Bernhard Schlinks Erzählung Die Beschneidung erschien 2000 in seinem Erzählband Liebesfluchten. Anhand einer Liebesbeziehung zwischen einem nichtjüdischen Deutschen und einer US-amerikanischen Jüdin verhandelt sie das sogenannte ›deutsch-jüdische Gespräch‹. Dabei beschäftigt sich die Erzählung auch mit der Frage, inwiefern Differenzen Beziehungen bereichern oder belasten. Im Fokus steht dabei weniger das Mann-Frau-Verhältnis als vielmehr die unterschiedliche Verortung der beiden Hauptfiguren im gesellschaftlichen Erinnerungsdiskurs, taucht doch gleich auf der ersten Seite das Wort »Auschwitz« (B, S. 199) auf, wo Sarahs »Onkel Josef und Tante Leah […] gewesen waren.« (B, S. 199) Der deutsche Protagonist Andi lebt als Austauschdoktorand in New York und entwickelt im Lauf der Erzählung die Hoffnung, durch einen Übertritt zum Judentum die Differenz zu seiner jüdischen Freundin Sarah zu überwinden.
Die Liebenden unterscheiden sich auch in ihrem Umgang mit Differenzen. Andi hängt, wie aus Dialogen und inneren Monologen zu erfahren ist, der Theorie an, dass man »letztlich nur seinesgleichen [erträgt]« (B, S. 229, vgl. auch B, S. 243; 247), dass »Menschen einander vielleicht nur ertragen, weil die einen oder anderen aufgeben, was sie sind.« (B, S. 230) Deshalb will er »die Fronten wechsel[n]« (B, S. 252), zu Sarahs »Welt« (B, S. 206) gehören und also Jude werden. Diese Entscheidung bespricht er nicht mit Sarah, sondern er trifft sie einseitig. Seine Hauptmotivation scheint darin zu bestehen, dass er »keine Lust [mehr hat], mit Sarah zu streiten.« (B, S. 227) Besonders leidet er unter den »antideutsche[n] Vorurteile[n]« (B, S. 240) Sarahs und anderer (meist ebenfalls jüdischer) US-amerikanischer Figuren. Durch die interne Fokalisierung auf Andi, gibt die Erzählung keinen direkten Einblick in Sarahs Gedanken. Ein mit Andi befreundeter Chirurg äußert als Figurenrede jedoch die Vermutung, dass sie einen positiveren Differenzbegriff hat: »Vielleicht teilt sie deine komische Theorie nicht und will mit dir leben, weil du nicht gleich, sondern anders bist. Vielleicht nimmt sie’s nicht so ernst wie du, wenn ihr streitet. Vielleicht mag sie’s.« (B, S. 248)
Da die Handlung mit einer gerade zu Ende gegangenen Bar-Mizwa-Feier einsteigt, legt der Text sogleich nahe, dass der Titel der Erzählung, Die Beschneidung, auf eine jüdische religiöse Beschneidung verweist. Der Wiener Autor Doron Rabinovici hat in einem Essay über Elias Canetti die jüdische Beschneidung als Erinnerung an »Drohung und Schonung, Verletzung und Rettung zugleich« bezeichnet. Als Verletzungserinnerung und Erlösungshoffnung zugleich ist die Beschneidung auch in Schlinks Erzählung konzipiert. Allerdings wird der Verletzungsaspekt aus Sicht des Protagonisten als inhärente Gewalttätigkeit des Judentums dargestellt. Der Erlösungsaspekt wiederum betrifft vor allem seine Hoffnung, als Deutscher von moralischen Vorwürfen seitens der ehemals verfolgten Jüd_innen ›erlöst‹ zu werden.
Alfred Bodenheimer hat im Zusammenhang der deutschen Beschneidungsdebatte 2012 die Frage gestellt, ob nicht »qua Projektion neue Täterprofile erstellt werden, dass die ›Gewalt‹ von heute von denen ausgeht, die immer den Opferstatus eingeklagt haben.« Ähnliches scheint auch in Schlinks Erzählung der Fall zu sein, welche heutige Deutsche als Opfer mit »furchtbare[r] Gegenwart« (B, S. 226) darstellt und zudem diverse antisemitische Stereotype aufruft.
Nun stellt sich die Frage, inwiefern die Erzählung damit für solch stereotypes Gedankengut sensibilisiert und also subtil gegen einen antisemitischen und revisionistischen Diskurs anschreibt oder inwiefern sich der Text vielmehr in einen solchen Diskurs einschreibt. Werden literarische Freiheiten genutzt, um jenseits übertriebenen ›Didaktisierens‹ durch die Lektüre ein Unbehagen gegenüber fragwürdigen Einstellungen, wie denen des Protagonisten, zu erzeugen? Leistet der Text so einen Beitrag dazu, Gründe für das Scheitern des deutsch-jüdischen Gesprächs zu erkennen? Indem er antijüdische Vorurteile entlarvend vorführt? Oder ist der Text möglicherweise selbst Symptom des Problems fortbestehenden deutschen Antisemitismus?
Darstellungen der Beschneidung im Text
Die titelgebende Beschneidung taucht auf der Handlungsebene der Erzählung erst im zehnten der 13 nummerierten Abschnitte auf. Andi sieht im Übertritt zum Judentum eine mögliche Lösung für seine Auseinandersetzungen mit Sarah, die in den vorigen Abschnitten vorgeführt werden. Er erkundigt sich bei einem Bürokollegen, wie die Konversion bei erwachsenen Männern funktioniere und ob »er sich beschneiden lassen [muß].« (B, S. 244) Als er dabei erfährt, dass bei bereits beschnittenen Männern »eine Art symbolischer Beschneidung stattfindet« (B, S. 245), beschließt er: »Wenn Jude werden, dann beschnitten.« (B, S. 246) Der Kollege entlarvt zwar Andis Annahme, die Beschneidung geschehe »Ohne Anästhesie?« (B, S. 244), als antisemitisches Vorurteil: »Was für Furchtbarkeiten traust du uns zu?« (B, S. 245) Zudem beschreibt er den »Mohel« als »Fachmann« und versichert, für die Beschneidung »braucht es keinen Arzt.« (B, S. 244) Doch will Andi nicht »seinen Körper zu religiöser Verfügung stellen, sein Geschlecht vor jemandem entblößen, mit dem ihn nichts verband.« (B, S. 245)
Diese Formulierung zeigt, dass die Beschneidung für den deutschen Protagonisten nicht religiös als Körperzeichen zur Erinnerung an den Bund Gottes mit dem jüdischen Volk dienen soll. Es scheint auch nicht, säkularer gedacht, um die Aufnahme in die jüdische Gemeinschaft zu gehen, mit der ihn sodann nämlich sehr wohl etwas verbinden würde. Vielmehr sieht er in der Beschneidung ein Zeichen seiner Aufopferungsbereitschaft für die Beziehung mit Sarah, verbunden mit dem Wunsch, mit ihr durch solche Aufopferung nicht mehr über die deutsche Vergangenheit streiten zu müssen. Denn Andi möchte vor allem »Ruhe haben, am liebsten mit ihr, aber lieber ohne sie als gar nicht.« (B, S. 237) Seiner Theorie nach müssen Unterschiede »einen gewissen Rahmen wahren« und es kann nicht »gutgehen, wenn wir uns in unserer Verschiedenheit grundsätzlich in Frage stellen.« (B, S. 229) Kurz erschrocken, ob diese Gedanken nicht »Rassismus oder Chauvinismus oder religiöser Fanatismus« seien, »fragte er weiter, ob sie [Kinder und Erwachsene, Deutsche und Amerikaner, Christen und Juden] einander vielleicht nur ertragen, weil die einen oder die anderen aufgeben, was sie sind. […] Fängt erst da der Rassismus oder religiöse Fanatismus an, wo […] ich nicht bereit bin, für Sarah ein Amerikaner und Jude zu werden?« (B, S. 230) »Nötig war, die normale Welt aufzugeben, die einen vom anderen trennte.« (B, S. 244) Mit der Beschneidung will Andi also zwar seine Welt aufgeben, um in Sarahs zu wechseln. Er fliegt dafür allerdings nach Heidelberg, wo er herkommt, zu einem alten Studienfreund, der Chirurg ist, um sich statt von einem Mohel doch von einem Arzt beschneiden zu lassen, zumal einem nichtjüdischen. »Wenn eine Beschneidung, dann war sie seine Sache.« (B, S. 245)
Einer von Andis Kollegen, dessen Vater zufällig Rabbi ist (vgl. B, S. 245), erläutert den Vorgang der Beschneidung wie folgt: »Die obere Vorhaut ab- und die untere zerschneiden, die Haut unter die Eichel schieben und die Wunde aussaugen.« (B, S. 244) Diese Vorgangsbeschreibung wird eine Seite später in einem inneren Monolog Andis fast wörtlich wiederholt, diesmal ergänzt durch eine Fokussierung auf Blut und Schmerz:
die obere Vorhaut ab- und die untere zerschneiden, die Haut unter die Eichel schieben und die Wunde aussaugen lassen, seinen Körper zu religiöser Verfügung stellen, sein Geschlecht vor jemandem entblößen, mit dem ihn nichts verband, keine Liebe und keine Nähe des Patienten zum Arzt und kein Vertrauen von Kumpel zu Kumpel, es von ihm befummeln und verstümmeln lassen, […] bis das Ritual zu Ende ist, während die Wirkung der Spritze nachläßt und das dick verbundene, in die Hose gezwungene Glied zu schmerzen beginnt und die abgeschnittene Vorhaut blutig in einer rituellen Schale liegt – nein, dazu war er nicht bereit. (B, S. 245)
Das »[B]lutig[e]« und die »[S]chmerzen«, die hier bei Andis Gedanken an das Ritual der Beschneidung im Zusammenhang einer Konversion zum Judentum auftauchen, wurden im Judentum nur vorübergehend im Mittelalter betont; in der biblischen und talmudischen Tradition hingegen liegt der Schwerpunkt des Gebots weniger auf dem Ritual selbst als auf dem anschließenden Zustand des Beschnittenseins. Demgegenüber konzipiert Andi die Beschneidung mit den Wörtern »befummeln« und »verstümmeln« nicht nur als Gewaltakt, sondern zudem als sexuelle Belästigung. Schlinks Protagonist steht damit in einer antisemitischen Deutungstradition der jüdischen Beschneidung als blutige Körperverletzung, die eine »religionsinhärente Gewalttätigkeit und Empathieunfähigkeit« impliziert.
Ebenfalls in diese Richtung gehen Andis Gedanken, die im Anschluss an das Gespräch mit den Kollegen als Abschluss von Abschnitt 10 referiert werden. Sie legen letztlich nahe, das jüdische Beschneidungsritual sei grausamer als das Einbrennen von KZ-Häftlingsnummern durch die Nazis, welches neben Massentierhaltung zusätzlich noch mit den deutlich freiwilligeren Tätowierungen von SS-Soldaten in einer Reihe genannt wird:
Andi dachte an die Taufe, die Nonnen und Rekruten, denen die Köpfe kahlgeschoren werden, die tätowierten SS-Soldaten und KZ-Häftlinge und die Rinder mit den Brandzeichen. Haare wachsen nach, Tätowierungen lassen sich entfernen, und in der Taufe taucht man so, wie man untertaucht, jedenfalls äußerlich auch wieder auf. Was ist das für eine Religion, der das Symbol der Überantwortung nicht genügt, die die Überantwortung vielmehr körperlich untilgbar vollzieht? Die der Kopf verraten mag, der aber der Körper auf immer und ewig die Treue halten muß? (B, S. 246)
Die Frage danach, »ob der Text das judenfeindliche Stereotyp aufweise – also fortschreibt, aktualisiert, verfestigt – oder aber aufzeige – also als Stereotyp ausstellt und somit für den Leser kritisierbar macht«, lässt sich auf den ersten Blick schwer klären, da es im Text keine expliziten Signale gibt, die über den Erkenntnishorizont der Figuren hinausweisen. Die ganze ›Geschichte‹, so die paratextuelle Bezeichnung im Erzählband Liebesfluchten, ist mit interner Fokalisierung auf den deutschen Austauschpromovenden Andi erzählt. So wird die Sicht seiner Freundin Sarah und anderer Figuren nur in deren jeweiliger Figurenrede oder in den von außen beschriebenen Handlungen deutlich. Die oben zitierte Stelle, die eingebrannte KZ-Nummern mit der jüdischen Beschneidung parallelisiert, ist somit allein dem Protagonisten zuzuschreiben, dessen Ansicht, dass man nur seinesgleichen ertrage, textintern zudem von seinem Chirurgenfreund als »komische Theorie« (B, S. 248) bezeichnet wird.
An dem Dialog über die Beschneidung zwischen Andi und seinen New Yorker Kollegen fällt allerdings eine nicht den Figuren zuzuschreibende, sondern die Konstruktion der Erzählung betreffende Eigenheit auf: Es verwundert, dass einer der Kollegen auf Andis einfache Frage, ob der Mohel ein Arzt sei, gleich eine genaue Beschreibung des Vorgangs der Beschneidung liefert – zumal er an der Unterhaltung gar nicht sonderlich interessiert erscheint, bleibt er doch »über seine Bücher gebeugt.« (B, S. 244)
Schon der jüdischen Figur werden dabei die Worte in den Mund gelegt, dass es dazu gehöre, »die Wunde aus[zu]saugen.« (B, S. 244) Im Gegensatz zu dem erwartbaren Wort ›absaugen‹ hat das verwendete Verb »aussaugen« eine vampirische Konnotation und legt das Bild eines jüdischen ›Blutsaugers‹ nahe. Wenn die nichtjüdische Figur Andi dann dieselben Worte aufgreift, kommt zum Verb »aussaugen« (B, S. 245) zunächst nur ein »lassen« (B, S. 245) hinzu, welches die Perspektive des passiven Opfers eines Blutsaugers verdeutlicht, anschließend expliziert Andi die »blutig[e]« (B, S. 245) Vorstellung. So wird durch die Erzählkonstruktion nahegelegt, dass Andis Phantasien keine antisemitischen Vorurteile, sondern gleichsam durch die Worte der jüdischen Figur beglaubigt sind.
Auch an Textstellen, die den Erinnerungsdiskurs betreffen, wird die Legitimität des deutschen Opferstatus nahegelegt, indem jüdische Figuren eine parallele ›Vorlage‹ liefern: So geht der Schlussstrichforderung im Gedenken an die Schoa durch Andis Onkel (»Es ist fünfzig Jahre her. Ich verstehe nicht, warum wir die Vergangenheit nicht ruhen lassen können.« (B, S. 225)) Sarahs Spott voraus, warum die Deutschen immer noch an die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erinnerten (»Der Krieg ist fünfzig Jahre her!« (B, S. 224)). Wenn die Leser_innen von Andis Vater erfahren, dass er eine Ikone besitzt, also vom deutschen Kunstraub im Krieg profitiert hat (vgl. B, S. 222), so haben sie gleich zu Anfang der Erzählung bereits erfahren, dass Sarahs Vorfahren im ersten Weltkrieg »in dem einen wilden Kriegs- und Börsenjahr ein Vermögen« (B, S. 202) machten.
Die Verwendung innerer Monologe für fragwürdige Aussagen Andis – wie das oben zitierte Parallelisieren des Einbrennens der KZ-Nummern und der jüdischen Beschneidung – führt zudem dazu, dass sie unwidersprochen und ohne Gegenargumente im Text stehen bleiben. Darüber hinaus werden selbst in Diskussionen mit anderen Figuren oder inneren Monologen, die ein inneres Abwägen suggerieren, für die jeweiligen Gegenpositionen zu der deutschen Opferhaltung des Protagonisten meist keine unterfütternden inhaltlichen Argumente geliefert.
Sarah thematisiert in ihrer Figurenrede das Beschnittensein nur in Bezug auf Sexualität: »Wie unterschiedlich fühlen sich beschnittene Männer an!« (B, S. 255) Als Andi ihr kurz vor Ende des Textes erzählt, dass er beschnitten sei (vgl. B, S. 254), wundert sie sich zwar kurz: »Es ist bei euch nicht so üblich wie bei uns, stimmt’s?« Sie misst der Tatsache aber keine religiöse Bedeutung und auch keine anderweitig symbolische, etwa des ›Übertritts‹ zu US-amerikanischen Gepflogenheiten, bei. Indem die jüdische Figur Sarah das Beschnittensein vollkommen entsymbolisiert, wird der metaphorischen Aufladung der Beschneidung seitens des Protagonisten als ›Aufopferung‹ im Zusammenhang mit ›deutscher Vergangenheitsbewältigung‹ textintern folglich keine jüdische Bedeutung und Symbolik der Beschneidung entgegengesetzt.
In zeitgenössischen Romanen und Erzählungen jüdischer Autor_innen in Deutschland, Österreich oder auch in Italien taucht die Beschneidung oder das Beschnittensein mancher Figuren häufig als körperlich sichtbares Zeichen für Differenzen in der gesellschaftlichen Erinnerungslandschaft auf. Die Bandbreite reicht von der Ironisierung übertriebenen Interesses an der Beschneidung bis hin zu Romanen, welche die Brit Mila als selbstverständlichen Teil jüdischen Lebens erzählen. Manche Romane rufen mit Witzen über die Beschneidung zugleich die Erinnerung an Judenverfolgungen auf, beispielsweise wenn in Doron Rabinovicis Roman Andernorts anlässlich der Unruhe männlicher Flugzeuginsassen gemutmaßt wird, dass sie »vielleicht seit der Beschneidung« nicht stillsitzen können, »als litten sie unter einem Jucken in den Beinen, ein Fluchtreflex, der im Schtetl eventuell nützlich gewesen sein mochte.« Neben grotesker Überzeichnung (beispielsweise in Robert Menasses Die Vertreibung aus der Hölle oder Alessandro Pipernos Mit bösen Absichten) finden sich auch Romane, die der anderweitigen Überbetonung der Beschneidung mit gezielter Dethematisierung begegnen: Massimiliano Boni etwa erwähnt in seinem von einer Konversion zum Judentum erzählenden Roman La parola ritrovata nur kurz, dass die Beschneidung zur Konversion dazu gehört, geht aber nicht näher darauf ein.
Der Zusammenhang zur Erinnerungsthematik ist naheliegend, dient das Körperzeichen doch der Erinnerung an den Bund Gottes mit Abraham und damit zugleich an die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und dessen Geschichte. Die jüdische Beschneidung geht auf ein Gebot im ersten Buch Mose (17, 10–14) zurück, in dem Abraham aufgetragen wird, sich und alle männlichen Nachkommen zum Zeichen für den Bund mit Gott zu beschneiden.
Kulturgeschichtlich markierte die jüdische Beschneidung vor allem das Bestehen auf »Spezifität und Differenz.« So wird in innerjüdischen Debatten um die Beschneidung damit zugleich jüdisches Selbstverständnis verhandelt. Zudem wurde seit dem 19. Jahrhundert von Teilen der nichtjüdischen Mehrheitsbevölkerung in vielen Polemiken die Praxis der Beschneidung als pars pro toto angegriffen, um sich allgemein gegen vom ›christlichen Standard‹ abweichende Differenzen auszusprechen. Dies war noch in der öffentlichen Debatte in Deutschland nach dem Urteil des Kölner Landgerichts 2012, welches die Beschneidung nichteinwilligungsfähiger Jungen als Körperverletzung einstufte, zu bemerken.
Bernhard Schlink, der nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Jurist tätig ist, schlug in der Debatte zum Kölner Beschneidungsurteil eine Grundsatz- und Ausnahmeregelung im BGB vor: Er äußerte die Meinung, dass grundsätzlich »irreversible religiös motivierte Operationen warten müssen, bis das Kind volljährig ist«, eine Ausnahme kann nur gemacht werden, »wo der frühe Eingriff von der Religion zwingend geboten ist.« Schlink nahm damit die jüdische Beschneidung von einem generell befürworteten Beschneidungsverbot aus, da im Judentum – anders als im Islam – die Beschneidung am achten Tag nach der Geburt ein grundlegendes Gebot ist.
In der Erzählung hingegen – in der die muslimische Beschneidung nicht thematisiert wird – stehen sich allein die jüdische und die von einem nichtjüdischen deutschen Chirurgen, ebenfalls ohne medizinische Indikation, vorgenommene Beschneidung gegenüber. Hier erscheint nun gerade die von der jüdischen Religion ›zwingend gebotene‹ Beschneidung als problematisch. Denn gegenüber der bereits aufgezeigten blutigen Darstellung der jüdischen Beschneidung kommt die Beschreibung der textintern dann tatsächlich vorgenommenen Beschneidung durch den deutschen Chirurgen ohne die Erwähnung von Blut aus: »die Schmerzen [waren] erträglich und nach wenigen Tagen überhaupt vorbei.« (B, S. 249) Das Glied wird hier nicht »in die Hose gezwungen« (B, S. 245), sondern es heißt von Andi, dass er es »beim Anziehen sorgsam in der Hose barg.« (B, S. 249) Es ist nur die Beschneidung von jüdischer Seite, die beim Protagonisten Abwehr und antisemitische Phantasien erzeugt.
Auch der Freund, der Andi in anderen Dingen durchaus widerspricht und zudem als Chirurg selbst Beschneidungen vornimmt, fragt: »Was willst du mit einer Religion, die dir als erstes den Schniedelwutz abschneidet?« (B, S. 246) Damit macht er keinen Unterschied zwischen Kastration und Beschneidung, teilt somit Andis christliche Umdeutung der Beschneidung, die nicht wie »in der jüdischen Tradition – besonders deutlich in der verhinderten Opferung Isaaks – ausdrücklich an die Stelle des Blutopfers tritt«, sondern »zu einem Teil des Blutopfers erklärt« wird. Der Protagonist und sein witzelnder Männerfreund nehmen eine jüdische Beschneidung nicht nur als Selbstaufgabe der Identität als Mehrheitsdeutscher wahr. Sie sehen in ihr auch eine Gefährdung der Männlichkeit. Dies passt zur tradierten nichtjüdischen Wahrnehmung: »Als ›Beschnittener‹ galt der Jude als ›unvollständiger Mann‹, mithin als weiblich.«
Die selbstgewählte ›deutsche Beschneidung‹ am Ende hingegen schneidet Andi zwar sowohl von seinen Heimatgefühlen rund um Heidelberg ab (vgl. B, S. 250) als auch von seinem »Gefühl für die Anspielungen, die Ironie, den Spott und den Ernst der New Yorker.« (B, S. 251) Doch immerhin ›erlöst‹ sie ihn gleichsam von der Verführung durch Sarah, »weil die Erektionen weh taten.« (B, S. 252)
Wie Matthias N. Lorenz herausgearbeitet hat, ist die Figur Sarah in Schlinks Erzählung nach dem Stereotyp der ›schönen Jüdin‹ konstruiert: »Wie schön sie war – das schulterlange schwarze Haar, das klare Gesicht, runde Schultern, volle Brüste, weiche Hüften und ein bißchen kurze, aber schön geformte Beine.« (B, S. 223) Sie ist »verführerisch« (B, S. 253), »stolz auf ihre Schönheit« (B, S. 223), »spöttisch, weil sie immer etwas zu spotten wußte« (B, S. 223f.), und hat die Angewohnheit, Andis Fragen »mit Gegenfragen [zu] unterlaufen.« (B, S. 204) Da es das »Licht der Laterne« ist, von dem es heißt, »[e]s nahm die Falten aus Sarahs Gesicht und machte es ganz jung.« (B, S. 206), wird zudem angedeutet, dass ihre jugendliche Schönheit nur ›Schein‹ sein könnte. »Sarah ist damit so sehr ›schöne Jüdin‹, dass auch ihre weitere Funktion diesem Motiv folgen muss: Sie muss von dem verführten, auf Abwege geratenen Nichtjuden überwunden werden.«
Als Andi kurz vor Ende der Erzählung beschnitten nach New York zurückkehrt, bemerkt Sarah seinen neuen Zustand gar nicht, bis Andi ihr gegenüber artikuliert, dass er beschnitten ist. In einer möglichen Lesart bestätigt der Text damit auf der Handlungsebene Sarahs Ansicht, dass es mehr Differenzen als nur die zwischen Jüd_innen und Deutschen gibt, denn »[w]ie unterschiedlich fühlen sich beschnittene Männer an!« (B, S. 255) Allerdings äußert auch Sarah im Text zuweilen den Glauben an eine »deutsche Wesensart« (B, S. 230) und allgemein an »das Typische« (B, S. 241) verschiedener Nationalcharaktere.
Dass Sarah Andis Beschnittensein nicht bemerkt, ließe sich denn auch als mangelnde Sensibilität und mangelndes Interesse für die Veränderungen und Änderungsbereitschaft Andis interpretieren. Der deutsche Protagonist opfert seine Vorhaut für eine harmonischere Beziehung und seine jüdische Freundin bekommt es nicht einmal mit. Andi hätte sich hingegen von ihr ebenfalls mehr ›Entgegenkommen‹ gewünscht, als es in ihrer New Yorker Mentalität üblich wäre. Darauf deutet in der Erzählung hin, dass Andi bei seiner Rückkehr nach New York »nach Sarah aus[schaute], obwohl sie ihm gesagt hatte, sie würde ihn nicht abholen, und in New York würde überhaupt niemand niemanden am Flughafen abholen.« (B, S. 253) Obwohl sie es eilig hat, ihn zu sehen, soll er dafür zahlen:
›Schnapp dir eine Taxe, und komm zu mir, so schnell du kannst‹, hatte Sarah gesagt. Eigentlich konnte er sich eine Taxe nicht leisten. Er verstand nicht, warum er kommen sollte, so schnell er konnte. Was wäre anders, wenn er eine Stunde später käme? […] Oder eine Woche? (B, S. 253)
Die Eile, den oder die andere wiederzusehen, welche Verliebten eigen ist, ist Andi also abhanden gekommen. Darüber hinaus scheint die Beschneidung ihn von seinen ererbten Schuldgefühlen als Deutscher befreit zu haben: Bei Sarahs nur durch Blicke geäußerten Vorwürfen wegen einer (aus seiner Sicht bloß unvorsichtig formulierten) Bemerkung seinerseits – »Er bedauerte, das Südafrika der Apartheid nicht besucht und eine Welt nicht gesehen zu haben, deren Zeitgenosse er gewesen und die unwiederbringlich vergangen war.« (B, S. 254) – bleibt er nun gleichgültig und hat nicht mehr das »alte[…] Bedürfnis, […] richtigzustellen.« (B, S. 254)
Die metaphorische Selbstbeschneidung des Protagonisten
So stellt die Erzählung die erfolgte Beschneidung Andis zwar nicht als beziehungsrettend, aber letztlich doch als eine Lösung der Problematik dar, die in den ersten neun Abschnitten entfaltet wurde. Der Deutsche ist nun von seinen Schuldgefühlen und dem ständigen Rechtfertigungsdrang erlöst, der ihn an seiner Selbstentfaltung hinderte. In den ersten neun Abschnitten der Erzählung geht es nämlich auf metaphorischer Ebene bereits um die Selbstbeschneidung des Protagonisten. Auf der anfangs geschilderten Bar-Mizwa-Feier fragt Andi sich angesichts der »wohlwollende[n] Neugier« (B, S. 200) von Sarahs Verwandten: »Mußte ein falsches Wort, eine falsche Geste von ihm nicht alles zerstören? War das Wohlwollen glaubhaft? War es verläßlich? […] Die falschen Worte und falschen Gesten zu vermeiden war anstrengend.« (B, S. 200)
Scheint dies zunächst vor allem ein inneres Problem des Protagonisten zu sein, dessen Umwelt ihm »[k]eine schwierigen Fragen, keine herausfordernden Bemerkungen, keine peinlichen Anspielungen« (B, S. 199) zumutet, treffen Andis Befürchtungen schließlich doch ein: Andi wird von Sarahs Onkel Aaron für sein Unwissen bezüglich der jüdischen Geschichte getadelt (vgl. B, S. 201), auf seine Frage, ob Andi wisse, was seine Vorfahren um 1700 gemacht haben, schneidet der Onkel ihm das Wort ab (»›Wir …‹ Aber Andi kam nicht dazu, die Frage zu beantworten« (B, S. 201), weil er lieber seine eigene Familiengeschichte weitererzählt, und schließlich verkürzt sich sein Interesse an Andi auf die Frage, was sein Vater im Krieg gemacht habe (vgl. B, S. 203)). Darauf kann Andi nur die groben Stationen Frankreich, Russland, Italien, amerikanische Kriegsgefangenschaft nennen und hat von Details »keine Ahnung« (B, S. 201), weshalb Onkel Aaron, der den Tadel über Andis Unwissen bereits vorweggenommen hatte (»Sie werden es nicht wissen.« (B, S. 203)), das Gespräch beendet, um erneut in die Synagoge zu gehen (vgl. B, S. 203).
Sarah legt dieses zurückhaltende Interesse ihrer Familie an Andis Geschichte positiv aus: »Alle haben dich gemocht. […] Was sollen sie dich mit deiner Geschichte plagen? Daß du Deutscher bist, wissen sie.« Darauf folgt eine rhetorische Frage, die zunächst als Kommentar des Erzählers gelesen werden könnte, durch den anschließenden Satz aber als Gedanke Andis ausgewiesen wird: »Angesichts dessen ist alles weitere irrelevant? Aber er dachte es nur, er fragte es nicht.« Andis Problem ist also, dass er von Sarahs Verwandten nicht als Individuum wahrgenommen, sondern in die Schublade des Deutschen geschoben wird. Auch als Sarah zu Andis Geburtstag eine kleine Überraschungsfeier organisiert, wird er von »ihren Freundinnen und Freunden« (B, S. 214) mit Klischees über »Deutschland« (B, S. 214) konfrontiert:
Einer von Sarahs ehemaligen Studenten hatte als Austauschschüler ein Jahr in Frankfurt verbracht. Er schwärmte von den pünktlichen, bequemen und sauberen deutschen Zügen, von deutschem Brot und deutschen Brötchen, von Äppelwoi, Zwiebelkuchen und Sauerbraten. Aber die Sprache hatte ihn oft irritiert. Die Deutschen redeten von polnischer Wirtschaft und jüdischer Hast. Wenn sie etwas bis zum Überdruß taten, taten sie es bis zur Vergasung. (B, S. 214)
Darauf reagiert Andi reflexhaft apologetisch, tut ersteres als »harmlose ethnische Witzeleien« (B, S. 215) ab (auch später sich selbst gegenüber in einem inneren Monolog, vgl. B, S. 217) und »vermute[t], daß er [der Ausdruck ›bis zur Vergasung‹] älter ist als der Holocaust und aus dem Ersten Weltkrieg stammt oder vom Selbstmord durch Gas. Ich habe ihn auch schon lange nicht mehr gehört.« (B, S. 215)
Auf den Punkt bringt Andi das Problem in einem Streit mit Sarah: »Vor allem begegnet ihr mir mit Vorurteilen. Ihr wißt schon alles über die Deutschen. Also wißt ihr auch schon alles über mich. Also müßt ihr euch auch nicht mehr für mich interessieren.« (B, S. 236) Andi will hier schon gehen: »Er zog die Schuhe an.« (B, S. 237) Doch wird er noch einmal von der ›schönen Jüdin‹ umgarnt: »Er blieb. Sarah warb zu sehr« (B, S. 237), lautet es im Anschluss – und nicht wie im letzten Satz der Erzählung, »Er zog die Schuhe an und ging.« (B, S. 255)
Anschließend erscheint jedoch, als erster Satz von Abschnitt 9, Andis negativ konnotierte, metaphorische ›Beschneidung‹ explizit auf der Wortebene des Textes: »So schnitt er seine Liebe immer kleiner zu.« (B, S. 237) Diese Anspielung auf die neutestamentarische Umdeutung der Beschneidung als einer »Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht« (Röm. 2, 29), hängt auf der Handlungsebene also vor allem damit zusammen, dass Andi immer mehr Themen vermeidet und sich selbst »zu zensieren« (B, S. 237) beginnt, um nicht mit Sarah streiten zu müssen. Damit umspielt der Text den Topos der »Zensur« (B, S. 237) als eines selbstauferlegten Denk- und Sprechverbots aufgrund erwartbarer moralischer Vorwürfe von jüdischer Seite, der für den ›sekundären Antisemitismus‹ typisch ist. Artikuliert wird dieses Denkverbot bereits in einem inneren Monolog Andis im dritten Abschnitt, in dem sein Ausflug mit Sarahs Schwester Rachel geschildert wird: »Durfte er als Deutscher nicht denken, daß die jüdische wie jede Religion davon lebt, daß sie freiwillig gewählt wird, und stirbt, wenn sie es nicht mehr wird?« (B, S. 211) Er begehrt hier innerlich gegen dieses ›Denkverbot‹ auf, an das vermeintliche Sprechverbot hält er sich dann trotzdem: »Aber als er auf der Heimfahrt die Frage im Kopf hatte, wie schlimm sie finde, daß Sarah und er einander liebten, stellte er sie lieber nicht.« (B, S. 212)
Als Figurenrede Sarahs erklingt zwar das Gegenteil eines Sprechverbots: »Hoffentlich hörst du nie auf, mit mir zu reden.« (B, S. 213) Jedoch führt der Text nicht nur bei der bereits erwähnten Schilderung der Bar-Mizwa-Feier, sondern auch im Folgenden immer wieder vor, dass Andi mit seinem Misstrauen gegenüber der Freundlichkeit der jüdischen Figuren Recht hat. Auch Sarah tadelt Andi bei jedem »nichtigen Anlaß« (B, S. 238), sieht etwa, als er über die Löcher in ihrem Pullover lacht, darin einen Ordnungswahn und den »Nazi in dir.« (B, S. 239) Andis Gegenthese zu Sarahs Hoffnung, dass Reden ihre Herkunft »aus zwei verschiedenen Kulturen« (B, S. 213) überbrücken könne, findet sich wieder in einem inneren Monolog: »Hat das Reden keinen Zweck, weil es zwar hilft, den anderen zu verstehen, aber nicht, ihn zu ertragen, und weil das Entscheidende das Ertragen ist, nicht das Verstehen? Was aber das Ertragen angeht – erträgt man letztlich nur seinesgleichen?« (B, S. 229) Dies ist zwar mit Fragezeichen versehen – indem Andi Sarah am Ende verlässt, handelt er aber danach.
Neben dem Topos der Zensur sind in Schlinks Erzählung auch Motive der Täter-Opfer-Umkehr zu finden, die ebenfalls einer deutschen Schuldabwehr dienen. Ebenfalls mit Fragezeichen versehen und – wie bei Andis Vergleich der Beschneidung mit dem Einbrennen von KZ-Nummern – in einem inneren Monolog macht der Text beispielsweise Parallelen zwischen Rachels Figurenrede, »Das Schlimmste [was ihren Kindern passieren könnte] wäre, wenn die Buben einmal eine Frau heiraten würden, die nicht Jüdin ist« (B, S. 210), und NS-Rassismus auf, indem sich Andi fragt, ob dies nicht »das gleiche [sei], wie wenn für ihn das Schlimmste wäre, wenn sein Sohn eine Nichtdeutsche heiraten würde, eine Nichtarierin, eine Jüdin, eine Schwarze.« (B, S. 210)
Der Vergleich von »antideutsche[n] Vorurteile[n]« (B, S. 240) mit »Antisemitismus« (B, S. 240) erscheint später zudem in einer Diskussion zwischen Sarah und Andi. Als vermeintlichen Beweis für das Ausmaß ihrer Liebe äußert Sarah: »Ich war nach drei Tagen Hals über Kopf in dich verliebt, obwohl du Deutscher bist.« (B, S. 240) Darauf fragt Andi: »Wie würdest du dich fühlen, wenn ich dir sagen würde, daß ich dich liebe, obwohl du Jüdin bist?« (B, S. 240) Da es diesmal kein innerer Monolog ohne Gegenrede ist, taucht das Argument, das gegen einen solchen Vergleich spricht, als Figurenrede im Text auf. Allerdings wieder als Tadel: »›Wie kannst du es wagen‹, sie zitterte vor Empörung, ›beides zu vergleichen. Antisemitismus … die Juden haben niemandem etwas zuleide getan. Die Deutschen haben sechs Millionen Juden umgebracht.‹« (B, S. 240) Ohne diesen Einwand zu entkräften (»Mein Vergleich mit dem Antisemitismus hat dich empört. Ich bin zu müde, mir jetzt einen anderen auszudenken, oder zu verwirrt.« (B, S. 241)), wiederholt Andi seine Aussage anschließend noch mehrmals mit anderen Worten (»ich bin verwirrt, daß ich nicht als der genommen werde, der ich bin, sondern als ein Abstraktum, ein Konstrukt, das Geschöpf eines Vorurteils.« (B, S. 241), »Ihr werdet immer etwas an mir finden, was euer Vorurteil bestätigt.« (B, S. 242))
Wie die durch Vorurteile verzerrte Wahrnehmung durch andere schreibt die Erzählung auch die Heimatlosigkeit dem deutschen Protagonisten zu: Andi liebt Sarah nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch »für den festen Ort, den du in der Welt hast.« (B, S. 218) Demgegenüber steht ihm selbst Heimat nur als Utopie zur Verfügung, nämlich – wie von Schlink auch essayistisch beschrieben – in den Erinnerungen an seine Kindheit, welche die Landschaft um Heidelberg evozieren (vgl. B, S. 218f.). Schon mit dem Namen des Protagonisten wird zudem angedeutet, dass er derjenige ist, der als ›der Andere‹ wahrgenommen wird.
Während Sarah auf der Besonderheit der Schoa besteht, legt Andi ihr seine »kompliziert[ere]« (B, S. 227) Sicht der Dinge dar. Dabei äußert Andi zwar das Lippenbekenntnis, dass die Vergangenheit aus »Respekt gegenüber den Opfern und ihren Kindern« (B, S. 227) erinnert werden müsse, streitet aber zugleich jegliche Verantwortung heutiger Generationen ab, zeigt Desinteresse an tatsächlichen Taten der »Generationen der Väter und Söhne« (B, S. 227) und stellt heutige Deutsche als Opfer dar, wenn sie im Ausland wegen der deutschen Vergangenheit schlecht behandelt werden. Mit seiner Aussage, »wer im Ausland sagen muß, daß er aus Oranienburg kommt, ist schlecht dran; Jugendliche werden Neonazis, weil sie von der Bewältigung der Vergangenheit genug haben« (B, S. 227), greift er nicht nur auf die vorherige Relativierung der Schoa durch seinen Onkel zurück: »Natürlich war das furchtbar. Aber müssen deswegen die Leute in Oranienburg oder Dachau oder Buchenwald eine furchtbare Gegenwart haben?« (B, S. 226) Es handelt sich zudem um eine weitere Denkfigur des sekundären Antisemitismus, welche die Schuld am Antisemitismus den Juden zuschiebt: Erst weil diese, wie es die Erzählung vorführt, junge Deutsche, die keine eigene Schuld tragen, ständig tadeln und zur Erinnerung mahnen, entwickeln die nachgeborenen Deutschen ein (somit berechtigtes) Ressentiment gegen Juden. Nach diesen Ausführungen von Andi weiß Sarah in der Erzählung trotzdem immer noch, »daß du es gut meinst.« (B, S. 226)
Statt sich verantwortlich mit fortwirkenden Denkmustern des Nationalsozialismus im heutigen Deutschland auseinanderzusetzen, ›beschneidet‹ der deutsche Protagonist einseitig die zu diskutierenden Themen und letztlich gänzlich seine Bindung an das jüdische Gegenüber. Die schließlich vorgenommene körperliche Beschneidung ermöglicht keinen ›Frontenwechsel‹, ›schneidet‹ aber die zu lästigen Konflikten führende Bindung an die andere Seite ›ab‹.
Indem Andi eine ›deutsche Beschneidung‹ vornimmt und vor allem durch konstruierte Parallelen zwischen Antisemitismus und antideutschen Vorurteilen die heutigen Deutschen als die Opfer jüdischer (mindestens verbaler) Gewalt herausstellt, vollzieht er den geplanten ›Frontenwechsel‹ in Sarahs Welt nicht. Vielmehr kommt für ihn »mit der Beschneidung die Frage, wohin er gehöre« (B, S. 251), und er merkt am Ende, unterstützt durch den Jetlag, dass er nach Deutschland gehört, denn »[d]rüben, bei ihm, war zehn Uhr und heller Tag.« (B, S. 255) Dass die Liebesschwüre zwischen Sarah und Andi nach seiner Beschneidung plötzlich auf Englisch im Text wiedergegeben werden (vgl. B, S. 251; 253), markiert ebenfalls, dass er mit ihr in einer Fremdsprache sprechen muss und New York nicht sein zuhause ist. So beendet er nachts um vier Uhr einseitig die Beziehung: »Er zog die Schuhe an und ging.« (B, S. 255), lautet der letzte Satz der Erzählung.
In seinem Essay Heimat als Utopie bezeichnet Schlink den »Wunsch, unter seinesgleichen zu leben«, als ebenso legitim, wie den Wunsch, in dem Land zu leben, in dem man geboren ist. Deshalb sei es bei manchen nationalen oder ethnischen Konflikten besser, »die Beteiligten« nicht »zusammenzuzwingen«, sondern »ihnen zu helfen, sich anders als durch ein grausames ethnical cleansing [sic] auseinanderzudividieren.« Ein solches Auseinanderdividieren zweier Gruppen, die nicht in Frieden zusammenleben können, führt er gleichsam literarisch in seiner Erzählung Die Beschneidung vor.
Dabei unterschlägt der literarische Text allerdings die extraliterarische Komplexität der Situation: Er lässt keine deutschen oder in Deutschland lebenden Jüd_innen auftreten und suggeriert auch durch die Verschmelzung jüdischer und allgemein US-amerikanischer oder zumindest New Yorker Ansichten und Figuren (unter anderem über das Beschnittensein der meisten US-amerikanischen Männer), es handele sich um einen Konflikt, in dem Nation und Religion/Ethnie weitgehend deckungsgleich sind. Beim Hören der h-Moll-Messe von Bach merkt Andi, dass diese christlich-deutsche Hochkultur »bei ihm in Tiefen wurzel[t], die er nicht begreif[t].« (B, S. 231) So stellt Schlink in seiner Erzählung ein christliches Deutschland den jüdischen USA gegenüber, die sich zur Not durch einseitige Entscheidung der deutschen Seite ›auseinanderdividieren‹ können.
Erzählkonstruktion und paratextuelle Rahmung
Wenn man von ›mündigen‹ Leser_innen ausgeht, könnten diese in der Lage sein, im Text nicht präsentiertes Wissen und inhaltliche Füllung von Argumenten selbst an den Text heranzutragen. Dann muss von einem literarischen Text nicht zwangsläufig gleichsam Geschichtsdidaktik verlangt werden, wie das Ausführen aller Gegenargumente oder deutlichere Signale für die Abstrusität der Meinungen des Protagonisten durch groteske Figurenzeichnung. Texte, die mit der Fähigkeit von Literatur spielen, auch zur Identifikation mit Unrecht habenden und eigentlich unsympathischen Figuren zu zwingen, können zuweilen genau dadurch zu gesellschaftskritischen Erkenntnissen führen.
Für einen im Text angelegten kritischen Blick auf den Protagonisten spricht die gelegentliche Benennung des Umstands, dass Andis Argumente nicht unbedingt auf Wissen oder wenigstens Wissenwollen basieren: »Er hatte keine Ahnung, ob irgendein Deutscher von sächsischem Schlendrian redet oder irgendein anderer Europäer über polnische Autodiebe scherzt. Aber er konnte es sich vorstellen.« (B, S. 215)
Allerdings sind für diese Lesart nur relativ wenige Hinweise in der Erzählkonstruktion enthalten. Denn meist werden andere Figurenmeinungen anschließend wieder durch Andis Sichtweise relativiert. Er findet seine Theorie, dass ›man nur seinesgleichen erträgt‹, die von seinem Freund als »komische Theorie« (B, S. 248) bezeichnet wird, beispielsweise »in der Geschichte, in der Gegenwart, im großen, im kleinen […] bestätigt.« (B, S. 248) Liest man die Verkleinerungsform im Namen »Andi« als Hinweis auf dessen Infantilität, so gewinnt auch diese Lesart eine andere Dimension, wenn Andi die heutigen Deutschen mit unschuldigen Kindern vergleicht, die selbst in Gedenkstätten der Schoa einfach nicht anders können als zu spielen, auch wenn das andere kränken mag (vgl. B, S. 228).
Durch die Innensicht in den Protagonisten legt die Erzählung eine Identifizierung mit Andi zumindest nahe. Wiederholt werden dabei Passagen, die man zunächst einer heterodiegetischen Erzählinstanz zuschreiben könnte, erst nachträglich als innere Monologe Andis ausgewiesen; beispielsweise folgt einem ganzen Absatz mit Fragen, »Gibt es nur ein Entweder-Oder? Ist man entweder Mann oder Frau, Kind oder Erwachsener? Entweder Deutscher oder Amerikaner, Christ oder Jude? […]« (B, S. 229), erst im nächsten Absatz die Zuordnung zu Andi: »Kaum hatte er sich die Fragen gestellt, erschrak er.« (B, S. 229) Dadurch bekommen diese Passagen mehr Gewicht und zunächst den Anschein wichtiger Reflexionen über die Figur Andi hinaus. Durch Formulierungen wie »Aber dann fragte er weiter« (B, S. 230) wird Andi zudem als jemand präsentiert, der nicht bei einfachen Antworten stehen bleibt, sondern »weiter« denkt als andere. So unterstützt die Erzählstimme sein Selbstbild als »differenziert« (B, S. 228) Denkender.
Mit Blick auf die Erzählkonstruktion spricht somit vieles dagegen, dass der Text gleich bei der ersten Lektüre für fortwirkende antisemitische Deutungen der Beschneidung sensibilisiert. Vielmehr konstruiert er eine Parallelität zwischen Jüd_innen und nichtjüdischen Deutschen, die geschichtlich entstandene Asymmetrien verleugnet. Entsprechend findet sich in der literaturwissenschaftlichen Rezeption eine Lesart der Schlinkschen Erzählung, die gegenüber dem Protagonisten unkritisch bleibt: Andrea Heuser behandelt Schlinks Erzählung in ihrer Studie über »Jüdischkeit« in der deutschen Gegenwartsliteratur zusammen mit Ruth Klügers weiter leben »als Beispiele für literarische Geschichtsschreibungen nach 1989 […], die nicht direkt im Zeichen der Zäsur stehen«. Bis ins Fazit rückt Heuser die doch sehr unterschiedlichen Texte Klügers und Schlinks zusammen unter dem »übergreifende[n] poetologische[n] Stichwort […]: Wieder-erinnern«, ohne die in Schlinks Erzählung aufgerufenen antisemitischen Denkfiguren zu benennen und zu kommentieren. Ihr zufolge begreift der Protagonist seine Beschneidung als »eine[…] Art symbolische[…] Wiedergutmachung.« Sie stehe im Text aber auch für die »Verwundung«, die der nichtjüdische Protagonist erleide, indem er sich dem Streitgespräch mit der jüdischen Geliebten aussetzt, weil er dafür sich selbst demontieren müsse. Heuser schließt daraus: »Laut Schlinks Beschneidung scheint ein gelingendes deutsch-jüdisches Gespräch also nach wie vor unmöglich zu sein.« Nicht zur Debatte steht in ihrer Lesart, inwiefern es an bestimmten Charaktereigenschaften des Protagonisten liegen mag, wie verallgemeinerbar also die Erzählung überhaupt (gemeint) ist.
Heusers Rezeption zeigt, dass die Gesamtwirkung des literarischen Textes diese Deutung durchaus zulässt, vielleicht gar unterstützt. Schließlich werden die verwendeten Stereotype im Text nicht selbstreflexiv aufgegriffen. Teilweise suggeriert der Text gar, dass es gar keine Stereotype sind. Andis Vater weiß nämlich gar nicht, dass Sarah Jüdin ist, als er ihr »drohende[s] ewige[s] Mißtrauen« (B, S. 221) unterstellt. Andi zufolge lag diese Unterstellung vielmehr an Sarahs Verhalten und ihrer Art zu fragen.
Dass die Erzählung vom Scheitern einer privaten Liebesbeziehung zweier Individuen handelt, mag ebenfalls dazu beitragen, dass nicht alle Leser_innen die unterschlagenen erinnerungs- und gesellschaftspolitischen Argumente selbst an den Text herantragen. Schon auf der Figurenebene dient eine solche Individualisierungsstrategie nicht nur als Verteidigung gegen entindividualisierende antideutsche Vorurteile, sondern ebenso revisionistischen Zwecken: Andis Onkel tut beispielsweise das Ausmaß der Schoa ab, wenn er sagt: »Jeder hat eine Vergangenheit, die für ihn besonders ist.« (B, S. 226) Die Individualisierung legitimiert an anderer Stelle konservative Geschlechternormen, wenn Andi Sarahs Schwester gegenüber äußert: »Ich weiß, daß Mütter jedes Recht haben zu arbeiten, aber meine Schwester und ich haben die Zeit, die unsere Mutter für uns hatte, genossen.« (B, S. 208)
Durch die Publikation der Erzählung in einem Erzählband mit dem Titel Liebesfluchten legt der Autor nun in ähnlicher Weise den Fokus auf das private Scheitern. Zugleich werden die Figuren jedoch als Prototypen ›des Deutschen‹ und ›der US-amerikanischen Jüd_innen‹ gezeichnet, was insbesondere in der gegen Ende verwendeten Kriegsmetaphorik des ›Frontenwechsels‹ deutlich wird (vgl. B, S. 252). Der Fokus auf das Liebesverhältnis zweier Individuen läuft somit weniger einer exemplarischen Lesart zuwider, sondern ermöglicht vielmehr das weitgehende Ausblenden größerer gesellschaftlicher Zusammenhänge aus der Erzählung. Außerdem wird darüber das Parallelisieren der beiden Liebenden und eine daraus folgende gleichberechtigte Legitimität beider Perspektiven auf die Vergangenheit plausibilisiert: Beide sind so gefangen in ihrer Welt, so schnell gekränkt. Er ist zu ängstlich, sich ihr zu offenbaren, sie ist aber auch zu unsensibel, seine Änderungsbereitschaft wahrzunehmen, nicht einmal das körperliche Zeichen dafür nimmt sie wahr.
Fazit
Die halbherzigen Schritte in Richtung einer Konversion zum Judentum, die der Protagonist von Schlinks Erzählung Die Beschneidung ausführt, dienen vor allem seinem erinnerungspolitischen Anliegen, »den Zivilisationsbruch unter den Teppich [zu] kehren.«
Die titelgebende Beschneidung taucht im Text in zwei Spielarten auf. Als jüdische rituelle Beschneidung imaginiert der Protagonist sie, unterstützt durch Äußerungen der Figur des Chirurgen wie auch jüdischer Figuren, als blutig, gewalttätig und sexuell belästigend. Er bedient sich dabei der antisemitischen Stereotype des ›jüdischen Blutsaugers‹ sowie des durch die Beschneidung ›effeminierten Juden‹ und dessen ›perverser Sexualität‹. Vorgenommen durch einen nichtjüdischen deutschen Chirurgen hingegen, verhilft die Beschneidung dem Protagonisten durchaus zu einer Identitätsfindung. Dabei ist das Ergebnis nicht der zunächst geplante ›Frontenwechsel‹ in die ›Welt‹ seiner jüdischen Freundin. Vielmehr ermöglicht die ›deutsche Beschneidung‹ eine deutsche Identität ohne das belastende Gefühl, sich mit der deutschen Vergangenheit auseinandersetzen zu müssen.
Zwar sind die meisten expliziten antisemitischen Stereotype einzelnen Figuren, insbesondere dem Protagonisten, zuzuschreiben. Die Analyse der Erzählkonstruktion zeigte jedoch, dass der Text insgesamt für nichtjüdische Deutsche einen Opferstatus erschreibt: Der deutsche Protagonist stößt in den USA ständig auf »antideutsche Vorurteile« (B, S. 240) und sein guter Wille sowie sein ›differenziertes Denken‹ werden nicht honoriert – so der Tenor der Erzählung. Der anhand eines Liebespaares dargestellte Streit über die Vergangenheit und die Konsequenzen für die Gegenwart wirkt wie einer zwischen zwei Parteien, die beide in gleichem Ausmaß Opfer wie Täter waren und sind. Obwohl der Text Unterschiede als Belastungsprobe für die Beziehung behandelt, blendet er die Differenzen in den Erfahrungen von Nachgeborenen ehemals Verfolgter und solchen ehemaliger Verfolger_innen durch die Vergleiche von Antisemitismus und antideutschen Vorurteilen weitgehend aus. Damit erscheint es legitim, wenn sich die nichtjüdisch-deutsche Seite einseitig dem Streitgespräch entzieht, die Vergangenheit nicht einmal mehr aus »Respekt gegenüber den Opfern und ihren Kindern« (B, S. 277) erinnert – geschweige denn, um daraus mögliche Konsequenzen für verantwortliches Handeln heute zu ziehen.
Liest man die Erzählung jedoch mit einem kritischen Blick sowohl auf die Aussagen der Figuren als auch auf die Erzählkonstruktion und trägt die jeweils unterschlagenen Gegenargumente und historisches Wissen selbst an den Text heran, dann kann die Lektüre mögliche Gründe für das Scheitern vieler Gespräche zwischen Jüd_innen und nichtjüdischen Deutschen aufzeigen: In der Erzählung fehlt auf Seiten des deutschen Protagonisten sowohl der Wille zur Auseinandersetzung mit fortbestehenden Denk- und Verhaltensweisen, die den nationalsozialistischen Massenmord ermöglichten, als auch ein positiver Begriff von Differenz. Wenn man nicht Andis »komische[r] Theorie« (B, S. 248) anhängt – »Man erträgt nur seinesgleichen.« (B, S. 247) –, müssen Differenzen nicht notwendig ›überwunden‹ werden. Statt einen als Selbstaufgabe empfundenen ›Frontenwechsel‹ (vgl. B, S. 252) anzustreben, wäre es für die Beziehung wohl dienlicher, Auseinandersetzungen nicht zu scheuen, die durch unterschiedliche Erfahrungen entstehen. »Hoffentlich hörst du nie auf, mit mir zu reden.« (B, S. 213) Im gegenseitigen Austausch und durch die Aneignung historischen Wissens mag ein eigener Standpunkt in der Gegenwart zu finden sein, der keine Selbstaufgabe bedeutet, wohl aber eine kritische Reflexion deutscher Vergangenheit.
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