Stefan
Descher
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Eva-Maria
Konrad
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Thomas
Petraschka
Regensburg

Literaturtheorie heute

Aktuelle Tendenzen der Forschung

›Literaturtheorie‹ ist nicht nur ein weites Forschungsfeld, sondern auch ein schillernder Begriff. Er wird im Singular verwendet und auch im Plural, gelegentlich sehr weit, gelegentlich sehr eng. Wer – wie wir im Titel dieses Sonderhefts – einen Überblick über aktuelle literaturtheoretische Forschung ankündigt, sollte also Rechenschaft darüber ablegen, was damit eigentlich gemeint ist. Wir wollen hier mit dem Begriff ›Literaturtheorie‹ einen Teilbereich der Literaturwissenschaft (neben anderen Teilbereichen wie z. B. der Literaturgeschichte oder der Editionsphilologie) bezeichnen, der sich mit Grundlagenproblemen rund um Literatur sowie mit Fragen der Methodologie oder mit spezifischen gegenstandsbezogenen Theorien über Produktion, Rezeption, Interpretation oder Funktionen von Literatur befasst. Die im letzten Teil unseres Definitionsvorschlags benannten »gegenstandsbezogenen Theorien«, die wir als einen Teil des Zuständigkeitsbereichs der »Literaturtheorie« (im Singular) verstehen, werden in der literaturwissenschaftlichen Praxis oft auch »Literaturtheorien« (im Plural) genannt. Speziell diejenigen Literaturtheorien, die sich auch mit den Voraussetzungen und Verfahrensweisen der Interpretation von Literatur beschäftigen (z. B. Diskursanalyse, Strukturalismus, Psychoanalyse etc.), sind in verbreiteten Einführungsbänden aufgelistet und vorgestellt. 

In der weiten Verwendung – etwa wenn man von der »Literaturtheorie der Aufklärung« spricht – ist mit dem Begriff mehr oder weniger alles bezeichnet, was in der Aufklärung von einem theoretischen Standpunkt aus über Literatur gesagt wurde, auch wenn es keinen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen sollte. So fallen dann zum Beispiel auch poetologische Überlegungen von Autor*innen, Selbstäußerungen über Schreibprozesse und Ähnliches unter diesen weiten Begriff. In der systematisch engeren Verwendung – wenn man zum Beispiel von der »strukturalistischen Literaturtheorie« spricht – bezeichnet der Begriff hingegen nur einen Komplex von Äußerungen, die in einem eng umrissenen wissenschaftlich-institutionellen Rahmen, gegebenenfalls sogar innerhalb bestimmter disziplinärer Grenzen, über Literatur getätigt wurden. 

Diese Differenzierungen aufgreifend lässt sich sagen, dass wir den Begriff ›Literaturtheorie‹ im Rahmen unseres Sonderhefts im Singular und im engeren Sinn verwenden. Unter dem Titel Wer macht was in der Literaturtheorie? Eine Bestandsaufnahme aktueller literaturtheoretischer Forschung haben wir Beiträge und Projektvorstellungen versammelt, die sich mit allen Teilbereichen der Literaturtheorie beschäftigen. Unser Interesse war dabei nicht historischer, sondern systematischer Art und beschränkt auf den engen Bereich des aktuellsten wissenschaftlichen Nachdenkens über Literatur. Innerhalb des so gesteckten Rahmens ist mit dem Begriff ›Literaturtheorie‹ jedoch keine weitere Festlegung auf eine bestimmte ›Methode‹ oder bestimmte ›Inhalte‹ verbunden. Der Band enthält deshalb methodologisch diverse Beiträge zu allen inhaltlichen Teilbereichen der Literaturtheorie. 

Diversität besteht dabei in unterschiedlicher Hinsicht: Erstens sind die Projekte unterschiedlich allgemein. Sie beziehen sich zum Teil auf Eigenschaften von Literatur als solcher, zum Teil auf bestimmte Teilbereiche oder Gruppen von Texten (wie z. B. die Gegenwartsliteratur). Zweitens sind die Beiträge wissenschaftstheoretisch unterschiedlich motivierten Methoden oder, noch allgemeiner: unterschiedlichen Zugängen zu ihrem Gegenstand verpflichtet. Sie sind zum Teil zum Beispiel an die analytische Literaturtheorie beziehungsweise die analytische Ästhetik angelehnt, zum Teil an die Kulturwissenschaft oder die postmoderne Theoriebildung. Und drittens sind die Beiträge sehr unterschiedlichen inhaltlichen Zuschnitts. Sie beschäftigen sich mit einem Spektrum von Problemen, das von Fragen nach dem ästhetischen Wert von Literatur sowie nach der Fiktionalität und Referenz literarischer Texte über praxeologische Untersuchungen von Fachpraktiken bis hin zur Frage nach den Möglichkeiten computergestützter Narratologie reicht. 

Unter dem Strich bildet unser Sonderheft damit die Literaturtheorie so ab, wie sie sich aktuell im deutschsprachigen Raum darstellt: als (zumindest auf den ersten Blick) sehr heterogenes Feld unterschiedlicher Zugänge und Gegenstandsbereiche. Dieses deskriptive Anliegen stand von Anfang an im Zentrum der Konzeption des Sonderhefts. Die hier versammelten Beiträge wurden zum einen per Call for Papers über die im Fach etablierten Kommunikationswege (u. a. den Newsletter von H-Germanistik) eingeworben; zum anderen haben wir Projekte mit theoretischer Ausrichtung mithilfe von Forschungsdatenbanken (z. B. https://gepris.dfg.de/gepris/OCTOPUS) gezielt recherchiert und kontaktiert. Alle Beiträger*innen wurden gebeten, in Kurzbeiträgen einen Überblick über die zentralen Fragen und Problemstellungen ihrer Forschung zu geben. Angestrebt wurde ein möglichst konkreter Einblick in die jeweiligen Vorgehensweisen und Zielsetzungen, sodass thematische, methodische und andere Anknüpfungspunkte zwischen den Projekten unmittelbar erkennbar werden. 

Obwohl die Resonanz auf den CfP sowie die direkten Anschreiben groß war, gibt es zweifellos aktuell laufende literaturtheoretische Forschung, die nicht ihren Weg in dieses Sonderheft gefunden hat. Einen quantitativ erschöpfenden Überblick zu geben, ist jedoch auch nicht das Anliegen des Bandes. Stattdessen ist mit der Konzeption des Hefts die Hoffnung verbunden, literaturtheoretischer Forschung aller Spielarten stärkere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Zudem sollen auf diese Weise möglichst früh Verbindungen zwischen verschiedenen Projekten sichtbar werden, um wechselseitige Vernetzung, Kommunikation und Kooperationen unter interessierten Fachkolleg*innen anzuregen. Es schien uns lohnend, produktive Vernetzungen schon während der Arbeit an den jeweiligen Projekten zu ermöglichen und nicht erst nach deren Abschluss und der etwaigen Publikation von Ergebnissen. Viele der Beiträge sind dementsprechend work in progress, Werkstattberichte und Skizzen noch durchzuführender Arbeitsschritte. Diesen Sachverhalt haben wir ausdrücklich begrüßt.

Der Hauptzweck dieser Einleitung ist es nun, Leser*innen eine möglichst konzise Orientierungshilfe an die Hand zu geben. Wir haben die Beiträge in verschiedener Hinsicht zu systematisieren versucht, haben Tendenzen in thematischer und methodischer Hinsicht identifiziert und verbindende Aspekte herausgegriffen, die uns in der Gesamtschau der vorgestellten Projekte auffällig zu sein schienen. Es geht uns dabei nicht darum, alle Aspekte der einzelnen Beiträge einer umfänglichen Charakterisierung und Kategorisierung zu unterziehen – die spezifischen Konturen der Projekte stellen die hier versammelten Texte selbst vor. Vielmehr möchten wir diejenigen Aspekte hervorheben, an denen sich Parallelen zwischen den Projekten erkennen lassen und die daher informative Gruppierungen ermöglichen.

Ganz allgemein gesprochen lässt sich diesbezüglich erstens feststellen, dass ›klassische‹ Themen der Literaturtheorie nach wie vor zahlreich und umfänglich bearbeitet werden, wenngleich häufig mit neuer Perspektivierung. Zweitens gibt es eine Reihe neuerer Untersuchungsgegenstände, die sich erst in den letzten Jahren oder Jahrzehnten (im Zuge der diversen ›turns‹) herausgebildet haben. Drittens scheint sich auch der methodische Schwerpunkt literaturtheoretischer Forschung in Richtung digitaler und empirischer Analyse(materialien) und damit gleichzeitig hin zu verstärkt inter- und transdisziplinären Projekten verschoben zu haben.

Zu den Themen, die wohlbekannte Bereiche der Literaturtheorie betreffen, die aktuell aber wieder verstärktes Interesse erfahren und dabei häufig einer Neubewertung unterzogen werden, gehören vor allem die folgenden:

Fiktionalität, Faktualität, Referenz

Gleich mehrere Projekte befassen sich mit dem Verhältnis von Fiktionalität und Faktualität, Fiktion und Wahrheit beziehungsweise der Frage, ob und inwiefern Fiktion auf Wirklichkeit referieren kann. So kritisiert CELIK das Fiktionalitätsverständnis, das aktuell in der Rechtsprechung im deutschsprachigen Raum zur Anwendung kommt, und hält der in der juristischen Praxis dominierenden Auffassung entgegen, dass fiktionale Texte sehr wohl »in hohem Maße auf Wirklichkeit referieren und unterschiedliche Formen von Wahrheit beinhalten können«. ZÜGEL setzt sich kritisch mit der Auffassung auseinander, dass lyrische Texte nicht auf ihre realen Autor*innen referieren können. Sie argumentiert dafür, bestimmte Texte als »lyrische Selbstentwürfe« und damit als faktuale Lyrik zu begreifen, die eine Referenz auf die jeweiligen Verfasser*innen erlaubt. ERDBEER schlägt vor, literarische Fiktionen als Modelle zu verstehen, die ihrerseits auf »eine bereits modellierte Wirklichkeit« referieren. Im Bonner Graduiertenkolleg »Literatur/Gegenwart« werden die »historischen und aktuellen Praktiken von Referenzierung« und »neue Referenzverhältnisse zwischen Kunst und Zeit« analysiert (LEHMANN/STÜSSEL). Im Projekt von GITTEL steht am Beispiel kulturkritischer fiktionaler Texte zur Debatte, wie Literatur implizit etwas über die reale Welt aussagen kann (implicit assertions).

Interpretation

Auch die philologische Kernpraktik, das Interpretieren literarischer Texte, spielt in zahlreichen Beiträgen eine Rolle. Die hier vertretenen Projekte sind dabei durchaus unterschiedlich ausgerichtet:

Manche Projekte verfolgen primär einen deskriptiven, die Interpretationspraxis beschreibenden Ansatz, wobei typischerweise größere Korpora von Interpretationstexten analysiert und ausgewertet werden. Ein Berliner DFG-Projekt widmet sich beispielsweise der Frage, was »Schlüsselstellen« sind und welchen Stellenwert solche literarischen Passagen für die Interpretation haben (MARTUS). Zu erfassen, wie Interpret*innen literarischer Texte ihre Interpretationen plausibilisieren, ist das zentrale Anliegen eines Göttinger DFG-Projekts (DESCHER/KRÖNCKE/WINKO). GITTEL untersucht nicht nur, wie implicit assertions durch literarische Texte generiert werden, sondern auch, »welche textuellen und außertextuellen Elemente relevant für die Rechtfertigung der Interpretationen sind«, die solche impliziten Behauptungen aus literarischen Texten ableiten.

Andere Projekte haben eine tendenziell normative Ausrichtung, insofern sie die bestehende Interpretationspraxis entweder in bestimmten Hinsichten kritisieren oder für eine Neujustierung typischer interpretativer Ziele werben. Im Zentrum der Dissertation von KLENNER steht beispielsweise, dass es Autor*innen literaturwissenschaftlicher Interpretationen mitunter an Wahrheitsbemühen mangele und sie stattdessen ›Bullshit‹ im Sinne Harry G. Frankfurts produzierten. Zügel kritisiert mit der Annahme, dass das ›Ich‹ in Gedichten nicht auf die jeweiligen Autor*innen referieren dürfe, eine vielfach akzeptierte Interpretationsregel für lyrische Texte. Interpretationen literarischer Texte stärker aus postmigrantischer Perspektive vorzunehmen und dabei »Postmigration« als Analysekategorie zu berücksichtigen, ist Teil des Projektes von SCHMIDT/THIEMANN.

Andere Projekte lassen sich so charakterisieren, dass sie einen Beitrag zur Interpretationsmethodik leisten. So ist es das zentrale Anliegen der Dissertation von KINZIG, die ästhetische Wertschätzung für literarische Texte stärker in der Methodik der Interpretation zu verankern. JACKE erkundet, inwiefern die interpretative Ermittlung unzuverlässigen Erzählens mithilfe computationeller Verfahren methodisch präzisiert werden kann. Ein Projekt zur visuellen Dimension lyrischer Texte (DEGEN) soll Interpretationen, die diese Dimension berücksichtigen, durch begriffliche und methodische Überlegungen anleiten.

Auch viele andere der im Band vorgestellten Projekte, die wir hier nicht explizit erwähnt haben, berühren direkt oder indirekt interpretationstheoretische und/oder praktisch-methodische Fragen der Textinterpretation. Das Thema ›Interpretation‹ erweist sich damit weiterhin als ein zentrales und hochaktuelles Teilgebiet der derzeitigen literaturtheoretischen Forschung.

Ästhetik und ästhetischer Wert von Literatur

Mehrere Beiträge behandeln beziehungsweise berühren Fragen der ästhetischen Dimension literarischer Texte. Sowohl die Arbeiten von FINKENDEY als auch von Kinzig beschäftigen sich mit begrifflichen und methodischen Aspekten der ästhetischen Wertschätzung von Literatur. Das Projekt von ONEA/KÖPPE ist der Erforschung von literarischer Spannung und damit einer prominenten ästhetischen Texteigenschaft gewidmet. ERDBEER möchte mit einer zu entwickelnden »Poetik der Modelle« die Modellforschung durch eine »Modellästhetik« ergänzen. Und DEGEN betrachtet die Visualität von Lyrik »als eine allgemeine Dimension des ästhetischen Erlebens«.

Während literaturtheoretische Forschung, etwas verallgemeinernd gesagt, in der Vergangenheit häufig mit Fragen der Bedeutung und Bedeutungskonstitution befasst war, dabei aber die ästhetischen Eigenschaften literarischer Texte nicht immer berücksichtigt hat, lässt sich aktuell die Tendenz beobachten, dem Kunstwerkcharakter literarischer Texte wieder verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen. Die deutschsprachige Literaturtheorie nähert sich zumindest in dieser Hinsicht also den angelsächsischen Debatten an, in denen Fragen der Ästhetik von Literatur seit jeher wesentlicher Teil der theoretischen Debatte sind. Eine deutliche Tendenz zur analytischen philosophischen Ästhetik findet sich darüber hinaus auch in anderen Beiträgen (CELIK, FINKENDEY, KINZIG, KLENNER, ONEA/KÖPPE, ZÜGEL).

Wissen, Wissensproduktion und Geltung

Eine weitere Tendenz lässt sich darin sehen, dass mehrere Projekte die Art und Weise untersuchen, wie im Rahmen der Literaturwissenschaft (und zum Teil auch darüber hinaus) Wissensansprüche formuliert, präsentiert und durchgesetzt werden. Man kann sie daher – ähnlich wie die unten erwähnten Projekte zu literaturbezogenen Praktiken – auch als Beiträge zur theoretischen Selbstreflexion der philologischen Fächer betrachten.

Das von BUCKERMANN vorgestellte Heidelberger Netzwerk »Wissensgeltung« befasst sich aus interdisziplinärer Perspektive mit den Bedingungen und Mechanismen, die »relevant für die Akzeptanz oder Ablehnung von Wissensansprüchen« sind. Das DFG-Projekt zur Erforschung literaturwissenschaftlicher Plausibilisierungspraktiken (DESCHER/KRÖNCKE/WINKO) möchte am Beispiel der Interpretationspraxis nachvollziehen, wie literaturwissenschaftliches Wissen erzeugt und vermittelt wird. TOLKSDORF weist auf die Herausforderungen »ephemerer« literarischer Texte hin und regt Literaturwissenschaftler*innen an, »den flüchtigen Moment« digitaler Literatur »als Teil der Wissensproduktion zu betrachten«. ERDBEER versteht Modelle als »Grundbausteine jeder literarischen Epistemologie«. Das implizite Wissen, das unter anderem bei der Textproduktion und -distribuierung gegenwartsliterarischer Texte im Spiel ist, bildet einen der Untersuchungsgegenstände des Graduiertenkollegs »Gegenwart/Literatur« (LEHMANN/STÜSSEL). Die Arbeitsgruppe »Digital Humanities Theorie« (GEIGER/HEGEL/HORSTMANN/KLEYMANN) geht unter anderem von der durch quantitative Analysen provozierten »Veränderung der epistemischen Objekte« aus und beschäftigt sich im Zuge dessen sowohl mit »den Strukturen der diskursiven Erkenntnis« als auch mit »neue[n] materielle[n] Verkörperungen des Wissens«. 

Autor*innen und Autorschaft

Die Rolle, die Autor*innen im Rahmen der Produktion und Rezeption literarischer Texte spielen, gehört ebenfalls zu den ›klassischen‹ Fragen der Literaturtheorie, die gegenwärtig diskutiert werden. Dabei scheint sich der Trend fortzusetzen, den ›Tod des Autors‹ als bloßen Scheintod zu betrachten und stattdessen den Autor*innen (als realen Personen und Urheber*innen literarischer Werke) wieder größere Beachtung zu schenken.

Dass Autor*innen von Gedichten, einem verbreiteten Vorurteil zum Trotz, von sich selbst sprechen und auf sich selbst referieren können, ist eine zentrale These von ZÜGELS Arbeit über lyrische Autobiographien und Selbstporträts. Ein DFG-Netzwerk zur Untersuchung der Gegenwartsdramatik möchte dezidiert auch die Schreibpraxis sowie die »Bedingungen von Autorschaft« in den Blick nehmen, wobei auch die »Infragestellung klassischer Autor*in-Werk-Relationen« diskutiert wird (VON SASS: Untersuchungen der Gegenwartsdramatik). KINZIG möchte im Anschluss an Überlegungen Peter Szondis »[d]en ästhetischen Charakter literarischer Texte [...] zur Prämisse der Auslegung« machen und hebt in diesem Zusammenhang die Bedeutung »ästhetische[r] Absichten« von Autor*innen hervor. LEHMANN/STÜSSEL konzipieren »Gegenwartsautor*innenschaft« als »boundary object zwischen medialem Exzess und offensivem Rückzug aus der Öffentlichkeit«.

Leser*innen und Rezeptionsphänomene

Auch das Zusammenspiel von Literatur und Leser*innen ist nach wie vor Gegenstand literaturtheoretischer (und zugleich empirischer) Bemühungen. Zunächst sind hier die Projekte von ONEA/KÖPPE und DEGEN zu nennen, die sich mit der Erforschung zentraler Rezeptionsphänomene befassen: literarischer Spannung einerseits, der Wirkung und Relevanz visueller Aspekte von Lyrik andererseits. Der Sache nach fallen aber auch viele der oben unter dem Begriff ›Interpretation‹ gruppierten Projekte in diesen Bereich, insofern sie den Umgang von Leser*innen (zumeist professionellen Literaturwissenschaftler*innen) mit literarischen Texten in den Blick nehmen.

Keines der in diesem Band vorgestellten Projekte zielt jedoch auf rezeptionstheoretische Grundlagenforschung in einem allgemeinen Sinne, etwa auf die Entwicklung einer umfassenden Theorie der Rezeption literarischer Texte. Der Schwerpunkt aktueller literaturtheoretischer Forschung liegt vielmehr auf der Untersuchung lokaler Rezeptionsphänomene. Auch hier scheint sich die Fortsetzung eines schon länger anhaltenden allgemeinen Trends zu zeigen: Umfängliche ›Großtheorien‹ oder gar literaturtheoretische Systementwürfe finden sich unter den versammelten Projekten nicht. Die theoretische Aufmerksamkeit richtet sich stattdessen auf sehr spezifische Fragen und Probleme. 

Begriffsklärungen

Ein Kerngeschäft der Literaturtheorie, vielleicht sogar der Wissenschaft generell, ist die Klärung von Begriffen. Diese ist auch ein zentrales Anliegen so gut wie aller hier versammelten Projekte: ›Spannung‹ (KÖPPE/ONEA), ›Motiv‹ (KURWINKEL/JAKOBI), ›ästhetische Wertschätzung‹ (KINZIG, FINKENDEY), ›Schlüsselstelle‹ (MARTUS), ›Ereignis‹ (STIEMER/GIUS), ›unzuverlässiges Erzählen‹ (JACKE), ›Modell‹ (ERDBEER), ›Referenz‹ (ZÜGEL), ›Fiktion‹ und ›Fiktionalität‹ (CELIK). 

Besonders prominent sind begriffliche Fragen in denjenigen Projekten, die sich unter anderem der Klärung und Präzisierung der interpretationstheoretischen, narratologischen und textanalytischen Terminologie widmen. FINKENDEY trägt mit einer Explikation von ›ästhetischer Wertschätzung‹ dazu bei, einen zentralen Begriff der Interpretationstheorie zu klären. STIEMER/GIUS stellen das Projekt »Evaluating Events in Narrative Theory« (EvENT) vor, in dem der narratologische Grundbegriff des ›Ereignisses‹ untersucht und für die computationelle Analyse handhabbar gemacht werden soll. Ganz ähnliche Ziele verfolgt JACKE in Bezug auf den Begriff des ›unzuverlässigen Erzählens‹. KURWINKEL/JAKOBI entwerfen eine »transmediale Motivanalyse«, die sowohl eine Bestimmung des ›Motiv‹-Begriffs als auch eine Typologie literarischer Motivik beinhaltet.

Der Umstand, dass sehr viele Projekte die Notwendigkeit von Begriffsklärungen konstatieren, könnte dazu anregen, grundsätzliche Fragen der Begriffsbildung und der Definitionstheorie stärker als verbindendes Element aktueller literaturtheoretischer Forschung wahrzunehmen und gemeinsam zu diskutieren.

Den bislang genannten ›klassischen‹ Themenbereichen der Literaturtheorie gesellt sich eine ganze Reihe von Gegenständen hinzu, die erst in jüngerer Zeit ins Zentrum der literaturtheoretischen Aufmerksamkeit gerückt sind. Einige davon greifen Bewegungen auf, die in anderen Wissenschaften oder in einem anderen Sprachraum angestoßen wurden. Andere lassen sich als Konsequenzen einer Veränderung der literaturtheoretischen Methoden verstehen, die unweigerlich auch eine Veränderung der Themenbereiche nach sich zieht. Zu diesen ›neueren‹ Themenbereichen zählen vor allem die folgenden:

Praxis und Praxeologie

Eines der prominentesten Themen in den Beiträgen dieses Sonderbands stellt die Erforschung von Praktiken unterschiedlicher Art dar. Dezidiert praxeologische Perspektiven nimmt nicht nur das von MARTUS vorgestellte Projekt ein, das sich mit Schlüsselstellen in der Interpretationspraxis beschäftigt, sondern auch die Arbeit von KLENNER zum Wahrheitsbemühen in der Interpretationspraxis sowie das von DESCHER/KRÖNCKE/WINKO vorgestellte DFG-Projekt, das Plausibilisierungspraktiken im Rahmen der Literaturinterpretation untersucht. Ein Projekt zur Metaphorizität des Theatertextes fragt nach der »epistemische[n] Praxis der Theatertexttheorie« und möchte erkunden, »inwiefern theoretische Annäherungen an Theatertexte ihrerseits durch eine künstlerische bis sinnliche (Denk-)Praxis bestimmt werden« (VON SASS: Technik, Rahmen, Oberflächen). Das DFG-Netzwerk zur Untersuchung der Gegenwartsdramatik zielt darauf ab, »in transdisziplinärer Absicht die Aufmerksamkeit für den Theatertext als gegenwärtige Literatur- und Praxisform in den Wissenschaften sowie im theoretischen und künstlerischen Diskurs zu schärfen« (VON SASS: Untersuchungen der Gegenwartsdramatik). Die Rechtspraxis wird hinsichtlich ihrer Fiktionalitätskonzeption bei CELIK sowohl rekonstruiert als auch kritisiert.

Neben der Interpretationspraxis ist es vor allem die Kanonisierungspraxis, die in mehreren Projekten Untersuchungsgegenstand ist oder sogar zur Disposition gestellt wird. Das Forschungsnetzwerk »Widerständige Praxen. Postmigration in Literatur, Medien und Sprache der Gegenwart« (SCHMIDT/THIEMANN) trägt die Praxisorientierung bereits im Namen. Unter anderem werden darin aus postmigrantischer Perspektive »kontrapunktische[] (Re-)Lektüren […] kanonischer Texte« anvisiert und Praktiken der Aneignung beziehungsweise Wiederaneignung reflektiert. Das Kolleg »Gegenwart/Literatur« versteht die »(historische[]) Praxeologie« nicht nur als wichtigen theoretischen Rahmen, sondern will mit der »wissenschaftsgeschichtliche[n] Dimension des Verhältnisses von Gegenwart und Literatur« zugleich »das Problem der Literaturgeschichte, der Literaturgeschichtsschreibung und der damit verbundenen Kanonisierungspraktiken« in den Blick nehmen (LEHMANN/STÜSSEL). BUCKERMANN untersucht Wertungen literarischer Texte im Rahmen der Literaturkritik und damit ebenfalls einen zentralen Aspekt der Kanonisierungspraxis.

Auch in Bezug auf die Analyse von Praktiken lässt sich daher die oben bereits erwähnte Tendenz feststellen, dass es zwar nicht nur, aber doch auffällig häufig die eigenen Praktiken der Philologien sind, die zum Gegenstand aktueller literaturtheoretischer Untersuchungen gemacht werden (Interpretation und Kanonisierung). Die Selbstreflexion der Literaturwissenschaften scheint also auch in dieser Hinsicht ein prominentes Anliegen der derzeitigen Theoriebildung zu sein.

Materielle und mediale Dimension von Literatur

Das Verhältnis von Literatur und Materialität sowie die mediale Bedingtheit literarischer Texte wird in mehreren hier vertretenen Projekten berührt. In den Entwurf einer transmedialen Motivanalyse wollen KURWINKEL/JAKOBI explizit auch »die Frage nach der materiellen Gestaltung des Motivs und der es inszenierenden Medien« einbeziehen. VON SASS (Technik, Rahmen, Oberflächen) untersucht »materielle und räumliche Metaphern« in Beschreibungen von Theatertexten und schließt damit ausdrücklich an die »Diskussion des material turn an«. Bei TOLKSDORF geht es um die Medialität »ephemerer« (insb. digitaler) Texte, die aufgrund ihrer Flüchtigkeit neue, an den Tanz- und Theaterwissenschaften orientierte Untersuchungsmethoden erfordern würden. Das Netzwerk zur Gegenwartsdramatik versucht unter anderem, »die Genese von Theatertexten, das heißt auch ihre Materialität und Medialität, praxisbegleitend« abzubilden (VON SASS: Untersuchungen der Gegenwartsdramatik). Im Zuge der Digitalisierung weist die Arbeitsgruppe »Digital Humanities Theorie« (GEIGER/HEGEL/HORSTMANN/KLEYMANN) darauf hin, dass sich auch die »materielle Dimension von literaturtheoretischen Konzepten« verändere und »neue materielle Verkörperungen von Wissen« zu beobachten seien, die es zu reflektieren gelte.

Literatur im kulturellen und gesellschaftlichen Kontext

Eine ganze Reihe von Projekten greift Themen auf, die man, etwas verallgemeinernd, als kulturwissenschaftlich bezeichnen könnte, insofern sie Literatur und ihre Rezeption in breiteren sozialen und kulturellen Zusammenhängen betrachten. SCHMIDT/THIEMANN entwerfen eine »postmigrantisch ausgerichtete[] Literatur- und Kulturwissenschaft« und schlagen »Postmigration als kulturwissenschaftliche Analysekategorie« vor. EHLIS/KIAUPS/SULZBACHER konstatieren angesichts jüngerer Anthropozentrismus-kritischer Ansätze die Notwendigkeit einer »Neukartierung der Theorielandschaft« in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften und wollen damit auch das »Selbstverständnis der Humanities« auf den Prüfstand stellen. Das von BUCKERMANN vorgestellte Netzwerk beschäftigt sich mit dem »epistemische[n] und soziale[n] Kontext« von Geltungskulturen und dabei insbesondere mit der Frage, wie sich Geltungsansprüche in Bezug auf die Bewertung literarischer Texte gesellschaftlich durchsetzen. Dabei soll »über einen wissens-, bewertungs- und kunstsoziologischen Zugang Anschluss für literaturtheoretische Forschung« geboten werden. Dem Graduiertenkolleg »Literatur/Gegenwart« (LEHMANN/STÜSSEL) geht es um die »literaturgeschichtliche und die kulturwissenschaftliche Erforschung vergangener und gegenwärtiger Gegenwarten« und dabei um die Berücksichtigung von »soziale[n], Gender- und Diversity-Dimensionen«.

Gegenwart und Gegenwartsliteratur als Ausgangspunkt theoretischer Überlegungen

Während die im Band vertretenen Beiträge ihre literaturtheoretischen Überlegungen typischerweise nicht beziehungsweise nur in exemplarischer Hinsicht an die Literatur spezifischer Epochen binden, gibt es eine prominente Ausnahme: Viele Projekte setzen bei spezifischen Eigenschaften der Gegenwartsliteratur an beziehungsweise richten sich auf spezifisch mit Gegenwartsliteratur verbundene Phänomene. Diesem Thema widmet sich das Graduiertenkolleg »Literatur/Gegenwart« (LEHMANN/STÜSSEL) ebenso umfassend wie das Netzwerk zur Gegenwartsdramatik (VON SASS: Untersuchungen der Gegenwartsdramatik). Mit ebendieser zeitlichen Fokussierung untersucht das Forschungsnetzwerk »Widerständige Praxen« (SCHMIDT/THIEMANN) »Postmigration in Literatur, Medien und Sprache der Gegenwart«. Und auch in den Projekten von VON SASS (Technik, Rahmen, Oberflächen) und TOLKSDORF stehen die literaturtheoretischen Konsequenzen spezifischer Eigenschaften der Gegenwartsliteratur zur Diskussion.

Abgesehen von einer Vielzahl von Parallelen im Bereich der Themen und Gegenstände, denen sich die in diesem Band vorgestellten Projekte zuwenden, gibt es auch eine Reihe von methodischen Gemeinsamkeiten. Auch wenn sich eine allgemeine Charakterisierung der Projekte hinsichtlich ihrer methodischen Ausrichtung nicht anbietet (dafür sind die jeweiligen Gegenstände, Zielsetzungen und Verfahren zu spezifisch), lassen sich doch einige grundsätzliche Tendenzen beobachten.

Methoden

Ins Auge fällt zunächst die Häufigkeit, mit der quantitative und digitale Verfahren zum Einsatz kommen oder selbst Gegenstand der Reflexion sind (DESCHER/KRÖNCKE/WINKO; GEIGER/HEGEL/HORTSMANN/KLEYMANN; GITTEL; JACKE; MARTUS; STIEMER/GIUS). Man kann dies als Zeichen dafür verstehen, dass die Digital Humanities nicht nur im Bereich konkreter Textanalysen beziehungsweise der Analyse größerer Korpora, sondern auch in der Literaturtheorie selbst Wurzeln geschlagen haben, ja integrativer Bestandteil derselben geworden sind. In den genannten Projekten werden digitale und quantitative Methoden typischerweise nicht herangezogen, um literaturtheoretische Forschung neu auszurichten, sondern um durchaus etablierte literaturtheoretische Arbeitsfelder und Fragen mit neuen Verfahren zu bearbeiten. Das »Zusammenwirken von quantitativen und qualitativen Forschungsansätzen«, von dem MARTUS in seinem Beitrag spricht, ist dabei für eine ganze Reihe von Projekten charakteristisch. Ganz in diesem Sinne formuliert auch JACKE ein zentrales Anliegen, das für weitere Beiträge ebenso programmatisch ist: »Wie können computergestützte Methoden fruchtbar eingesetzt werden, um die Beantwortung interpretationsabhängiger Fragen von geisteswissenschaftlichem Interesse zu unterstützen?«

Zweitens zeichnen sich einige Beiträge – darunter auch die soeben genannten – durch eine tendenziell empirische Ausrichtung aus. So wird die Analyse literaturtheoretischer Fragen in mehreren Projekten durch eine Auseinandersetzung mit empirischem Material unterstützt und ergänzt – sei es anhand von Experimenten mit Leser*innen in Bezug auf deren Spannungsempfinden (ONEA/KÖPPE) oder anhand von »empirischen Studien zur gesellschaftlichen Rolle von Kunst« (BUCKERMANN).

Drittens ist eine verstärkt inter- und transdisziplinäre Ausrichtung literaturtheoretischer Forschung zu erkennen. Bei den oben erwähnten Projekten, die quantitative und qualitative Verfahren einsetzen, ist dies offensichtlich, da hier auch Fragen der Statistik, der Beherrschung von Programmcodes und tools, der empirischen psychologischen Forschung und so weiter ins Spiel kommen. Doch auch andere Projekte verweisen auf die Notwendigkeit, den Blick in Nachbardisziplinen zu werfen. Das Forschungsnetzwerk »Widerständige Praxen« (SCHMIDT/THIEMANN) ist ebenso dezidiert interdisziplinär angelegt wie das Netzwerk »Wissensgeltung« (BUCKERMANN). TOLKSDORF führt bei ihrer Analyse »ephemerer« digitaler Texte Literaturwissenschaft mit Tanz- und Theaterwissenschaft zusammen. Das DFG-Netzwerk »Untersuchungen zur Gegenwartsdramatik« (VON SASS) will die Aufmerksamkeit auf Theatertexte »in transdisziplinärer Absicht« schärfen. 

Auffällig ist zuletzt die Häufigkeit, mit der die zentralen Gegenstände und Methoden der hier vorgestellten Projekte in einem inter- und transmedialen Kontext stehen. Beim Forschungsnetzwerk »Widerständige Praxen« (SCHMIDT/THIEMANN) kommen »intermediale Verfahren, insbesondere Medienwechsel und -kombinationen« zum Einsatz. Auch das Projekt von TOLKSDORF, das sich auf Literatur konzentriert, »die in und mit den digitalen Medien entsteht«, ist im Kern intermedial angelegt. ERDBEER adressiert unter anderem eine »transmediale Narratologie«, das Projekt von KURWINKEL/JAKOBI trägt die »transmediale Motivanalyse« bereits im Titel und bei EHLIS/KIAUPS/SULZBACHER geht es im Kontext einer kritischen Reflexion etablierter Literaturtheorien auch um »die Evaluation der Übertragbarkeit auf weitere mediale Formen«.

Weitere allgemeine Auffälligkeiten

Abschließend möchten wir stichpunktartig einige Dinge hervorheben, die uns mit Blick auf die hier versammelten Beiträge und Projekte grundsätzlich interessant und erwähnenswert zu sein scheinen, die streng genommen aber weder thematische noch methodische Aspekte betreffen:

  • Team-Arbeit: Auffällig viele Projekte sind Team-Projekte, bei denen mehrere Forscher*innen im Verbund an literaturtheoretischen Fragen arbeiten. Bei den im Band vertretenen Individualprojekten handelt es sich zwar nicht nur, aber überwiegend um Qualifikationsarbeiten (vor allem Dissertationen), bei denen ein Arbeiten im Team ausgeschlossen ist. Ansonsten basiert aber ein Großteil der Projekte auf der Zusammenarbeit individueller Forscher*innen oder auf dem Zusammenschluss größerer Verbundstrukturen. Möglicherweise zeigt sich hier eine – unseres Erachtens sehr zu begrüßende – Entwicklung, Literaturtheorie nicht als Einzelunternehmen, sondern als Gemeinschaftsprojekt zu begreifen – ein Trend, der nicht allein durch pragmatische Rahmenbedingungen der Forschung (Förderformate u. a.) bestimmt, sondern auch in der Sache begründet sein dürfte: Die Bearbeitung literaturtheoretischer Fragen scheint heute oftmals eine Spezialisierung in mehreren, teilweise extrem diversen Teilgebieten zu erfordern. Kooperatives Arbeiten in einem Team, das unterschiedliche Kompetenzen, gegebenenfalls aus verschiedenen Fachdisziplinen und -kontexten, bündelt, ist deshalb nicht nur wünschenswert, sondern sogar geboten. In diesen Zusammenhang gehört schließlich auch die Etablierung offener Diskussionsforen für literaturtheoretische Fragen im Allgemeinen (DESCHER/KONRAD/PETRASCHKA) oder mit Bezug auf spezifische Kontexte wie die Digital Humanities (GEIGER/HEGEL/HORSTMANN/KLEYMANN).
  • Literarische Gattungen: Die hier versammelten Beiträge berühren sämtliche literarischen Gattungen. Zwar dominieren Untersuchungen, die sich mit narrativen Erzähltexten beziehungsweise Narrativität im Allgemeinen auseinandersetzen oder überhaupt nicht an spezifische Gattungen gebunden sind, doch gibt es auch mehrere Projekte, die sich mit theoretischen Fragen in Bezug auf Lyrik (ZÜGEL, DEGEN) und das Drama beschäftigen (beide von von Sass vorgestellten Projekte).
  • Geschlechterverhältnisse: Literaturtheorie war traditionell eine von männlichen Autoren geprägte Disziplin. Wir halten es deshalb für erwähnenswert, dass über die Hälfte der in diesem Band vertretenen Beiträge von Frauen (mit-)verfasst wurde.

Wir hoffen, dass dieser Sonderband zu dem Ziel beitragen kann, für das er bestimmt ist: der lebendigen und vielfältigen literaturtheoretischen Forschung im deutschsprachigen Raum ein Forum zu geben, entsprechenden Arbeiten größere Aufmerksamkeit zu verschaffen und Themenfelder zu identifizieren, die auch verstreute Projekte verbinden. 

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