme une véritable issue au regard de la lassitude que j’éprouvais face à la chose littéraire.« (Michel Foucault: »Je perçois l’intolérable«. In: Ders.: Dits et écrits. II. Paris 1994, S. 203–205, hier S. 203.)
  • 58. Vgl.: »Wir hören auf zu denken, wenn wir es nicht in dem sprachlichen Zwange tun wollen.« Friedrich Nietzsche: »Nachgelassene Fragmente 1885-1887«. In: Ders.: Kritische Studienausgabe. Bd. 12. Hg. v. Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München 1999, S. 193.
  • 59. Vgl. Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt / M. 1977, S. 170.
  • 60. Vgl. Foucault: Archäologie des Wissens (Anm. 42), S. 75.
  • 61. Vgl. Erlich: Russischer Formalismus (Anm. 3), S. 197.
  • 62. Vgl. Boris Ėjchenbaum: »Osnovnye stilevye tendencii v reči Lenina«. In: LEF 1 (1924), S. 57–70, hier S. 57f.
  • 63. Vgl. ebd., S. 70 und Viktor Šklovskij: »Lenin kak dekanonizator«. In: LEF 1 (1924), S. 53–56, hier S. 55f.
  • 64. Vgl. ebd., S. 57.
  • 65. Vgl. Boris Ėjchenbaum: »Anna Achmatova. Opyt analiza«. In: Ders.: O poėzii. Leningrad 1969, S. 75–147, hier S. 146.
  • 66. Vgl. Foucault: Überwachen und Strafen (Anm. 59), S. 42.
  • 67. Vgl. Philipp Sarasin: Michel Foucault zur Einführung. Hamburg 2005, S. 152; Foucault, Michel: »Sade, Offizier des Geschlechts«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band II, 1970–1975. Frankfurt / M. 2002, S. 1018–1023, hier S. 1022f.
  • 68. Diese Phase in Foucaults Denken wird prägnant an das Schlagwort »Ästhetik der Existenz« gebunden. Vgl. Kögler: Michel Foucault (Anm. 18), S. 76f.
  • 69. Vgl. Michel Foucault: »Zur Genealogie der Ethik: Ein Überblick über die laufende Arbeit«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band IV, 1980–1988. Frankfurt / M. 2005, S. 461–498, hier S. 462f.
  • 70. Vgl. ebd., S. 465.
  • 71. Michel Foucault: »Technologien des Selbst«. In: Ders.: Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits. Band IV, 1980–1988. Frankfurt / M. 2005, S. 966–999, hier S. 966f. und Michel Foucault: »Les techniques de soi«. In: Ders.: Dits et écrits. IV. Paris 1994, S. 783–813, hier S. 783.
  • 72. Markus Schröder-Augustin: Literatur und Kunst im Werk Foucaults. Berlin 2001, S. 173.
  • 73. Michel Foucault: Der Gebrauch der Lüste. Sexualität und Wahrheit 2. Frankfurt / M. 1989, S. 20. Vgl.: »Le domaine que j’analyserai est constitué par des textes qui prétedent donner des règles, des avis, des conseils pour se comporter comme il faut: textes ›pratiques‹, qui sont eux-mêmes objets de ›pratique‹ dans la mesure où ils étaient faits pour être lus, appris, médités, utilisés, mis à l’épreuve et où ils visaient à constituer finalement l’armature de la conduite quotidienne.« (Michel Foucault: Histoire de la sexualité II. L’usage des plaisirs. Paris 1984, S. 18.)
  • 74. Vgl. ebd., S. 40.
  • 75. Vgl. ebd., S. 118.
  • 76. Ich möchte mich bei Irina Wutsdorff für ihre Kommentare und Überlegungen zu diesem Artikel ganz herzlich bedanken.

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