Elisabeth
Michelbach
Göttingen

»Dem Leben wie einem Roman zu Leibe rücken«

Wolfgang Herrndorfs Blog und Buch »Arbeit und Struktur« zwischen digitalem Gebrauchstext und literarischem Werk

Den ganzen Tag lang über nichts anderes als darüber nachgedacht, das Blog einzustellen, nicht zum ersten Mal, die mühsame Verschriftlichung meiner peinlichen Existenz. Wenn ich noch eine Chance sähe, Isa fertigzustellen, wäre mit dem Blog Schluss, Beschränkung auf das Notwendigste, Rückkehr zur ursprünglichen Mitteilungsveranstaltung für Freunde und Bekannte in Echtzeit. Dafür war das gedacht. Aber funktioniert hat es nie. Statt alle Fragen zu beantworten und Zeit zu sparen, kostet es mich welche.1

Am 19. April 2013 um 17:26 Uhr wird der Leser Zeuge eines Zwiespalts: Wolfgang Herrndorf postet einen Eintrag auf seinem Blog Arbeit und Struktur,2 in dem er mit dem Projekt hadert. Die Arbeit an den Romanen – Isa ist der Arbeitstitel des nachgelassenen Romans Bilder deiner großen Liebe – hat für Herrndorf oberste Priorität. Das Blog sollte als »Mitteilungsveranstaltung […] in Echtzeit« Herrndorfs soziales Umfeld über den Zustand des Autors, der an einem Hirntumor erkrankt ist, informieren. Doch offenbar erweist sich die klare Hierarchisierung zwischen autobiografischem und literarischem Schreiben als schwierig und Arbeit und Struktur konkurriert mit Herrndorfs literarischem Œuvre um die knappe verbleibende Zeit des Autors.

Als nicht-fiktionaler Text in Form eines Tagebuch-Blogs entsteht Arbeit und Struktur parallel zum Leben Herrndorfs seit der Diagnose der Krebserkrankung. Neben seiner Funktion als Kommunikationsinstrument nutzt Herrndorf das Blog als Taktgeber seines Alltags, Ort der Selbstreflexion und Sammelstelle für Informationen und Rechercheergebnisse. Arbeit und Struktur erscheint aus dieser Perspektive als Konvolut von Texten, die für Herrndorf funktionalen Charakter haben, als Gebrauchstext.3 Im Herbst 2010 entscheidet Herrndorf, das Blog öffentlich einsehbar zu machen.4 Dazu erweitert er es um einen atmosphärischen Auftakt mit dem Titel »Dämmerung« (AuS 7)5 und eine zehnteilige Rückblende, in der er schildert, was vor dem ersten datierten Blogeintrag vom 8. März 2010 geschah. Damit beginnt, wie Kathrin Passig und Marcus Gärtner im Nachwort der Buchausgabe von Arbeit und Struktur schreiben, die »Metamorphose« zu etwas, das man, »wenn man mag, Literatur nennen«6 kann. Arbeit und Struktur ist noch immer »Mitteilungsveranstaltung« und faktualer, autobiografischer Text – zugleich aber zusehends auch komponierte Erzählung für einen unbekannten Leser.

Dieser Beitrag möchte der Ambivalenz von Arbeit und Struktur zwischen Gebrauchstext und autobiografischer Literatur nachgehen.7 Zentral ist dafür die Auseinandersetzung mit den beiden Aggregatszuständen des Texts: Erscheint das Blog Arbeit und Struktur als sich beinahe täglich fortschreibender Gebrauchstext, geht er als abgeschlossene Erzählung in Buchform nach Herrndorfs Tod in dessen literarisches Werk ein.8 Da der Text Arbeit und Struktur in Blog und Buch im Wesentlichen derselbe bleibt, ist es offenbar die Haltung gegenüber diesem Text, die sich mit dessen Darreichungsform verändert. Heteronome und poetische Signale, die dem Text immer schon eingeschrieben sind, werden, so meine These, von dessen Darreichungsform und ihrer jeweiligen medialen Spezifik unterschiedlich privilegiert und inszeniert. Wird das Blog Arbeit und Struktur eher als dynamisches Protokoll und Alltagspraxis des Autors gelesen, treten im Buch Perspektiven auf Arbeit und Struktur als literarisches Narrativ und gleichberechtigter Teil von Herrndorfs Œuvre in den Vordergrund.

Um meine These in einer genauen Lektüre von Arbeit und Struktur zu belegen, werde ich in drei Schritten vorgehen: Ein erster Teil soll Arbeit und Struktur als Blog und Buch sowie deren mediale Eigenschaften kurz vorstellen. Spuren der jeweils anderen Publikationsform in Blog und Buch weisen Arbeit und Struktur als Mischform aus. Diese mediale Ambivalenz schlägt sich in der Möglichkeit einer doppelten Lesart von Arbeit und Struktur als Gebrauchstext oder literarischem Werk nieder, die ich exemplarisch an einer Passage verdeutlichen werde. In den beiden folgenden Schritten möchte ich zeigen, wie Blog und Buch Arbeit und Struktur jeweils verschiedene Lesarten befördern: Während im Blog eine Lesart als digitaler Gebrauchstext dominiert, erscheint derselbe Text in Buchform als literarisches Werk. Dabei ist es jeweils das Zusammenspiel von inhaltlichen Aspekten und deren Akzentuierung durch mediale Gegebenheiten der Publikationsart, die diese dominanten Lesarten begründen. Der zweite Teil des Aufsatzes widmet sich demnach Arbeit und Struktur als Gebrauchstext in Blogform. Im Anschluss an die von Michel Foucault formulierten techniques de soi – Praktiken der Subjektkonstitution – kommt das in Arbeit und Struktur realisierte spezifische Potential des Blogschreibens als schriftliche Selbsttechnik in den Blick. Dieses Potential liegt wesentlich in der medialen Verfasstheit des Blogs, in dem Erleben, Textproduktion und Rezeption nah beieinander liegen, begründet. Ein dritter Teil setzt sich mit einer Perspektive auseinander, aus der Arbeit und Struktur als literarisches Werk erscheint. Das Buch garantiert mit Abgeschlossenheit und der Nennung eines Urhebers zwei wichtige Kriterien von Werkhaftigkeit. Herrndorf, so wird zu zeigen sein, hat seinen Text hinsichtlich dieser Kriterien gestaltet: So inszeniert er sich als starke Autorenpersönlichkeit in der Tradition des realistischen Romans und formt seine Lebenserzählung unter literarischen Gesichtspunkten. Am Ende steht eine Erzählung, die unabhängig von der Existenz des bio-physischen Subjekts Wolfgang Herrndorf fortbesteht.

Abb. 1: Startseite des Blogs Arbeit und Struktur.

1. Arbeit und Struktur zwischen Blog und Buch

Arbeit und Struktur heißt das Blog von Wolfgang Herrndorf, das seit September 2010 unter wolfgang-herrndorf.de öffentlich einsehbar ist (vgl. Abb. 1.). Seine Einträge datieren von März 2010 bis zu Herrndorfs Tod im August 2013. Anders als die URL vermuten lässt, handelt es sich nicht um eine Autorenhomepage. Vielmehr beheimatet die Seite ausschließlich das Blog Arbeit und Struktur und enthält keine weiteren Infos zu Herrndorf oder seinen Büchern. Das Blog basiert auf einer beliebten Vorlage des Blogdienstes WordPress.9 Das sogenannte Manifest-Theme ist zurückhaltend als weiße, von schlichten grauen Linien unterteilte Seite designt. Die Kopfzeile enthält den Titel des Blogs in schwarzer Schrift, zwei Buttons mit Archiv und Impressum sowie den wesentlich kleiner und kursiv geschriebenen Namen des Autors in grauer Schrift. Am unteren Ende der Seite verweist Older posts auf ältere Blogbeiträge, unterhalb einer Linie finden sich ein Link zum Wordpress-Login sowie eine Suchmaske. Eine Sidebar und die oft auf ihr versammelten Widgets fehlen.

Zwischen den beschriebenen statischen Seitenelementen standen bis zu Herrndorfs Tod die aktuellsten Blogeinträge, jeweils zu einzelnen, nummerierten Kapiteln zusammengefasst. Von der Möglichkeit, Medieninhalte in die einzelnen Postings einzubinden, macht Herrndorf in Bezug auf Fotos, darunter viele Selfies,10 Gebrauch, auch Links integriert er in seine Texte. Auffallend für Herrndorfs Blog vor seinem Tod ist, dass sich nicht der jüngste Beitrag zuoberst befand, sondern neue Texte jeweils unten anschlossen. Herrndorf weicht hier von der konventionellen Leserichtung von Blogs ab, wenngleich er in der Rubrik Archiv die Kapitel in blogtypischer, umgekehrt chronologischer Reihenfolge auflistet. Seit Herrndorfs Tod und der Stilllegung des Blogs findet sich auf der Startseite folgende Leseanweisung:11

Dieses Blog war ursprünglich nicht öffentlich. Zur Veröffentlichung wurden Namen anonymisiert, Passagen gekürzt oder gestrichen. Unklarheiten waren teilweise nicht zu vermeiden. Um das Blog in Gänze zu lesen, beginne man bei dem Eintrag Dämmerung.12

Das Wort »Dämmerung« ist durch Unterstreichung und graue Schriftfarbe als Link kenntlich gemacht und leitet den Benutzer zum ersten, undatierten Eintrag des Blogs weiter. Die Stillstellung des Blogs ist nicht nur hinsichtlich des Aussehens der Startseite relevant, vielmehr verändern sich damit auch wesentliche mediale Eigenschaften des Blogs: Wurden neue Beiträge zu Herrndorfs Lebzeiten als aktuelle Statusmeldungen gelesen, deren Produktion in unmittelbarer Nähe zur Rezeption liegt, kommen mit Herrndorfs Tod keine neuen Texte mehr hinzu. Das unabgeschlossene, dynamische Blog kommt zum Stillstand. Änderungen finden nach dem knappen Posting der Todesnachricht nicht mehr statt. Das Blog ist gewissermaßen mortifiziert und gleicht sich insofern bereits der erst später folgenden Buchpublikation an. Um die Unterschiede der beiden Publikationsformate möglichst konturiert darstellen zu können, werde ich mich in meinen Ausführungen auf die unabgeschlossene Version des Blogs, wie sie von September 2010 bis August 2013 im Netz vorzufinden war, beziehen.

Arbeit und Struktur heißt auch das Buch von Wolfgang Herrndorf, das am 6. Dezember 2013 im Rowohlt Berlin Verlag erschien. Herrndorf hatte im Blog angedeutet, dass er eine Buchpublikation des Blogs nach seinem Tod vorbereitet. Binnen weniger Tage schafft es das Buch auf die Bestsellerlisten.13 Inhalt und Anordnung der Texte sind im Buch bis auf orthografische Korrekturen mit denen des Blogs weitgehend identisch. Lediglich die zuletzt zitierte Leseanweisung und die unter dem Titel »Schluss« publizierte Nachricht von Herrndorfs Tod14 fehlen im Buch. Die Leseanweisung erübrigt sich im Buch, weil für das (Tage)Buch die chronologisch vom ältesten zum jüngsten Beitrag aufsteigende Leserichtung konventionell ist. Und auch das Aussparen der Todesnachricht im Buch ergibt sich aus der medialen Differenz zwischen Blog und Buch: Während jedem Buchleser durch die geringe noch verbleibende Seitenanzahl die Endlichkeit des Textes bewusst ist, braucht der Blogleser, der das Blog peu à peu verfolgt hatte, die Nachricht, um das Ende des potentiell unabgeschlossenen Formats zu erkennen. Auch erscheint die zeitliche Kongruenz zwischen Leben und Lebensnachricht im Blog die Information über den Tod des Autors notwendig zu machen. Der Buchleser, dem Herrndorfs Tod beispielsweise im Klappentext in Erinnerung gerufen wird, ist sich von Beginn an über das Ende der Geschichte im Klaren. Herrndorf ist für den Buchleser mehr überzeitliche literarische Figur als lebendiger Zeitgenosse.

Gerade die Leseanweisung zeigt aber auch, wie sich Blog und Buch im Fall von Arbeit und Struktur wechselseitig beeinflussen: Die Leseanweisung hält den Leser dazu an, das Blog wie ein Buch zu lesen und damit gegen die Konventionen des Formats zu verstoßen.15 Auch in einem weiteren Punkt gleicht das Blog Arbeit und Struktur sich einem analogen Textverständnis an: Die für Blogs konstitutive Möglichkeit, in Kommentaren auf einzelne Posts Bezug zu nehmen, mit dem Autor zu interagieren und dabei dessen Text zu erweitern, ist für das Blog Arbeit und Struktur nicht gegeben. Herrndorfs Texte stehen dort wie in einem Buch, als für den Leser unverfügbare und unveränderliche Entitäten. Aber auch das Buch Arbeit und Struktur enthält Spuren des Blogs, wenn etwa sämtliche Links, die Herrndorf in den Blogtext eingefügt hatte, als Fußnoten in einem umfangreichen Anhang ausgewiesen werden. Wir sehen also, dass der Text Arbeit und Struktur nicht nur in zwei verschiedenen Publikationsformaten mit ihren jeweiligen medialen Eigenschaften vorkommt, sondern auch, dass sich Spuren des jeweils anderen Formats in Blog und Buch finden lassen. Blog und Buch Arbeit und Struktur erscheinen als ambivalente mediale Formate. Arbeit und Struktur ist ein Blog, das über buchtypische Elemente verfügt, wie es später ein Buch wird, dem man seine Entstehung als Blog ansieht. Nichtsdestotrotz bleiben Blog und Buch natürlich als eigenständige Formate bestehen. Nur unterscheidet sich offenbar die Lesart des Texts, je nachdem ob er im Blog oder im Buch gelesen wird, wie die folgende Anekdote verrät:

Im Sommersemester 2015 schrieb mich eine Studentin der Uni Göttingen an, die vorhatte, eine Hausarbeit zu Arbeit und Struktur zu verfassen. Sie hatte gesehen, dass ich mich in einem Vortrag mit dem Text beschäftigt hatte und fragte mich, ob man sich treffen und über literaturwissenschaftliche Zugänge zu diesem Text austauschen könne. Schnell kam die Studentin auf lyrische Elemente in Arbeit und Struktur zu sprechen, die sie sehr interessant fände. Neben kurzen Gedichten und Merksätzen16 ging es ihr vor allem um »Nonsens-Gedichte«, in denen Herrndorf stereotype Aussagen in einer Art dadaistischer Collage aneinanderreihe. Ich war ratlos, welche Gedichte sie meinen könnte, bis die Studentin mir ein solches in ihrer Ausgabe zeigte:

Wir treffen uns wieder in meinem Paradies
Und Engel gibt es doch
In unseren Herzen lebst du weiter
Einen Sommer noch
Noch eine Runde auf dem Karussell
Ich komm’ als Blümchen wieder
Ich will nicht, daß ihr weint
Im Himmel kann ich Schlitten fahren
Arbeit und Struktur (AuS 47)17

Es handelte sich um jene vier Passagen in Arbeit und Struktur, die ich als Listen anderer Krebsbücher gelesen hatte. Anders als die Studentin hatte ich Arbeit und Struktur zuerst als noch unvollendetes Blog gelesen und hielt es für plausibel, dass der Autor in diesen Listen eine Einordnung seines im Entstehen begriffenen Texts unternimmt. Die Liste erfüllte für Herrndorf meiner Interpretation nach etwa die praktische Funktion einer, wenngleich durchaus ironischen, Marktanalyse. Die Studentin wiederum, die den Text zuerst als Buch gelesen hatte, hatte die identischen Textstellen als poetischen Text aufgefasst, an dem sie sich in ihrer Hausarbeit abarbeiten würde.

Ohne den epistemologischen Gehalt dieser Begebenheit überbewerten zu wollen, deutet sie doch an, dass erstens der Text Arbeit und Struktur heteronom oder autonom im Sinne eines zweckgebundenen einerseits und eines poetischen Sprachgebrauchs andererseits gelesen werden kann und dass zweitens die jeweilige Lesart nicht zwangsläufig durch unterschiedlichen Textstellen gestützt wird. Die Frage, ob Arbeit und Struktur als Gebrauchstext oder literarisches Werk aufgefasst wird, muss folglich in der Haltung begründet liegen, mit der dem Text gegenübergetreten wird. Diese Haltung wird maßgeblich dadurch beeinflusst, ob der Text als unabgeschlossenes Blog oder Buch gelesen wird, denn das jeweilige Publikationsformat betont nebeneinander existierende Elemente eines Gebrauchs- oder literarischen Texts. So beschreibt der Literaturkritiker des Berliner Tagesspiegels Gerrit Bartels wenige Wochen nach der Veröffentlichung der Buchversion von Arbeit und Struktur, wie im Buch etwas sichtbar wird, was zuvor im Blog nicht in gleicher Weise wahrgenommen wurde:

Seit 2010 konnte man Monat für Monat im Internet nachlesen, wie es dem kranken Schriftsteller so ging, was er machte, dachte oder las. Das haben viele Freunde und Fans von Herrndorf getan. Trotzdem dürften viele, die sich den Blog jetzt nochmal als Buch und also am Stück zu Gemüte geführt haben, verblüfft sein ob der literarischen Qualität, die darin steckt, mitsamt einer ganzen Poetologie. Erstaunlich ist, dass sich das womöglich zwischen zwei Buchdeckeln viel besser erkennen lässt als auf einem Bildschirm, auf dem man nach oben und unten, nach rechts oder links scrollt.18

Bartels resümiert: »Das Beständige, das Herrndorfs ja nicht besonders großes Werk ganz sicher haben wird, findet hier [im Buch; E.M.] seinen formalen Ausdruck – und nicht in der Flüchtigkeit des Netzes.«19 Laut Bartels werden also durch das Buch Eigenschaften von Arbeit und Struktur privilegiert, die als Kriterien eines literarischen Werks (»Beständigkeit«) taugen. Zugleich tritt damit aber auch der funktionale Charakter des Texts, der wesentlich an die Form des noch nicht abgeschlossenen Blogs gebunden war, in den Hintergrund. Mein Vorhaben ist es im Folgenden zunächst, diese Aspekte, die Arbeit und Struktur als Gebrauchstext im Blog erscheinen lassen, nachvollziehbar zu machen, um anschließend die Funktionsweise des Texts als literarisches Werk in Buchform zu erläutern, die heute dominant für seine Rezeption ist.

2. Arbeit und Struktur als digitaler Gebrauchstext: Sammelstelle und Statusmeldung

Folgt man Herrndorfs Leseanweisung und beginnt die Lektüre des Blogs mit dem ältesten Eintrag, schließt sich an den atmosphärischen Auftakt »Dämmerung« der erste tagebuchartige Eintrag vom 8. März 2010 um 13:00 Uhr an: »Gestern haben sie mich eingeliefert.« (AuS 9),20 situiert Herrndorf den Leser in seiner Gegenwart. Schon kurz darauf thematisiert das Blog das Führen eines Tagebuchs als Praxis, die sich aus Herrndorfs Situation fast notwendig ergibt: Auch andere Patienten der Psychiatrie protokollieren »minutiös ihren Tagesablauf« (AuS 11).21 Herrndorf schleicht sich zum Aufschreiben einer »Gedankenkette« auf die Toilette oder schreibt »unter der Bettdecke im Licht des Handydisplays« (AuS 12).22 »Sind wir verrückt, weil wir alles aufschreiben, oder schreiben wir alles auf, weil wir verrückt sind?« (AuS 11),23 fragt Herrndorf eine Mitpatientin und tatsächlich scheint der Versuch, der eigenen Situation schreibend eine Ordnung abzuringen, sowohl Ausweis der Manie als auch ihre Therapie. Denn Herrndorf wird von seinen Ärzten dazu angehalten ein – allerdings stark formalisiertes – »Stimmungstagebuch« (AuS 16)24 zu führen.

Dem täglichen Schreiben kommt in Arbeit und Struktur eine unmittelbare Funktionalität zu. Das Tagebuch wird als Werkzeug eingeführt, mit dessen Hilfe das schreibende Subjekt seine Situation reflektiert und das den Ärzten gleichzeitig Auskunft über die Stimmungslage des Patienten gibt. Es erscheint zunächst als Gebrauchstext, der »der Sache [dient], von der [er] handel[t]«.25 Diese funktionale Dimension des ›Über sich selbst Schreibens‹ thematisiert Michel Foucault in seinem gleichnamigen Aufsatz.26 Foucaults Beschäftigung mit schriftlichen Praktiken der Subjektkonstitution muss im Zusammenhang seines Vorhabens einer »Geschichte des Subjekts«27 betrachtet werden. Grundlegend für dieses Vorhaben ist die Einsicht, dass Subjekte »sich im historisch variablen Wechselverhältnis von Wissen, Macht und Selbstverhältnis«28 ausbilden. Subjektivität ist demnach nicht nur bestimmt durch die Wissens- und Machtordnungen, die Foucault in seinen früheren Schriften beschrieben hatte, sondern kommt beim späten Foucault auch als Selbstverhältnis in den Blick, das Individuen im Rahmen der jeweils verfügbaren »Technologien des Selbst« ausprägen können. Diese definiert er wie folgt:

Technologien des Selbst, die es dem Einzelnen ermöglichen, aus eigener Kraft oder mit Hilfe anderer eine Reihe von Operationen an seinem Körper, seiner Seele, seinem Denken, seinem Verhalten und seiner Existenzweise vorzunehmen, mit dem Ziel, sich so zu verändern, dass er einen gewissen Zustand des Glücks, der Reinheit, der Weisheit, der Vollkommenheit oder der Unsterblichkeit erlangt.29

Foucault gewinnt seinen Begriff solcher techniques de soi aus antiken Praktiken der Askese sowie des Memorierens, der Meditation und des Schreibens.30 Dabei geht es Foucault, wie Martin Saar erläutert, nicht um »historische Forschung um ihrer selbst willen«,31 vielmehr leitet er aus den antiken Praktiken »die Einsicht in die grundsätzliche praktische Verfasstheit des Bezugs zu sich«32 ab. Mein Vorhaben ist es im Folgenden, die von Foucault in seinem Aufsatz »Über sich selbst schreiben« behandelten antiken Beispiele schriftlicher techniques de soi für eine Lektüre des Blogs Arbeit und Struktur fruchtbar zu machen. Foucaults Ausführungen zu hypomnêmata und Korrespondenz möchte ich dazu als spezifische historische Ausformungen autobiografischer Praxis verstehen, die sich in anderen Medien bis in die Gegenwart fortsetzen. Ich möchte zeigen, dass Herrndorfs autobiografisches Blogprojekt mit den Selbsttechniken im Foucault’schen Sinne strukturverwandt ist – und letztere aufgrund der medialen Eigenschaften des Blogs in ihrer Wirksamkeit sogar übertrifft.

»L’écriture de soi« – »Über sich selbst schreiben« erschien im Februar 1983 und ist, wie Foucault zu Beginn des Aufsatzes sagt, Teil »einer Reihe von Studien über die ›Künste des Selbst‹ […] in der griechisch-römischen Kultur der ersten beiden Jahrhunderte.«33 Foucault geht darin auf zwei Typen schriftlicher Selbsttechniken ein, die sog. hypomnêmata und die Korrespondenz. Hypomnêmata definieren sich nach Foucault nicht ihrer Form nach, es können »Rechnungsbücher, öffentliche Register oder auch private, als Gedächtnisstütze dienende Notizbücher sein,«34 sondern durch ihren spezifischen Gebrauch:

Sie bildeten gleichsam ein materielles Gedächtnis des Gelesenen, Gehörten und Gedachten, einen zur neuerlichen Lektüre und weiterer Reflexion bestimmten Schatz an Wissen und Gedanken. […] Es geht nicht darum, dem Unsagbaren nachzugehen, Verborgenes zu enthüllen, das Ungesagte zu sagen, sondern darum, bereits Gesagtes festzuhalten, Gehörtes oder Gelesenes zu sammeln, und das zu einem Zweck, der nichts Geringeres ist als die Konstituierung des Selbst.35

Die hypomnêmata erscheinen in dieser ersten Beschreibung als Sammelstelle für Informationen, Einsichten, Zitate, Erfahrungen, mit denen das Individuum unmittelbar vor der Niederschrift in Berührung kam. In ihnen verortet sich das Subjekt in den es gegenwärtig betreffenden Diskursen. Ein Blick in die Anfangszeit des Blogs Arbeit und Struktur macht unmittelbar klar, was mit dieser Sammelstellen-Funktion gemeint sein könnte: Am 29. März 2010 berichtet Herrndorf im Blog von einem Arzttermin. Es wird festgestellt, dass er eine bestimmte genetische Eigenschaft besitzt, die die Wirksamkeit eines Medikaments negativ beeinflusst. Herrndorf fügt in den Text ein Diagramm zur Wirksamkeit des Medikaments ein und resümiert: »Statistisch ist es aber auch so: Nach zwei Jahren wird die Kurve flach.« (AuS 36)36 Überhaupt ist das Blog im März 2010 durchzogen von Fachtermini, die der Autor aus den Gesprächen mit seinen Ärzten übernimmt. Die Rede ist von »Herden«, der »NOA« (AuS 30),37 einer Vielzahl verschiedener Medikamente sowie deren Wirkung als »Angiogenesehemmer« oder »Apoptoseauslöser« (AuS 32).38 Mit der Diagnose ist Herrndorf plötzlich einem ihm bis dato fremden, medizinischen Diskurs ausgesetzt. An vielen Stellen berichtet er von seiner Recherche im Internet und trägt die gefundenen Informationen wie im Fall des Diagramms auf seinem Blog zusammen.39 Aber auch Dinge, die seit der Erkrankung zu seinem Leben gehören, trägt er gewissenhaft ins Blog ein. So zitiert er im Juli 2011 den Wortlaut seines Behindertenausweises: »Feststellung: Der Grad der Behinderung (GdB) beträgt 100. Begründung: Bei Ihnen liegen folgende Funktionsbeeinträchtigungen gemäß §69 Abs. 1-3 SGB IX vor: a) Erkrankung des Gehirns.« (AuS 216)40 Im Dezember dann notiert er seine tägliche Medikation kommentarlos im Blog.41 Die sperrigen Medikamentennamen und ihre Dosierung für morgens, mittags und abends geben dem mit der Materie nicht vertrauten Leser Rätsel auf, verdeutlichen aber die Funktion des Blogs als Sammelstelle relevanter Informationen rund um die Erkrankung.

Foucault schreibt weiter zur Beschaffenheit der hypomnêmata: »So persönlich die hypomnêmata auch sein mögen, dürfen wir dennoch keine intimen Tagebücher darin erblicken.«42 Bei aller Sensibilität der Informationen, die Herrndorf auf seinem Blog preisgibt, stehen die nüchternen Fakten der Statistiken, Medikationen, Untersuchungsabläufe doch weit mehr im Vordergrund als seine emotionale Verfassung. Selbst wenn Herrndorf in den Rückblenden von seiner manischen Phase erzählt, tut er das distanziert wie ein leicht befremdeter, mitunter auch belustigter Beobachter. Die Blogtexte haben nie den Impetus von Geständnissen oder Vermächtnissen, sondern sind tatsächlich das langsam anwachsende Protokoll dessen, was Herrndorf seit der Diagnose beschäftigt, was er liest und tut. Aus dieser Beschreibung heraus lässt sich ein weiteres Charakteristikum der hypomnêmata nach Foucault ableiten, ihre Heterogenität:

Der gewollt disparate Charakter schließt Einheit nicht aus. Aber diese Einheit entsteht nicht durch die Kunst, Dinge zu einem Ganzen zusammenzufügen, sondern muss sich im Schreibenden selbst herstellen, als Ergebnis der hypomnêmata, ihrer Zusammenstellung (also im Akt des Schreibens) und ihrer Konsultation (also beim Lesen und Wiederlesen).43

Auf Herrndorfs Blog kommen ganz unterschiedliche Textsorten zusammen. Erst in der Zusammenschau der zitierten, dekontextualisierten Texte und Herrndorfs eigenen Beschreibungen entsteht die von Foucault beschriebene Einheit der hypomnêmata als individuelle und gegenwärtige Textdokumente eines Subjekts, die im Akt des Lesens nachvollzogen werden müssen. Wie Foucault fortfährt, bestehen die hypomnêmata stets aus den beiden Elementen der schreibenden »Zusammenstellung« und der wiederlesenden »Konsultation« der bereits geschrieben Texte. Die regelmäßige Wiederholung dieser beiden Tätigkeiten gehört zur Praxis der hypomnêmata als »Übung, die immer wieder absolviert werden sollte«.44 Auch für Herrndorf wird die Arbeit am Blog schnell zum integralen Bestandteil seines Alltags, der nach Diagnose, OP und Psychiatrieaufenthalt erst wieder etabliert werden muss: »Teetrinken, Stendhal lesen, bisschen Blog, abwaschen, Wäsche machen, staubsaugen« (AuS 258),45 beschreibt er im Oktober 2011 das Blog als alltägliche Praxis. Auch für Herrndorfs Blogpraxis ist das Wiederlesen des bereits Geschriebenen zentral: Er nutz das Blog als Archiv, um wichtige, tröstliche Gedanken zu konservieren und bei Bedarf konsultieren zu können. So schreibt er von einem »kleinen Abendgebet« aus »trostreich scheinenden Sätzen und Gedanken« (AuS 110),46 welches er wie einen Merksatz im Blog festhält.47 Als Sammelstätte fungiert das Blog auch dort, wo Herrndorf seinen Zustand und dessen Veränderung dokumentieren muss. So fügt er seiner Patientenverfügung den Hinweis an: »Alles Weitere, insbesondere Angaben über meinen körperlichen und geistig einwandfreien Zustand zur Zeit der Abfassung dieser Nachschrift entnehmen Sie bitte meinem Blog.« (AuS 335)48

Bei aller Anschlussfähigkeit des Blogs Arbeit und Struktur an die Praxis der hypomnêmata fällt doch ein wesentlicher Unterschied auf: Herrndorfs Texte sind immer schon dafür verfasst, gelesen zu werden. Neben der selbsttherapeutischen Funktionalität verfolgt Herrndorf mit dem Blog auch ein kommunikatives Anliegen. Foucault thematisiert eine solche kommunikative Dimension in der zweiten, von ihm in »Über sich selbst schreiben« angeführten Selbsttechnik, der »Korrespondenz«49: Der Briefwechsel, so schreibt Foucault, sei in der »Doppelfunktion«50 von Schreiben (der Briefe) und Lesen (der Antworten) mit der Praxis der hypomnêmata verwandt, unterscheidet sich von ihr aber durch ihren dialogischen Charakter:

Trotz dieser Gemeinsamkeiten dürfen wir in der Korrespondenz keine bloße Fortsetzung der Praxis der hypomnêmata sehen. Sie ist mehr als ein bloßes Training durch Schreiben und das Erteilen von Ratschlägen oder Anweisungen an den anderen. Sie ist zugleich eine Form, sich dem anderen und sich selbst zu zeigen. Im Brief ist der Schreiber dem Empfänger präsent, und zwar nicht nur durch die darin gegebenen Informationen über sein Leben, sein Tun, seine Erfolge und Misserfolge, sein Glück und Unglück, sondern in einer Weise, die als unmittelbare und nahezu physische Präsenz erscheint.51

Das entscheidende Moment des Briefwechsels als Technologie des Selbst ist also der intersubjektive Austausch zwischen den beiden Briefpartnern. Beide Teilnehmer der Korrespondenz setzen sich in ihren Briefen, wie Foucault schreibt, dem Blick des Empfängers aus und fühlen sich durch die Briefe des anderen angesehen: »Der Brief schafft in gewisser Weise ein Verhältnis von Angesicht zu Angesicht.«52 Gegenstand des Briefwechsels seien nicht etwa außergewöhnliche Ereignisse, sondern im Gegenteil die Beschreibung des Alltags der Korrespondenten und ihres Gesundheitszustands. Die räumliche Nähe, die die Briefe zwischen den Korrespondenten erzeugen, spiegelt sich also auch in ihrem Inhalt wider. Denn die Briefe setzen die Korrespondenten auf den Kenntnisstand von Personen, die eng zusammenleben, indem sie über die »Beschaffenheit einer Lebensweise«53 informieren.

Das Blog Arbeit und Struktur war ursprünglich durch ein Passwort geschützt und als »Mitteilungsveranstaltung« (AuS 405)54 für Herrndorfs Freundeskreis gedacht. Über das Blog war es möglich, alle Freunde gleichzeitig über Herrndorfs Zustand zu benachrichtigen.55 Diese reagieren per Mail, SMS56 und in einem »Forum« (AuS 420)57 oder treffen Herrndorf persönlich, wie das Blog vielfach belegt.58 Als Herrndorf das Blog im September 2010 der breiten Öffentlichkeit zugänglich macht, verzichtet er auf die Kommentarfunktion. Es handelt sich dabei um eine bewusste Entscheidung, denn Herrndorf kannte die interaktiven Möglichkeiten und responsiven Gepflogenheiten digitaler Literaturproduktion genau.59 Die Leser, die Herrndorf persönlich nicht kennen, haben also im Blog selbst keine Möglichkeit mit ihm in Austausch zu treten. An anderen Orten im Netz finden sich allerdings sehr wohl Rezeptionsdokumente zum Blog Arbeit und Struktur, die die zeitnahe Lektüre des Blogs belegen sowie Urteile über diesen enthalten. Trotz fehlender Kommentarfunktion scheint das Blog keineswegs eine kommunikative Einbahnstraße zu sein, wie die folgenden Beobachtungen zeigen:

So erlangt das Blog Arbeit und Struktur in Mailinglisten und Foren für Hirntumorpatienten und -angehörige früh Bekanntheit. Herrndorf selbst offenbart im Blog, dass er diese Foren liest, wie z.B. im April 2010, wenn er die spezifische Vorstellungspraxis auf einer Mailingliste für Hirntumorpatienten wiedergibt:

Aber auch auf der Hirntumorliste ist es üblich, Chiffren an seinen Namen zu hängen, die zu den Ansichten über Strahlen, Haarausfall und Boswellia serrata hinzuaddiert werden müssen: ›LG Karen AA III/07‹ oder ›Heinz Astro 2.2003‹. Wenn ›Christina 35, GBM IX/03‹ postet, hört man, wie die anderen Glioblastome in Deutschland die Luft anhalten. (AuS 43f.)60

Die »Hirntumorliste« hirntumor.de/liste/, die Herrndorf laut obigem Posting abonniert hat, ist eine Mailingliste über die sich Betroffene, Angehörige, Ärzte und Psychologen austauschen. Neben der Liste gibt es das Diskussionsforum hirntumor.de/forum/.61 In diesem Forum weist ein User unter der Überschrift »Lesenswert: Blog eines GBM-Patienten«62 im März 2011 auf Arbeit und Struktur hin. »Der Autor«, so schreibt der User, »scheint auch hier mitzulesen und freut sich – falls das tatsächlich so ist – vielleicht über einen Gruß.«63 Entsprechend wendet sich ein User mit einer an ihn adressierten Nachricht im Forum direkt an Herrndorf.64 In einem anderen Forum beschreibt eine Userin wie sie auf Herrndorfs Blog im Zuge einer Medikamentenrecherche aufmerksam wurde und seine Berichte als treffend und anschlussfähig für ihre eigenen Erfahrungen empfand.65 Die regelmäßige Konsultation von Herrndorfs Blog ist auch in einem anderen Hirntumor-Forum dokumentiert, wo das stetige Anwachsen des Blogs verfolgt wird.66

Von großer Bedeutung für diese Kommentare ist das Wissen der Leser, dass es sich bei Arbeit und Struktur um ein Protokoll in Echtzeit handelt. Foucault schreibt dazu, die schriftlichen Technologien des Selbst seien nicht dazu gedacht wie eine Autobiografie67 ein abgeschlossenes, »totes Bild«68 eines Lebens oder einer Lebensphase wiederzugeben, sondern im Gegenteil im momentanen Vollzug des Schreibens und Lesens »die eigene Seele […] zu bilden.«69 Wenn die Leser die Texte mit nur wenig zeitlicher Verzögerung lesen und darauf reagieren, tun sie das in dem Bewusstsein, über die gegenwärtige Situation des Autors Bescheid zu wissen. Zwar antwortet Herrndorf auf die Kommentare nicht bzw. nicht öffentlich,70 wesentlich ist jedoch, dass sie belegen, dass es eine mit dem Autor persönlich nicht bekannte Leserschaft des Blogs gab und gibt, die das Blog rezipiert und so eine unmittelbare Publizität herstellt. In den Internet-Communities der Hirntumorpatienten entsteht ein Raum, in dem Herrndorfs Blog verfolgt wird.71 Herrndorf wiederum, so zeigen seine Kenntnisse der kommunikativen Codes der Foren, weiß um diesen Raum und seine Leserschaft dort.72 Zwar ist eine direkte Korrespondenz wie Foucault sie beschrieben hatte im nicht über eine Kommentarfunktion verfügenden Blog Arbeit und Struktur nicht festzustellen. Eine gewisse Dialogizität, d.h. die Gewissheit, dass die Texte gelesen werden und es Rückmeldungen zu diesen Texten gibt, ist aber sehr wohl gegeben.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Arbeit und Struktur sich als Gebrauchstext im Blog darstellt. Das Blog erscheint als Ort digitaler Selbsttechnik, das Aspekte beider von Foucault beschriebenen Textgattungen vereint: Wie in den hypomnêmata vollzieht sich im Blog die schrittweise Verortung des Autors in die Diskurse um seine Krankheit. Wie im Briefwechsel sind die so entstehenden Texte aber immer schon an Leser gerichtet und fordern diese zu einer Reaktion heraus. Erzählte Zeit und Lebenszeit ist in den Blogtexten beinahe deckungsgleich, Schreiben und Leben überlagern einander und tragen sich performativ in den Text ein. Es ist vor allem diese spezifische zeitliche Struktur, die das Blog als digital potenzierte schriftliche Technologie des Selbst erscheinen lässt: Die verfassten Texte können sofort veröffentlicht und der Leserschaft zugänglich gemacht werden. Zudem ist das Zitieren und Einbinden fremder Gedanken durch die Möglichkeit der Verlinkung und des Copy/Paste im Blog wesentlich vereinfacht. Im Zusammengehen von individueller Schreibpraxis, Einbinden von Fundstücken und unmittelbarer Veröffentlichung der Texte erscheint das Blog als wirkungsvolle digitale Technologie des Selbst.

3. Arbeit und Struktur als literarisches Werk: Autormanifestation und Krankheitsdramaturgie

Wie wir im ersten Teil dieses Texts gesehen haben, war Arbeit und Struktur mit seiner am Buch orientierten Leserichtung und den fehlenden Kommentaren immer schon ein untypisches Blog. In gewisser Weise löst also die Überführung in ein Buch die Spannungen, die das Blog begleiten. Wenngleich Arbeit und Struktur auch als Blog die Kategorie der Gebrauchsgattung an vielen Stellen literarisch übertrifft, erlangt der Text doch vor allem im Buch den Status eines literarischen Werks: Das Buch macht Arbeit und Struktur als literarisches Artefakt sichtbar(er); so wird der Text beispielsweise erst als Buch im Feuilleton besprochen.73 Jenseits der pragmatischen Gründe für eine Buchveröffentlichung,74 möchte ich im Folgenden textimmanenten Signalen nachgehen, die Arbeit und Struktur als literarisches Werk inszenieren. Die Wahrnehmung dieser Signale ist eng mit der Buchförmigkeit des Texts verbunden. Ich verwende den Werk-Begriff dabei bewusst in seiner Doppelbedeutung als einzelner Text (Opus) und Gesamtheit von Texten (Œuvre),75 wird doch zunächst dem Einzeltext Arbeit und Struktur Werkstatus zugeschrieben und geht er schließlich in Herrndorfs Gesamtwerk76 ein. In einem ersten Schritt gilt es dazu den Werkbegriff als maßgeblich von zwei Aspekten bestimmt zu charakterisieren: Das Vorhandensein eines Autors als Schöpfer eines Werks, sowie die Abgeschlossenheit eines literarisch geformten Texts. Arbeit und Struktur erfüllt, wie in zwei Schritten zu zeigen sein wird, diese Kriterien: Zum einen manifestiert sich im Text ein Subjekt als literarischer Autor und Protagonist des Literaturbetriebs. Zum anderen sind Herrndorfs Schilderungen als literarische Texte immer schon unmittelbaren Funktionalitäten enthoben und erscheinen in der Gesamtschau als Erzählung mit ästhetischem Mehrwert.

Der Begriff des Werks ist, aller Problematisierung zum Trotz,77 eine Grundkategorie der Literaturwissenschaft78 und von »pragmatischer Relevanz«,79 wenn es darum geht, literarische Kommunikation und Handlungsmuster des literarischen Feldes zu analysieren. Die »Buchförmigkeit«80 ist entscheidend dafür, ob einem Text Werkcharakter zukommt, garantiert doch das Buch – auch als Ebook81 – die grundlegenden Eigenschaften eines Werks:

Im Kontext von Literatur und Literaturwissenschaft […] meint Werk das fertige und abgeschlossene Ergebnis der literarischen Produktion, das einem Autor zugehört und in fixierter, die Zeit überdauernder Form vorliegt, so daß es dem Zugriff des Produzenten ebenso enthoben ist wie dem Verbrauch durch den Rezipienten.82

Demnach wäre das Blog Arbeit und Struktur zumindest vor dem Tod Herrndorfs kein Werk, da es nicht abgeschlossen und damit auch nicht dem Zugriff des Autors entzogen wäre. Auch läge das Blog nicht in »fixierter, die Zeit überdauernder Form« vor, denn schließlich hätte Herrndorf es jederzeit aus dem Internet entfernen können.83 Als »Ergebnis literarischer Produktion« flicht die obige Definition ein ästhetisches Moment in den Werkbegriff quasi en passant ein. Ob es sich bei Arbeit und Struktur überhaupt um »literarische Produktion« handelt, ist zumindest unklar: Als autobiografischer Text ist er bestimmt von der Unentschiedenheit zwischen individuellem Zeugnis zum Selbstgebrauch und literarischem Kunstwerk.84 Je weiter Herrndorfs Projekt fortschreitet, desto deutlicher treten darin allerdings Spuren der Überformung und bewussten Gestaltung zu Tage,85 die Arbeit und Struktur auch als literarisches Artefakt erscheinen lassen. Die Buchpublikation von Arbeit und Struktur schließlich beglaubigt nicht nur die Abgeschlossenheit des Texts, sondern akzentuiert als »Gegenwartsliteratur«86 des Schriftstellers Herrndorf seinen Status als literarisches Werk.

Neben den genannten Eigenschaften des Texts kommt dem Autor eine wichtige Rolle in Bezug auf den Werkbegriff zu: Der abgeschlossene Text soll »einem Autor« zugehörig sein – eine Eigenschaft, die Herrndorfs Blog erfüllt, die andere Blogs aber dezidiert ablehnen.87 Die zentrale Position des Autors datiert, wie Steffen Martus ausführt, aus dem späten 18. Jahrhundert, wo »die Entwicklung des Urheberrechts […] juristisch die Bindung von Autor und Werk und damit die Vereinheitlichung des Werks über die Zurechnung auf einen ›Schöpfer‹ als Eigentümer«88 entstand. Das heutige Urheberrecht89 basiert noch immer auf einem starken Autor als Eigentümer eines Werks und bildet die Grundlage für das Geschäftsmodell der Verlagsbranche, wonach der Autor sein Werk an den Verlag veräußern kann, damit dieser es in Form einzelner Ausgaben verkauft. Werkhaftigkeit erscheint somit als Eigenschaft eines Textes, die einerseits im Text selbst begründet liegt und sich andererseits in der Rolle des Autors als Schöpfer und Eigentümer des Texts manifestiert. Ich möchte im Folgenden zeigen, wie der Text Arbeit und Struktur beiden Erfordernissen Rechnung trägt. Dazu gehe ich zuerst auf die Manifestation der Autorpersönlichkeit Wolfgang Herrndorf im Text ein. Im Anschluss setze ich mich mit textimmanenten Strategien auseinander, die Arbeit und Struktur als literarisches Werk erscheinen lassen.

Als autobiografischer Text ist die Lektüre von Arbeit und Struktur von der Annahme bestimmt, Ich-Erzähler und Autor seien identisch.90 Wolfgang Herrndorf ist also nicht nur Autor von Arbeit und Struktur, sondern auch Hauptfigur des Texts. Der Leser wird Zeuge einer extrem produktiven Phase dieser Autor-Figur: Die Entstehung der beiden Romane Tschick und Sand sowie des »unvollendete[n] Roman[s]«91 Bilder deiner großen Liebe erlebt der Leser des Blogs gleichsam live mit; die beiden erstgenannten Romane kann er von ihrer ersten Erwähnung im Blog bis hin zu ihrem Erscheinen als physische Bücher verfolgen.92 Seine Arbeit, das legt Arbeit und Struktur schon im Titel nahe, hat für Herrndorf oberste Priorität. Unermüdlich arbeitet er an seinen Romanen und stellt auch das Schreiben des Blogs trotz mehrfacher Überlegungen nicht ein. In Arbeit und Struktur schildert er sich als Autor, der alle anderen Belange seiner Arbeit unterordnet und mit Verweis auf die wenige, ihm noch verbleibende Zeit, die Kommunikation nicht nur mit den Bloglesern, sondern oftmals auch mit Bekannten und Freunden verweigert.93 »Ich arbeite in der Straßenbahn an den Ausdrucken, ich arbeite im Wartezimmer zur Strahlentherapie, ich arbeite die Minute, die ich in der Umkleidekabine stehen muß, mit dem Papier an der Wand.« (AuS 44),94 beschreibt Herrndorf seine Arbeitswut. Anstelle privater Erlebnisse und intimer Gedanken dominiert die Beschreibung der Arbeit in Herrndorfs Krankheitstagebuch. Arbeit und Struktur ist das Selbstporträt des Autors als Workaholic.

Herrndorf ist sich der Rückkopplungseffekte seiner Selbstaussagen aus Arbeit und Struktur auf die Wahrnehmung seiner Person und seiner Werke bewusst: »Was Status betrifft, ist Hirntumor natürlich der Mercedes unter den Krankheiten. Und das Glioblastom der Rolls-Royce. Mit Prostatakrebs oder einem Schnupfen hätte ich dieses Blog jedenfalls nie begonnen.«95 Sarkastisch registriert er, dass »die Schwere seiner Erkrankung« nicht nur »dem autobiographischen Projekt«96 Gewicht verleiht, sondern auch die Wahrnehmung seiner Person und seiner Romane verändert. Er versucht eine »diskret […] gezogene Grenze zwischen Blog und Marketing« (AuS 277)97 aufrechtzuerhalten und verwahrt sich dagegen, dass sein Verlag einen »Bloglink mit Psychiatrisierungseintrag als Werbemittel rumschickt.« (AuS 96)98

Gleichzeitig hatte Herrndorf ja selbst entschieden, Arbeit und Struktur einer breiten Leserschaft zugänglich zu machen. Seine Haltung ist ambivalent, einerseits gibt er Informationen zu sich und seiner Arbeitsweise preis, andererseits ist es ihm unrecht, wenn Krankheitstagebuch und Romanwerk aufeinander bezogen werden. Es sind zwei Schriftstellerkollegen, Joachim Lottmann und Juli Zeh, die das Verhältnis von autobiografischem und literarischem Schreiben Herrndorfs öffentlich thematisieren: Im Juni 2013 fragt Juli Zeh auf Facebook: »Und was wäre, wenn sich herausstellte (Gedankenspiel, nicht Unterstellung!), dass Wolfgang Herrndorf gar nicht krank ist?«99 Bereits im Jahr zuvor attestiert der Borderline-Journalist100 Joachim Lottmann auf der Suche nach einem Nachfolger für den Koeppen-Preis Arbeit und Struktur fiktionalen Charakter:

Herrndorf hätte ich noch vor zwei Jahren blind ausgezeichnet, doch zwischendurch hatte der Mann drei Bestseller und sieben Literaturpreise mit einem sechsstelligen Gesamtwert aufgestellt. Der war satt. Und wieder gesund. Jahrelang hatte es geheißen, sein tragischer junger Tod stünde unmittelbar bevor.101

Zeh wie Lottmann betätigen die »Drehtür«102 der Autobiografie, indem sie Herrndorfs Projekt im Kontext autofiktionaler Literatur verorten und seinen faktualen Charakter in Zweifel ziehen.103 Auch wenn sich angesichts der Schwere von Herrndorfs Krankheit derartige Spekulationen zynisch und unpassend ausnehmen,104 zeigen sie doch, wie eng der Autor Herrndorf durch Arbeit und Struktur mit seinem Werk verbunden ist. Seine durch das Krankheitstagebuch bekannte Geschichte bildet den Hintergrund für die Rezeption seines Werks, dessen Schöpfer und dessen Teil er als Figur des eigenen Texts auch ist.

Auch in der Auseinandersetzung mit Textgattungen und literarischen Traditionen manifestiert sich in Arbeit und Struktur eine Autorenpersönlichkeit. Um dies zu untermauern, komme ich noch einmal auf die in Teil 1 bereits thematisierten Listen (bzw. Dada-Gedichte) zurück. Tatsächlich entspricht jede Zeile einer Publikation zum Thema Krebs. Ans Ende jeder Liste setzt Herrndorf sein eigenes Projekt, dessen Titel sich in seiner Nüchternheit stark von der genannten Ratgeber- und Erfahrungsliteratur unterscheidet. Publikationen, die sich aus einer essayistisch-analytischen Perspektive mit Krebserkrankungen auseinandersetzen, spart Herrndorf aus.105 Vor dem Hintergrund der anderen Krebsbücher erscheint Herrndorfs Arbeit und Struktur einzigartig: Sein Projekt predigt nicht stereotyp Hoffnung und positive Einstellung, sondern ist der nüchterne Imperativ strikten Arbeitens bis zum Ende. Der Autor erscheint als starke Persönlichkeit, die sich mit dem eigenen Sterben schonungslos auseinandersetzt. Ein zweiter Typus Liste aus Arbeit und Struktur zielt hingegen nicht darauf ab, Herrndorf von anderen Autoren abzugrenzen, sondern ihn und sein Schaffen zu verorten: Herrndorf zählt darin Bücher auf, die ihn geprägt haben und die er vor seinem Tod unbedingt noch einmal lesen möchte. Es finden sich darin mit Storm, Brontë, Poe, Proust und Dostojewski die Großmeister des realistischen Romans des 19. Jahrhunderts und mit Hamsun ein Vertreter seiner Weiterentwicklung unter modernen Vorzeichen. Mit Truman Capote und seinem New Journalism findet sich auch eine amerikanische Spielart realistischen Erzählens auf der Liste, Graf Luckner und Marga Berck lassen auf ein Faible fürs Humoristisch-Populäre schließen.106 Karen Duve schließlich ist die einzige Zeitgenossin. Die Liste ist nicht nur Lektüreprogramm, sondern gibt als Aufstellung derjenigen Bücher, die Herrndorf »in verschiedenen Phasen [s]eines Lebens aus unterschiedlichen Gründen am stärksten beeindruckt haben« (AuS 44),107 auch Aufschluss darüber, an welche Ästhetiken und Entwürfe von Autorschaft Herrndorf für sein eigenen Schreiben anknüpft. Herrndorf verortet sich in der Genealogie der »Klassiker«108 und geriert sich als Autor in der Tradition des realistischen Romans seit dem 19. Jahrhundert. Stendhal, Nabokov und Salinger stehen nur deshalb nicht auf der Liste, weil Herrndorf diese »in den letzten ein, zwei Jahren schon erledigt ha[t]« (AuS 45).109 Stendhals berühmten Ausspruch, sich stilistisch am napoleonischen Code civil orientiert zu haben, übernimmt Herrndorf für Arbeit und Struktur und verknüpft damit sein Schreiben einmal mehr mit der literarischen Tradition des Realismus.110 Die auf ganz unterschiedlichen Ebenen angesiedelten Beispiele zeigen, wie Herrndorf sich als Autor-Figur in seinem Text inszeniert, sich selbst im Kreis kanonischer Autoren verortet und so eine Wahrnehmung seiner Selbst als renommierte Autorenpersönlichkeit vorbereitet.

Eine weitere Voraussetzung für den Werkstatus ist die Abgeschlossenheit einer Erzählung. Als Blog fehlt Arbeit und Struktur diese Abgeschlossenheit, wächst der Text doch beständig weiter, solange Herrndorf lebt. Erst sein Tod würde Arbeit und Struktur beenden und damit die Publikation des Texts als Buch ermöglichen. Herrndorf hatte früh angekündigt, sich das Leben zu nehmen, wenn seine Erkrankung ein selbstbestimmtes Leben unmöglich machen würde. Er erwähnt seine Pläne für ein Buch Arbeit und Struktur erst kurz vor seinem Tod zum ersten Mal im Blog.111 Der Autor plant sein Ende und damit auch das Ende seiner und der von ihm erzählten Geschichte. Ich möchte im Folgenden dem dramaturgischen Gestaltungswillen nachgehen, mit dem Herrndorf die eigene Geschichte zunehmend geformt hat. Die Überführung des nahezu live verfassten Blogtexts in ein Buch akzentuiert Tendenzen in Arbeit und Struktur, die den Text als runde Erzählung erscheinen lassen, die jenseits der Existenz des Erzählerkörpers fortbesteht.

Bezugnehmend auf die autobiografisch-literarischen Projekte Jean-Jacques Rousseaus und Karl Philipp Moritz’ beschreibt Herrndorf die Poetik von Arbeit und Struktur wie folgt:

Ich erfinde nichts, ist alles, was ich sagen kann. Ich sammle, ich ordne, ich lasse aus. Oft erst im Nachhinein im Überschwang spontaner Selbstdramatisierung erkennbar falsch und ungenau Beschriebenes wird neu beschrieben, Adjektive getauscht, neu Erinnertes ergänzt. Aber nichts erfunden. Das Gefasel von der Unzuverlässigkeit des Gedächtnisses und der Unzulänglichkeit der Sprache spar ich mir, allein der berufsbedingt ununterdrückbare Impuls, dem Leben wie einem Roman zu Leibe zu rücken, die sich im Akt des Schreibens immer wieder einstellende, das Weiterleben enorm erleichternde, falsche und nur im Text richtige Vorstellung, die Fäden in der Hand zu halten und das seit langem bekannte und im Kopf ständig schon vor- und ausformulierte Ende selbst bestimmen und den tragischen Helden mit wohlgesetzten, naturnotwendigen, fröhlichen Worten in den Abgrund stürzen zu dürfen wie gewohnt – (AuS 292)112

Herrndorf bezeugt darin seinen Anspruch, nichts zu erfinden, ist sich aber zugleich der Konstruiertheit jedes autobiografischen Texts bewusst. Er reflektiert, dass er als Autor fiktionaler Texte einen spezifischen Zugriff auf seine Geschichte hat und beschreibt die Arbeit mit seinem Material: Er sammelt, ordnet, lässt aus, als arbeite er an einem Roman.113 »Berufsbedingt« erkennt er das narrative Potential seiner Geschichte: Einem erfolglosen, mühsam vor sich hin arbeitenden Autor wird ein Hirntumor diagnostiziert. Er beginnt wie besessen zu schreiben. Seine Bücher werden Bestseller, der Autor zum »six figure author« (AuS 199).114 Jedoch kann er seinem Erfolg nichts abgewinnen, weil er bald sterben wird.115 Es ist die Geschichte eines, wie Herrndorf schreibt, »tragischen Helden«, der gegen alle Widrigkeiten seinen Weg gegangen ist und dafür belohnt wird. Sein Erfolg ist allerdings immer schon von der tödlichen Krankheit bedroht. Vor dem Hintergrund der Krankheit verlieren Geld und Ruhm ihre Bedeutung, das soziale Umfeld und die Freude an den kleinen Dingen hingegen halten den Helden aufrecht bis zu seinem Ende, dem er sich tapfer stellt.

Als Autor rückt Wolfgang Herrndorf in Arbeit und Struktur »dem Leben wie einem Roman zu Leibe« und formt die eigene Geschichte wie die einer Figur in seinen Romanen. Seiner Machtlosigkeit gegenüber der Erkrankung begegnet er, indem er das Ende seiner Lebensgeschichte selbst bestimmt: »Was ich brauche, ist eine Exitstrategie.« (AuS 50),116 schreibt er bereits kurze Zeit nach der Diagnose. Die »Gewißheit, es selbst in der Hand zu haben«, ist für ihn »von Anfang an notwendiger Bestandteil [s]einer Psychohygiene.« (AuS 50)117 Das »im Kopf ständig schon vor- und ausformulierte« Ende seiner Geschichte ist damit klar. Herrndorf bestimmt es als autonomer Autor und widersetzt sich damit der »strukturellen Offenheit zum Ende hin«,118 die jeder autobiografischen Erzählung aus der Unmöglichkeit heraus eignet, den eigenen Tod zu schildern. Als Autor der Geschichte, deren Hauptfigur er zugleich ist, entwirft Herrndorf ihren Ausgang. Der Tod widerfährt dem Subjekt Herrndorf nicht, sondern ist der Endpunkt einer durch den Autor Herrndorf geschriebenen Geschichte, die das Subjekt bloß in die Tat umsetzt.

Am 27. August 2013 twittert Kathrin Passig: »Wolfgang Herrndorf starb nicht an Krebs. Er hat sich gestern in den späten Abendstunden am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen.«119 Sie gibt damit bekannt, dass das Ende, das Herrndorf entworfen hatte, Wirklichkeit geworden ist, und besiegelt das Projekt Arbeit und Struktur. Im Blog wird unter dem Titel »Schluss« ein Passigs Tweet ähnelnder Satz veröffentlicht.120 Das letzte Kapitel des Blogs ist damit geschrieben, es erscheinen keine neuen Einträge mehr und bis auf die Anpassungen des Impressums werden keine Änderungen am Text mehr vorgenommen. Mit dem Tod des Autors 42 Monate nach der Krebsdiagnose kommt seine Lebenserzählung im 42. Kapitel zum Ende. Es ist, dafür hatte Herrndorf in seiner dramaturgischen Bearbeitung des eigenen Lebens gesorgt, kein offenes, abruptes Ende, sondern das Beschließen einer auserzählten Geschichte. Diese abgeschlossene Geschichte findet ihre mediale Entsprechung im Buch: Das Zusammenfallen von Erleben, Schreiben und Lesen, das prägend für das unabgeschlossene Blog war, ist aufgekündigt, Lebenszeit und erzählte Zeit sind nicht mehr deckungsgleich. Der Leser muss nun nicht mehr auf neue Nachrichten aus dem Leben Herrndorfs warten, sondern kann dessen Erzählung von vorne bis hinten durchlesen und zu einer anderen Lektüre übergehen. Das Buch bekräftigt die Abgeschlossenheit von Arbeit und Struktur, die mit Herrndorfs Tod auch dem Blog eignet. Anders als das stillgestellte Blog aber, begünstigt das Buch eine Lektüre »am Stück«, durch die sich, wie schon erwähnt, die »literarische Qualität« von Arbeit und Struktur »womöglich […] viel besser erkennen lässt als auf einem Bildschirm.«121

Das Buch Arbeit und Struktur ist ein Text, der sich von der Existenz des Autors Herrndorf gelöst hat und unabhängig von ihm als überzeitliche Krankheitsnarration besteht. Die alltägliche Selbstpraxis und Echtzeit-Produktion im Blog hat sich zum autobiografischen literarischen Werk transformiert. Damit soll nicht gesagt sein, eine Lesart von Arbeit und Struktur als digitalem Gebrauchstext im Blog sei nun nicht mehr möglich, wohl aber, dass eine Rezeption des Texts als literarisches Werk in Buchform nun eindeutig dominiert. Herrndorf hinterlässt in diesem Sinne kein autobiografisches Journal, aus dem Unbekanntes zu Tage zu fördern wäre, sondern autobiografische Aufzeichnungen, die er durch dezidiert literarische Techniken des Erzählens selbst bereits zum Teil seines Werks hat werden lassen. Sämtliche andere Aufzeichnungen wie »31 Jahre Briefe, 28 Jahre Tagebücher«, und sogar Bücher, in die er sich Notizen gemacht hatte, hatte er schon beizeiten unwiederbringlich zerstört (AuS 232).122 Auch Texte und Zeichnungen, von deren Güte er nicht überzeugt war, hatte Herrndorf vernichtet.123 Was von ihm bleibt, so könnte man Herrndorfs Nachlasspolitik zusammenfassen, ist nichts als seine Kunst.124

 

Sigle:

AuS = Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur. Berlin 2013.

Literaturverzeichnis

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PASSIG, Kathrin: Twitter-Posting vom 27. August 2013 04:55. https://twitter.com/kathrinpassig/status/372326405041713152 (zuletzt eingesehen am 2. Februar 2016).

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SCHWITALLA, Johannes: »Gebrauchstexte«. In: Georg Braungart u.a. (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Berlin 2007, S. 664–666.

SPOERHASE, Carlos: »Was ist ein Werk?« In: Scientia Poetica. Jahrbuch für Geschichte der Literatur und der Wissenschaften 11 (2007), S. 276–344.

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USER 1 (anonymisiert): »Lesenswert: Blog eines GBM-Patienten«. In: Hirntumor Diskussionsforum am 30. März 2011, 19:44:11. (Quelle liegt der Verfasserin vor.)

USER 2 (anonymisiert): »Re: Lesenswert: Blog eines GBM-Patienten«. In: Hirntumor Diskussionsforum am 20. November 2012, 01:28:25. (Quelle liegt der Verfasserin vor.)

WAGNER-EGELHAAF, Martina: Autobiographie. Stuttgart 2005.

WAGNER-EGELHAAF, Martina: »Was ist Autofiktion?«. In: Dies. (Hg.): Auto(r)fiktion. Literarische Verfahren der Selbstkonstruktion. Bielefeld 2013, S. 7–21.

ZEH, Juli: Facebookposting vom 7. Juni 2013. https://www.facebook.com/julizeh.autorin/posts/469743306452007 (zuletzt eingesehen am 2. Februar 2016).

Abbildungsverzeichnis

Startseite des Blogs Arbeit und Struktur. http://www.wolfgang-herrndorf.de/. Eigener Screenshot
vom 30. August 2016.

 

  • 1. Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur. Berlin 2013 (im Folgenden zitiert als AuS), S. 405 bzw. Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur (Blog), 19. April 2013. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2013/06/neunddreisig/. Ich werde die URL des jeweiligen Blogeintrags von Arbeit und Struktur weiterhin in den Fußnoten ausweisen, dabei aber aus Platzgründen von nun an auf die Angabe des Autors und des Kapitels, welches am Ende der URL ohnehin genannt wird, verzichten. Alle Webseiten wurden zuletzt am 2. Februar 2016 eingesehen.
  • 2. Die URL lautet: http://www.wolfgang-herrndorf.de/.
  • 3. Johannes Schwitalla versteht unter Gebrauchstexten »Texte, die im Alltag ›gebraucht‹ werden«, d.h. einen ersichtlichen Zweck erfüllen und nennt als Beispiele »Werbetexte, Zeitungsnachrichten, politische Flugblätter, Gesetzestexte […] und vieles andere mehr.« Die Abgrenzung dieser Texte von literarischen Texten sei, wie Schwitalla ausführt, schwierig und könne allenfalls in Bezug auf Einzelfälle gelingen. Johannes Schwitalla: »Gebrauchstexte«. In: Georg Braungart u.a. (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Berlin 2007, S. 664–666, hier S. 664. Wenn ich in der Folge das Blog Arbeit und Struktur als ›Gebrauchstext‹ beschreiben werde, dann meine ich damit, dass das Blog zunächst einmal eine unmittelbare Funktion erfüllt und in diesem Sinne als heteronomer Text verstanden werden muss. Das bedeutet, wie zu zeigen sein wird, keineswegs, dass eine autonome Lesart des Texts nicht möglich sei.
  • 4. Vgl. Nachwort von Marcus Gärtner und Kathrin Passig in der Buch-Ausgabe von Arbeit und Struktur: Marcus Gärtner u. Kathrin Passig: »Nachwort«. In: Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur. Berlin 2013, S. 443–445, hier S. 443.
  • 5. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/daemmerung/. Vgl. dazu Anm. 85.
  • 6. Gärtner u. Passig: »Nachwort« (Anm. 4), S. 443f.
  • 7. Diese Ambivalenz ist autobiografischen Texten immer schon eingeschrieben, verweist sie »auf eine Randposition des genuin literaturwissenschaftlichen Feldes« und rückt sie zugleich »in den Kernbereich allgemeinliteraturwissenschaftlichen Fragens und Erkennens«. Martina Wagner-Egelhaaf: Autobiographie. Stuttgart 2005, S. 1.
  • 8. Als Beleg dafür dient die Platzierung von Arbeit und Struktur in der am 30. Mai 2015 veröffentlichten Wolfgang Herrndorf Gesamtausgabe des Rowohlt Berlin Verlags: Arbeit und Struktur nimmt darin, entsprechend der Chronologie der Buchveröffentlichungen, den Platz zwischen den Romanen Sand und Bilder deiner großen Liebe ein. Mit der Eingliederung von Arbeit und Struktur in das Romanschaffen Herrndorfs, weist der Verlag dem Text einen Platz zwischen den Romanen und nicht etwa den in der Gesamtausgabe an anderer Stelle versammelten kürzeren Texten zu. Wolfgang Herrndorf: Gesamtausgabe. Berlin 2015.
  • 9. Wordpress ist eine im Jahr 2003 erstmals veröffentlichte Blog-Software. Der ihr zugehörige Bloghostingdienst wordpress.com gehört heute zu den meistgenutzten Bloganbietern. Die Wordpress-Software wird aber vielfach auch für statische Webseiten und als Content-Management-System verwendet.
  • 10. Ein ›Selfie‹ ist ein im Abstand einer Armeslänge zumeist mit dem Smartphone aufgenommenes Selbstporträt. Selfies sind zumeist nicht von guter Qualität und werden in sozialen Netzwerken oder über Messenger-Dienste unmittelbar geteilt. Sie erfüllen für den/die Porträtierte/n Zwecke der Beglaubigung und Selbstinszenierung.
  • 11. Die Veränderungen der Blogseite sind im Internetarchiv archive.org gut nachvollziehbar. Vgl. https://web.archive.org/web/*/wolfgang-herrndorf.de.
  • 12. http://www.wolfgang-herrndorf.de/.
  • 13. Am 22. Dezember 2013 berichtet Gerrit Bartels im Tagesspiegel von Platz 7 auf der Focus-Bestsellerliste und Platz 12 auf der des Spiegel. Vgl. Gerrit Bartels: »Die Kraft der zwei Deckel«. In: tagesspiegel.de vom 22. Dezember 2013. http://www.tagesspiegel.de/kultur/wolfgang-herrndorfs-arbeit-und-struktu....
  • 14. »Wolfgang Herrndorf hat sich am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 Uhr am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen.« http://www.wolfgang-herrndorf.de/2013/08/schluss/.
  • 15. Dass diese Leseanweisung das Blog Arbeit und Struktur bereits von Beginn an bestimmt, belegt der erste Screenshot, der im Internetarchiv archive.org von Arbeit und Struktur verfügbar ist. Er datiert vom 28. September 2010: Unter »Impressum« ist hier der fettgedruckte Satz zu lesen: »Neue Beiträge stehen unten«. Vgl. https://web.archive.org/web/20100928013502/http://www.wolfgang-herrndorf....
  • 16. Vgl. etwa AuS 84 bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/08/sieben/, Eintrag 20.8.2010 16:20 oder Herrndorfs »Abendgebet« in Anm. 47.
  • 17. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/vier/, Eintrag 23.4.2010 13:15. Es handelt sich hierbei um die erste solche Liste in Arbeit und Struktur, die drei folgenden finden sich in den Kapiteln »Vierzehn«, »Sechsundzwanzig« und »Neununddreißig«.
  • 18. Bartels: »Die Kraft der zwei Deckel« (Anm. 13).
  • 19. Ebd.
  • 20. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/eins/, Eintrag 8.3.2010 13:00.
  • 21. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/eins/, Eintrag 9.3.2010 17:00.
  • 22. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/eins/, Eintrag 11.3.2010 0:30.
  • 23. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/eins/, Eintrag 9.3.2010 17:00.
  • 24. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/zwei/, Eintrag 12.3.2010 5:00. Formalisiert ist dieses Tagebuch, weil »jeweils um 8, 13, 19 Uhr« angegeben werden muss, ob der Patient »sehr fröhlich, fröhlich, mittel, bedrückt, sehr bedrückt« ist.
  • 25. Schwitalla: »Gebrauchsttexte« (Anm. 3).
  • 26. Michel Foucault: »Über sich selbst schreiben«. In: Ders.: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst. Frankfurt/M. 2007, S. 137–154.
  • 27. Michel Foucault: »Die Rückkehr der Moral«. In: Ders.: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst. Frankfurt/M.: 2007, S. 239–252, hier S. 239.
  • 28. Martin Saar: »Die Form des Lebens. Künste und Technik des Selbst beim späten Foucault«. In: Michel Foucault: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst. Frankfurt/M. 2007, S. 321–343, hier S. 327.
  • 29. Michel Foucault: »Technologien des Selbst«. In: Ders.: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst. Frankfurt/M. 2007, S. 287–317, hier S. 289.
  • 30. Saar: »Die Form des Lebens« (Anm. 28), S. 329.
  • 31. Ebd., S. 323.
  • 32. Ebd., S. 331.
  • 33. Foucault: »Über sich selbst schreiben« (Anm. 26), S. 137. Die erwähnte Studie ist: Michel Foucault: Der Gebrauch der Lüste. Sexualität und Wahrheit, Bd. 2. Frankfurt/M. 1986.
  • 34. Foucault: »Über sich selbst schreiben« (Anm. 26), S. 140.
  • 35. Ebd., S. 140f.
  • 36. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/drei/, Eintrag 29.3.2010 12:30.
  • 37. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/drei/, Eintrag 19.3.2010 14:30. Das Kürzel steht für »Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft« und ist eine Untergruppe der Deutschen Krebsgesellschaft.
  • 38. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/drei/, Eintrag 20.3.2010 15:00.
  • 39. So zum Beispiel: »Deshalb jetzt noch mal das in Deutschland nicht zugelassene Avastin ge­googelt, das mit Sonderantrag bei der Krankenkasse bei rezidivierendem Glioblastom zum Einsatz kommt. Eine komplette Remission des Tumors gelingt Avastin bei 1,2 Prozent, zusammen mit Irinotecan bei 2,4 Prozent. 2,4 Prozent! Wußte ich gar nicht. Das ist jedenfalls nicht null. Weitergegoogelt: Bei über neunzig Prozent der Glioblastome, lese ich, kommt es zum Rezidiv, bei weit über neunzig Prozent. Was soll das denn jetzt heißen? Ich war immer von hundert ausgegangen.« AuS 178 bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/01/zwoelf/, Eintrag 6.1.2011 20:26.
  • 40. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/07/siebzehn/, Eintrag 11.7.2011 15:06.
  • 41. AuS 290f. bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/12/zweiundzwanzig/, Eintrag 19.12.2011 12:49. Das Notieren der Medikation findet sich auch anderer Stelle, beispielsweise im Oktober 2011 (AuS 274) bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/11/einundzwanzig/, Eintrag 31.10.2011 6:50.
  • 42. Foucault: »Über sich selbst schreiben« (Anm. 26), S. 141.
  • 43. Ebd., S. 144.
  • 44. Ebd., S. 141.
  • 45. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/09/zwanzig/, Eintrag 8.10.2011 15:07.
  • 46. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/10/rt2/.
  • 47. Der Text des »Abendgebets« lautet: »Niemand kommt an mich heran / bis an die Stunde meines Todes. / Und auch dann wird niemand kommen. / Nichts wird kommen, und es ist in meiner Hand.« (AuS 111) bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/10/rt2/.
  • 48. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2012/06/achtundzwanzig/, Eintrag 12.6.2012 07:21.
  • 49. Foucault: »Über sich selbst schreiben« (Anm. 26), S. 145–147.
  • 50. Ebd., S. 146.
  • 51. Ebd., S. 148, Herv. i. Orig.
  • 52. Ebd.
  • 53. Ebd., S. 151.
  • 54. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2013/06/neunddreisig/, Eintrag 19.4.2013 17:26.
  • 55. Es gibt eine Reihe von Blogs, die als Informationsmedium für Familie und Freunde einer erkrankten Person begonnen hatten, schließlich über diesen Kreis hinaus Bekanntheit erlangen und als Kunst rezipiert werden. Das bekannteste Beispiel ist das Blog The battle we didn’t choose (http://mywifesfightwithbreastcancer.com/): Der Fotograf Angelo Merendino hatte dort die Brustkrebserkrankung seiner Frau Jennifer dokumentiert. Mit der Zeit wurde das Projekt bekannt und Merendinos Fotografien als künstlerische Arbeiten rezipiert, die in Museen ausgestellt und verkauft werden.
  • 56. Beispielsweise AuS 389f., bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2013/03/siebenunddreissig/, Eintrag 22.2.2013 14:31.
  • 57. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2013/07/einundvierzig/, Eintrag 16.7.2013 5:11.
  • 58. Das Blog berichtet vielfach von Treffen im Stammlokal, Fußballspielen oder auch Urlaubsreisen mit den Freunden.
  • 59. Zu Beginn der 2000er Jahre hatte er als Mitglied im Schreibforum Wir höflichen Paparazzi literarische Erfahrungen im Internet sammeln können. Wir höflichen Paparazzi (http://www.hoeflichepaparazzi.de/) ging aus dem 1999 von Christian Ankowitsch gegründetem Alles-Bonanza-Forum hervor. Das Forum sammelt unter dem Motto »Seid höflich und beschreibt genau!« Berichte über zufällige Begegnungen mit Prominenten. Wolfgang Herrndorf war dort unter dem Nickname »Stimmen« aktiv, viele seiner Freunde und Autorenkollegen waren ebenfalls Teil des Forums.
  • 60. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/vier/, Eintrag 16.4.2010 19:49.
  • 61. Mailingliste und Diskussionsforum unterscheiden sich im Grad der Öffentlichkeit der in ihnen stattfindenden Kommunikation, welche sich beispielsweise am Umgang mit Klarnamen ablesen lässt: Die Mailingliste fungiert als privater Raum, in dem die einzelnen Akteure miteinander bekannt sind und sich mit Vornamen ansprechen. Im Forum hingegen verwenden die User Nicknames und verbergen so ihre Identität gegenüber der großen Zahl der mitlesenden User. Es wäre aber falsch, das Forum daher als gänzlich öffentlichen Kommunikationsraum zu behandeln. Im Gegenteil sind die meisten Beiträge erst nach einer Registrierung einsehbar. Auch wenn diese Registrierung keine große Hürde darstellt, so markiert sie doch eine Grenze, die die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Inhalten eines Forums respektieren sollte. Ich werde daher alle Zitate aus geschlossenen Foren anonymisieren und auf die Angabe der URL verzichten. Die Quellen können auf Anfrage selbstverständlich eingesehen werden.
  • 62. User 1 (anonymisiert): »Lesenswert: Blog eines GBM-Patienten«. In: Hirntumor Diskussionsforum am 30. März 2011, 19:44:11 (Quelle liegt der Verfasserin vor).
  • 63. Ebd.
  • 64. User 2 (anonymisiert): »Re: Lesenswert: Blog eines GBM-Patienten«. In: Hirntumor Diskussionsforum am 20. November 2012, 01:28:25 (Quelle liegt der Verfasserin vor).
  • 65. »Ich kenne seine Bücher noch nicht, habe aber vor einiger Zeit seinen Blog gefunden, als ich Infos zum Metronomischen [sic] Protokoll von Temozolomid gesucht habe. Der Blog, die Sprache aber auch die deutlich erkennbare Verschlechterung haben mich tief beeindruckt. Auch der Prozess von Klarheit und Wortgewandtheit hin zu so einfachen Kommentaren wie ›überhaupt sehr epileptischer Tag‹ fand ich großartig. Treffender kann man es doch nicht ausdrücken, oder?« dirlis: »In Memoriam Wolfgang Herrndorf«. In: Forum der Deutschen Hirntumorhilfe am 28.08.2013 22:02. https://forum.hirntumorhilfe.de/neuroonkologie/in-memoriam-wolfgang-herr....
  • 66. So schreibt User 1 am 31. März 2011: »Bis jetzt geht es bis #13.« Und User 2 am 20. November 2012: »Wolfgang Herrndorf schreibt seinen Blog immer weiter und ist momentan im 33. Kapitel mit dem letzten Eintrag vom 8.11.2012.« User 1 (anonymisiert): »Lesenswert: Blog eines GBM-Patienten«. (Quelle liegt der Verfasserin vor).
  • 67. Michaela Holdenried spricht von »lebensgeschichtliche[r] Rundung und eine[r] gewissen Geschlossenheit« als traditionellen Gattungsmerkmalen der Autobiografie, die nicht umsonst ihren klassischen Ort im »Alterswerk« findet. Michaela Holdenried: Autobiographie. Stuttgart 2000, S. 30.
  • 68. Foucault: »Über sich selbst schreiben« (Anm. 26), S. 145.
  • 69. Ebd.
  • 70. Da über die Mailingliste und eine private Messenger-Funktion des Forums aber auch Nachrichten privat ausgetauscht werden können, kann es durchaus sein, dass Herrndorf mit anderen Teilnehmern des Forums kommuniziert hat. Telefonate und Treffen mit anderen Betroffenen werden im Blog beschrieben, beispielsweise AuS 220, bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/08/achtzehn/, Eintrag 27.7.2011 18:00 oder AuS 113f., bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/10/rt3/.
  • 71. Natürlich verfolgten nicht nur selbst von einer Krebserkrankung Betroffene Herrndorfs Blog bei seiner Entstehung. Anders als die Rezeption des Blogs durch andere Lesergruppen, ist die in den Foren aber dokumentiert.
  • 72. Es darf allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass Herrndorf allzu distanzlose Zuwendungen von Lesern, besonders wenn sie im Zusammenhang mit alternativen Behandlungsmethoden stehen, rigoros ablehnt, vgl. AuS 270f., bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/11/einundzwanzig/, Eintrag 26.10.2011 16:59.
  • 73. Einige Beispiele: Jens Bisky: »Abschließen wollte er, nicht aufhören«. In: sueddeutsche.de vom 7. Dezember 2013. http://www.sueddeutsche.de/kultur/arbeit-und-struktur-von-wolfgang-herrn... Nina Pauer: »Er war krank, was sind wir?« In: Zeit Online vom 13. Dezember 2013. http://www.zeit.de/2013/50/wolfgang-herrndorf-tagebuch; Joachim Günter: »Lieber gab er sich selbst den Rest«. In: nzz.ch vom 28. Januar 2014. http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/lieber-gab-er-sich-selbst-den-rest-....
  • 74. Allen voran die Tatsache, dass Arbeit und Struktur als Buch vertrieben werden kann, während das Blog außerhalb einer Wertschöpfungskette steht.
  • 75. Dazu: Carlos Spoerhase: »Was ist ein Werk?« In: Scientia Poetica. Jahrbuch für Geschichte der Literatur und der Wissenschaften 11 (2007), S. 276–344, hier S. 286.
  • 76. Herrndorf: Gesamtausgabe (Anm. 8).
  • 77. Wie Steffen Martus schreibt, »[verstand] sich die Kritik am Werk-Begriff lange Zeit von selbst«: Seit den 1960er Jahren hatten Literaturtheoretiker einen emphatischen Werk-Begriff für die mit ihm verbundenen »Maximierungsannahmen über die ästhetische Ganzheit sowie über ein sich selbst limitierendes autonomes Kunst-Werk und dessen Bedeutsamkeit« kritisiert. Roland Barthes hält mit De l’œuvre au texte (1971) als erster den Begriff des Texts dagegen, der immer schon Palimpsest ist und nicht zuletzt durch den Leser mitkonstituiert wird. Steffen Martus: »Werk«. In: Gerhard Lauer u. Christine Ruhrberg (Hg.): Lexikon Literaturwissenschaft. Stuttgart 2011, S. 354–257, hier S. 355.
  • 78. Spoerhase: »Was ist ein Werk?« (Anm. 75), S. 276f.
  • 79. Martus: »Werk« (Anm. 77), S. 356.
  • 80. Ebd.
  • 81. Tatsächlich halten Ebooks derzeit an der Autorfixierung und der Abgeschlossenheit des Texts fest, auch wenn multiple Autorschaft und sich beständig verändernde Versionen technisch prinzipiell möglich wären.
  • 82. Horst Thomé: »Werk«. In: Georg Braungart u.a. (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Berlin 2007, S. 832–834, hier S. 832.
  • 83. Bis heute (März 2016) wird Arbeit und Struktur nicht von offizieller Stelle wie etwa der Plattform Literatur im Netz des Deutschen Literaturarchivs Marbach archiviert. Von einzelnen Screenshots auf archive.org und von Privatpersonen abgespeicherten Dateien abgesehen, wäre der Text als Blog dann nicht mehr vorhanden.
  • 84. Wagner-Egelhaaf: Autobiographie (Anm. 7), S. 1–3.
  • 85. So zum Beispiel der Auftakt »Dämmerung«, wo Herrndorf atmosphärisch dicht eine Kindheitserinnerung beschwört und diese zur Chiffre eines nostalgischen Blicks auf das eigene Leben macht, dessen Schönheit man jeweils nur im Rückblick zu erfassen vermag. In der zehnteiligen Rückblende praktiziert Herrndorf die Abkehr vom Takt der einzelnen Blogeinträge und rekapituliert die Ereignisse vor dem Einsetzen des Blogs. Auch die in der Buchversion von Arbeit und Struktur im Anhang zu findenden Fragmente (AuS 428–439) zeugen davon, dass Herrndorf die Blogtexte entwarf und überarbeitete, bevor er sie online stellte.
  • 86. So die Warengruppe, unter der der Rowohlt Berlin Verlag das Buch und Ebook Arbeit und Struktur führt. Rowohlt Verlag: »Wolfgang Herrndorf. Arbeit und Struktur«. http://www.rowohlt.de/buch/Wolfgang_Herrndorf_Arbeit_und_Struktur.310356....
  • 87. So beispielsweise Blogs, die von Autorenkollektiven geschrieben werden oder von politischen Aktivisten.
  • 88. Martus: »Werk« (Anm. 77), S. 355.
  • 89. »Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen.« Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsgesetzt UrhG) vom 9. September 1965 (BGBl. I S. 1273), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 5. Dezember 2014 (BGBl. I S. 1974) geändert worden ist, § 2 Absatz 2.
  • 90. Philippe Lejeune hatte diese Rezeptionshaltung als Produkt des »autobiographischen Pakts« beschrieben und meint damit die Übereinkunft zwischen Autor und Leser, dass es sich um den Text »einer tatsächlichen Person über ihre eigene Existenz« handelt. Philippe Lejeune: Der autobiographische Pakt. Frankfurt/M. 1994, S. 14.
  • 91. So der Untertitel des Romans. Wolfgang Herrndorf: Bilder deiner großen Liebe. Berlin 2014.
  • 92. An die Arbeit an Tschick, die Herrndorf nach der ersten OP aufnimmt, schließt sich unmittelbar die Arbeit an Sand an, einen 500 Seiten umfassenden Roman, der im November 2011 erscheint. Als damit alle vor der Diagnose begonnenen Projekte vollendet sind, beginnt er mit der Arbeit an Isa.
  • 93. So im Oktober 2011: »Und keine Missverständnisse, bitte: Ich bekomme gerne Post. Mehr als neun Zehntel meiner Post kommt von Nichtirren. […] – freut mich alles wahnsinnig. Hat mich wahnsinnig gefreut. Nur dass mir leider auch hier die Zeit zum Antworten fehlt.« AuS 271, bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/11/einundzwanzig/, Eintrag 26.10.2011 17:30.
  • 94. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/vier/, Eintrag 19.4.2010 13:17.
  • 95. Gärtner u. Passig: »Nachwort« (Anm. 4), S. 444.
  • 96. Ebd.
  • 97. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/11/einundzwanzig/, Eintrag 8.11.2011 15:45.
  • 98. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/09/rt1/ Es handelt sich um einen Auszug aus dem Blog, in dem Herrndorf von seiner Einlieferung in die Psychiatrie berichtet.
  • 99. Juli Zeh: Facebookposting vom 7. Juni 2013. https://www.facebook.com/julizeh.autorin/posts/469743306452007.
  • 100. Lottmanns taz-Blog heißt Auf der Borderline nachts um halb eins. Lottmann knüpft damit an einen Begriff an, der in Bezug auf die erfundenen Interviews des Journalisten Tom Kummer geprägt wurde und der das Vermischen von Fakt und Fiktion in journalistischen Texten bezeichnet.
  • 101. Joachim Lottmann: »Joachim Lottmann vs. Wolfgang Koeppen«, 25. April 2012. http://blogs.taz.de/lottmann/2012/04/25/joachim-lottmann-vs-wolfgang-koe....
  • 102. Paul de Man bezeichnet so in Bezug auf Prousts Suche nach der verlorenen Zeit die »endlose Diskussion« zwischen »einer Lektüre des Romans als Fiktion und einer Lektüre desselben Romans als Autobiographie« und bringt damit das Grundproblem des Autobiografischen auf den Punkt. Paul de Man: »Autobiographie als Maskenspiel«. In: Ders.: Die Ideologie des Ästhetischen. Frankfurt/M. 1993, S. 131–146, hier S. 133.
  • 103. Autofiktion beschreibt einer Wortschöpfung Serge Doubrovskys folgend die »auffallende Tendenz in der Gegenwartsliteratur, Autobiographisches und Fiktionales gezielt zu verbinden«. Martina Wagner-Egelhaaf: »Was ist Autofiktion?« In: Dies. (Hg.): Auto(r)fiktion. Literarische Verfahren der Selbstkonstruktion. Bielefeld 2013, S. 7–21, hier S. 12. Zur besonderen Bedeutung von Internetliteratur und Blogs in diesem Zusammenhang siehe: Innokentij Kreknin: Poetiken des Selbst. Identität, Autorschaft und Autofiktion am Beispiel von Rainald Goetz, Joachim Lottmann und Alban Nikolai Herbst. Berlin 2014.
  • 104. So beurteilt auch eine Mehrheit der User Juli Zehs Gedankenspiel als »unpassend« oder mit »das geht zu weit«. Kommentare zum Facebookposting von Juli Zeh vom 7. Juni 2013. https://www.facebook.com/julizeh.autorin/posts/469743306452007.
  • 105. Hier wären beispielsweise zu nennen: Fritz Zorn: Mars. München 1977; Susan Sontag: Illness as Metaphor. New York 1978; Georg Dietz: Der Tod meiner Mutter. Köln 2009.
  • 106. Es handelt sich um eine Liste mit Titeln der genannten Autoren, vgl. AuS 44, bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/vier/, Eintrag 19.4.2010 13:17. Herrndorf arbeitet diese Liste gewissenhaft ab und notiert seine Eindrücke, beispielsweise zu Marga Berck »Besser gebaut ist ein gut gebauter Roman auch nicht. Dachte, es würde mir bei Isa helfen, aber ganz falsche Baustelle. Trotzdem Zweitlektüre so bestrickend wie die erste.« (AuS 428). Es handelt sich bei der Textstelle um ein undatiertes Fragment aus dem Jahr 2013, welches nicht auf dem Blog, sondern nur im Anhang der Buchausgabe zu finden ist.
  • 107. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/vier/, Eintrag 19.4.2010 13:17.
  • 108. Herrndorf wurde nach seinem Tod selber mit dem Attribut »unser Klassiker« versehen, welches sein Verlag für die Begründung und Bewerbung der Gesamtausgabe aufgriff. Rowohlt Verlag: »Wolfgang Herrndorf Gesamtausgabe«. In: Bookmarks. Online-Magazin des Rowohlt Verlags 07/2015. Diese Ausgabe des Magazins ist derzeit (Februar 2016) nicht mehr auf der Rowohlt-Webseite einsehbar, weshalb hier auf das Internet Archive verwiesen sei, wo die Seite gespeichert wurde: https://web.archive.org/web/20150708213939/http://www.rowohlt.de/magazin....
  • 109. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/vier/, Eintrag 19.4.2010 13:17.
  • 110. »Ich wollte, dass dieses Buch wie der Code civil geschrieben sei. In diesem Sinne sind alle dunklen oder unkorrekten Sätze zu korrigieren.« Gärtner u. Passig: »Nachwort« (Anm. 4), S. 444.
  • 111. AuS 423, bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2013/07/zweiundvierzig/, Eintrag 27.7.2013 14:00.
  • 112. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2012/01/dreiundzwanzig/, Eintrag 20.12.2011 13:36.
  • 113. Für Beispiele siehe Anm. 85.
  • 114. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/04/vierzehn/, Eintrag 6.4.2011 9:48. Gemeint ist damit ein Autor, der sechsstellige Summen verdient.
  • 115. Herrndorf über diese Ironie des Schicksals: »Gerade werden die Filmrechte verhandelt. Und das ist vielleicht der Punkt, wo ich dann doch so eine Art von Ressentiment empfinde: 25 Jahre am Existenzminimum rumgekrebst und gehofft, einmal eine 2-Zimmer-Wohnung mit Ausblick zu haben. Jetzt könnte ich sechsstellige Summen verdienen, und es gibt nichts, was mir egaler wäre.« AuS 182 bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/01/zwoelf/, Eintrag 15.1.2011 17:36.
  • 116. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/vier/, Eintrag 30.4.2010 21:36.
  • 117. Ebd.
  • 118. Holdenried: Autobiographie (Anm. 67), S. 30.
  • 119. Kathrin Passig: Twitter-Posting vom 27. August 2013 04:55 https://twitter.com/kathrinpassig/status/372326405041713152.
  • 120. Für den Wortlaut siehe Anm. 14.
  • 121. Bartels: »Die Kraft der zwei Deckel« (Anm. 13).
  • 122. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2011/08/neunzehn/, Eintrag 23.8.2011 12:23.
  • 123. AuS 84, bzw. http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/08/sieben/, Eintrag 21.8.2010 23:56: »Wieder einen Ordner Prosatexte weggeschmissen, schlechtes Zeug, gestern schon einen Packen aufwendiger Zeichnungen, an denen ich in meinem Studium viele Monate gearbeitet hatte, meine ersten Comics. Alles schlecht.«
  • 124. Neben seinem in der Gesamtausgabe versammelten literarischen Œuvre gehören dazu einige wenige Bilder, die Herrndorfs Vernichtungsaktion entgingen und die im Sommer 2015 in einer Ausstellung im Berliner Literaturhaus zu sehen waren.

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