Digital Journal for Philology
Hybridität und Verfahrenstechnik in der Fantastik
Das übergreifende Thema der neunten Jahrestagung der Gesellschaft für Fantastikforschung im September 2018 an der Universität Freiburg (Schweiz) lautete Techniken der Fantastik / Techniques du fantastique / Techniques of the Fantastic.1 Mit diesem Titel ging es nicht zuletzt darum, die Öffnung der Fantastik-Forschung der letzten Jahrzehnte thematisch zu reflektieren. ›Öffnung‹ betrifft dabei sowohl terminologische Ausweitungen als auch gattungstypologische Entwicklungen im Forschungsfeld. Sichtbar wird diese Öffnung beispielsweise im Kontrast zum engen Fantastik-Begriff, wie er von Todorov als ›Unschlüssigkeit‹ (hésitation) zwischen dem ›unvermischt Unheimlichen‹ und ›unvermischt Wunderbaren‹2 in den 1970er Jahren definiert und seither zunehmend infrage gestellt wurde.3
Bemerkenswert ist, wie insbesondere Todorovs dichotomische Aufteilung des generischen Felds, mit einem schmalen Raum der Unschlüssigkeit dazwischen, theoretisch und literarisch-praktisch herausgefordert wurde.4 Dabei wurde die Aufmerksamkeit darauf gerichtet, dass viele fantastische Welten und ihre Wesen bereits deshalb als ›hybrid‹ zu betrachten sind, weil sie nicht unentscheidbar zwischen rationaler Welterklärung oder aber wunderbarer Abweichung stehen, sondern weil sie die Gegensätze schon in sich tragen. Markus Metz und Georg Seeßlen illustrieren mit einer Liste von Mischwesen, beispielsweise anhand vermenschlichter Maschinen (Terminator) oder Mensch-Maschinen-Verbindungen (Ironman), wie brüchig solche Abgrenzungen sind.5 Gerade die in der heutigen Zeit so prominenten Cyborgs, also – wie Donna Haraway in ihrem Cyborg-Manifest in den 1980er Jahren hervorhebt – »kybernetische Organismen, Hybride aus Maschine und Organismus, ebenso Geschöpfe der gesellschaftlichen Wirklichkeit wie der Fiktion«,6 stehen gegen eine Dichotomie von Geist und Körper, öffentlich und privat, Natur und Kultur, Männer und Frauen.7
Bei solchen Mischwesen sprechen wir insofern von ›Hybridität‹, als sie eigentlich kategorial Getrenntes (Mensch und Maschine, Lebewesen und Ding, Mensch und Monster) mit literarischem Kalkül zu etwas Neuem kombinieren. Man muss sich dabei nicht auf die Periode der Postmoderne beschränken, um Beispiele fantastischer Hybridität zu finden. Schon romantische Texte der Fantastik im engeren Sinne beweisen beispielsweise ein Interesse für den Übergang zwischen Mechanik und Leben (bspw. die Puppe Olimpia in E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann, aber auch Nathanaels Verlobte Clara, der jener vorwirft, ein ›Automat‹ zu sein). Dennoch wäre es falsch, Hybridität als notwendige Begleiterscheinung von Fantastik zu betrachten. Es sei nochmals daran erinnert: Als typischer Fall der Fantastik gelten vielmehr diejenigen Erzählungen, die strukturell nicht abschließend entscheidbare Deutungsoptionen (etwa zwischen dem Dilemma, Ereignisse auf wahnsinnige Wahrnehmung oder auf dämonische Mächte zurückzuführen) anbieten. Demgegenüber werfen Mischwesen und Mischwelten nicht notwendigerweise vergleichbare Interpretationswidersprüche hinsichtlich des ontologischen Status der erzählten Welt auf. In den hier behandelten Werken wird die Existenz hybrider Wesen als etwas Neues zwischen den etablierten Kategorien in der Regel weder durch die Figuren noch durch die Lesenden im Rahmen der Fiktion in Zweifel gezogen. Gleichwohl handelt es sich insbesondere dann um ein für die Erforschung der Fantastik nicht weniger relevantes Phänomen, wenn sich der Blick hinter die Erscheinungsform der Mischwesen und -welten auf ihre Funktionen richtet. Daher wird im Folgenden nach den Techniken gefragt, mit denen Fantastik Hybridität nutzt, um strategisch zur Destabilisierung von etablierten kategorialen Wahrnehmungsmustern beizutragen.
Die offensichtliche Leistung von Hybridität in fantastischen Erzählformen ist, dass sie Nichtzusammengehöriges für ganz unterschiedliche Zwecke – ästhetische (z. B. Horroreffekte), soziologische (Verhältnis Mensch/Maschine) oder philosophische (technoider oder ›kollektiv‹-organischer Transhumanismus) – direkt in- und nebeneinander setzen kann. Dass sich dies nicht nur auf einer diegetischen Ebene,8 also in der Gestaltung von Erzählweltelementen abspielt, sondern auch die verfahrenstechnischen Strategien betrifft, liegt auf der Hand.
Genutzt wird dieses Potenzial der Hybridität – das zeigten zumindest die Beispiele der Tagung – im fantastischen Kontext oft, um Fragen nach dem Wesen und den Grenzen des Menschlichen zu formulieren. Je nach Ausrichtung der Frage – wie wird das Menschliche gegenüber Hybridität definiert, abgegrenzt oder vor allem erweitert, entgrenzt? – kommen verschiedene Verfahrenstechniken zum Zug. In dem eher diegetisch funktionierenden Pinocchio-Topos versucht typischerweise ein hybrides Wesen, die Essenz des ›Menschlichen‹ zu erlangen. Dieses Erzählmuster ist hinsichtlich seiner Verfahren vor allem in einer historisierten Perspektive interessant (die in Klaudia Seibels Beitrag exemplarisch aufgespannt wird, s. u.). Fantastische Literatur, die versucht, über das Menschsein hinauszudenken, muss deutlich mehr Energie in die Begründung alternativer Wertperspektiven investieren. Dies betrifft nicht zuletzt auch die Verfahrenstechniken der Erzählweise, wie am Beispiel der halluzinogenen Destabilisierung von menschlicher Wahrnehmung bei Autor*innen wie Jeff VanderMeer gesehen werden kann – hier muss das Verfahren leisten, etwas fühlbar zu machen, das nur schwer konzipierbar ist: das Aufgehen menschlicher Subjektivität in pilz- und flechtenartigen Kollektivorganismen (vgl. Christine Lötschers Beitrag). Ähnliches gilt für die It-Narratives, die in einem ganz anderen historischen Kontext versuchen, eine Perspektive außerhalb menschlicher Erkenntnis zu modellieren (vgl. Vid Stevanovićs Beitrag).
Unter den vielen Beiträgen der Jahrestagung der Gesellschaft für Fantastikforschung 2018 konzentriert sich dieser Band auf den Bereich ästhetischer Verfahrenstechniken von Fantastik. Der Technik-Begriff setzt eine interessante Klammer um zwei Aspekte, die sich während der Tagung als bemerkenswert herausgeschält haben: Zu nennen sind (1) Fantastik herstellende Techniken: Hierunter verstehen wir diejenigen Texte und medialen Gebilde, bei denen hybride Mischwesen die Voraussetzung für eine fiktive Welt bilden, also Erzählinstanzen oder andere weltenkonstituierende Elemente. Unter die (2) Fantastik begleitenden Techniken zählen wir diejenigen Beispiele, bei denen Hybridität anhand von Figuren oder Requisiten thematisiert wird. Diese beiden Aspekte gliedern auch den vorliegenden Band in einen ersten und zweiten Teil.
Der vorliegende Band
Einleitend bietet Hans-Harald Müllers Beitrag »Literarische Phantastik. Themen und Strategien« einen knappen Rückblick auf Themen, Strategien und die Geschichte der Fantasy-Forschung mit einem besonderen Fokus auf Mainstream-Fantasy. Im zweiten Teil zeigt der Beitrag anhand von David Mitchells jüngstem Roman Slade House, wie sich Fantasy und postmoderne Metafiction zu einem hybriden Genre zusammenfügen – zugleich aber auch, welch eines Einfallsreichtums und narrativen Know-hows es bedarf, um der literarischen Fantasy innovative Effekte abzugewinnen.
Christine Lötschers Aufsatz »Vom Denken der Pilze und Flechten« erkundet die ›Assemblage‹ als Verfahrenstechnik der Fantastik, welche sich als Ansammlung heterogener Entitäten als Denkfigur der Hybridität anbietet. Wie Lötscher anhand der Stilrichtung New Weird, insbesondere am Beispiel von Jeff VanderMeers Annihilation, zeigen kann, lässt sich mit der Assemblage die sprachliche Inszenierung von genetischen und biologischen Hybridisierungsprozessen beschreiben, die, anders als der technoide Transhumanismus, die sprachliche und motivische Auflösung des Menschlichen mit Natürlich-Kreatürlichem betreffen.
Mit Vid Stevanovićs »Spekulation als Verfahren – It-Narratives im Spannungsfeld fantastischer Literatur« endet der erste Teil dieser Sonderausgabe mit der Umkehrung der Perspektive des Menschlichen. It-Narratives lassen sich im Allgemeinen als Objekterzählungen fassen, die sich dadurch auszeichnen, dass die Gegenstände der Erzählung selbst die autodiegetischen Erzählinstanzen ihrer Geschichten sind: Münzen, Bücher, Kleidungsstücke und dergleichen erzählen die Geschichten ihrer Zirkulation durch menschliche Gesellschaften. Während in den obigen Beispielen fantastische Wandlungen des menschlichen Körpers erzähltechnisch durchgespielt wurden, wird der Mensch in It-Narratives als Erzählinstanz gleich ganz ersetzt – durch Objekte. Stevanović nutzt diese bizarre Verfahrenstechnik, um die paradoxe Situation zu beschreiben, welche die nichtmenschlichen Objekte in der Erzähllogik »zum zentralen Garanten einer verlässlichen Erzählposition«9 werden lässt.
Stevanovićs Beitrag dient somit gleichzeitig als Bindeglied und Überleitung zum zweiten Teil der Aufsätze, die sich von der Verknüpfung der erzählerischen und körpermotivischen Hybridisierung wegbewegen: Sie betonen jeweils einen weiteren Aspekt, der sich mit der Verknüpfung von Verfahrenstechnik, Fantastik und Hybridität auseinandersetzt: Technik-motivgeschichtlich (Seibel) und buchstäblich produktionstechnisch am Beispiel der Oper (Coelsch-Foisner). Damit werden nicht zuletzt epistemologische Fragen aufgeworfen.
In Klaudia Seibels Beitrag »Technikdiskurs im Wandel« wird anhand des klassischen Speculative Fiction-Themas des Roboters das durch historische Intertexte beobachtbare, sich wandelnde Verhältnis von Mensch und Maschine behandelt. Die Hybridisierung Mensch/Maschine wird hier soziologisch gewendet: »Durch die Mechanisierung der Person bzw. Personifizierung der Maschine lässt sich das abstrakte Mensch-Maschine-Verhältnis […] konkret darstellen. So lässt sich anhand der Veränderung dieser Darstellung auch ein verändertes Verhältnis zwischen Mensch und Maschine ablesen […]«.10
Sabine Coelsch-Foisners Beitrag zeigt, wie Techniken der Fantastik in der Oper zur Erfüllung des operatic imperative bzw. des look-at-me!-Prinzips dienen. Anhand eines Überblicks von Opern-Aufführungen – unter anderen Richard Strauss’ Salomé (Aufführung von R. Castelucci, Salzburg 2018) oder Thomas Adès’ The Exterminating Angel (Regie von T. Cairn, Salzburg 2017) – wird gezeigt, wie Techniken der Fantastik die »dem Operngeschehen innewohnende Übertreibung« herausstellen. Opern sind, wie Coelsch-Foisner betont, nicht-mimetisch. Sie heben »statt Plausibilität das Außergewöhnliche«11 hervor. Sie tun dies allerdings nicht mit den üblichen literarischen Verfahrensweisen der Fantastik. Während etwa die Handlung von Strauss’ Salomé nicht im engeren Sinne fantastisch ist, können an den Aufführungen vor allem Tendenzen zum magischen Spiel beobachtet werden, beispielsweise eine Hybridisierung und Erweiterung der Körper der Schauspieler*innen oder Perspektivenverzerrung und Spiegelungen. Fantastik wird in dieser Perspektive als Form der gesteigerten Künstlichkeit genutzt, die (nicht nur in der Oper) Unaussprechliches durch extreme Überhöhung sichtbar und wahrnehmbar macht.
Diese Sonderausgabe deckt die Fülle anregender Beiträge nicht ab, die an der Tagung der Gesellschaft für Fantastikforschung 2018 vorgetragen wurden. Deswegen sei hier auf das Themenheft »Andere Wesen – andere Welten. Alterität und Technik in der Fantastik« von Sonja Klimek und Emily Eder hingewiesen, das parallel in der Zeitschrift für Fantastikforschung erscheint und weitere Beiträge der Tagung versammelt. Dieses Sonderheft umfasst selbstverständlich ebenfalls nicht alle Aspekte von Hybridisierungen der Fantastik. Doch die Beispiele zeigen: verschiedene Verfahrenstechniken von Hybridisierung (nicht-menschliche Erzählinstanzen, sprachlich nachfühlbar gemachte, flechtenartige hive minds, transhumanistische Erzählungen aus der Roboterperspektive, hyperbolische Verzerrungen von Körpern) loten oft Grundkategorien wie menschliche Subjektivität und menschliche Erkenntnis aus. Sie bewegen sich damit jedoch jeweils an den nicht-fiktionalen Diskursen entlang, an die sie anschlussfähig gemacht werden könnten: Lötschers Beitrag zeigt, dass VanderMeers Hybridisierung von menschlichem und flechtenartigem Bewusstsein nicht primär als aktuelle ökopolitische Mahnschrift lesbar ist (was oft getan wird); Stevanović beschreibt, wie It-Narratives »weder in einer konsequenten Modulation ins Wunderbare oder in einer erfolgreichen Rückführung in das ›normale‹ Realitätssystem, noch in einem Zustand der hésitation im Todorov’schen Sinne [gipfeln]« und so die Spannung aufrechterhalten, die in der sie umgebenden Erkenntnistheorie des 17. Jahrhunderts aufgelöst werden musste; Seibels Beitrag zeichnet nach, wie sich Robotik in Bezug auf Menschlichkeit im Technikdiskurs ›naturalisiert‹, wie sich also die Mensch/Maschine-Grenzen zunehmend auflösen. Der Beitrag von Sabine Coelsch-Foisner bildet den Schlusspunkt dieser Reihe. Hier wird abschließend der Blick auf die Möglichkeiten geöffnet, gerade das Unaussprechliche durch fantastische Transgressionen greifbar zu machen und zugleich in der Schwebe zu belassen.
Literaturverzeichnis
Brittnacher, Hans Richard u. Markus May: »Phantastik-Theorien«. In: Dies. (Hg.): Phantastik. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart 2013, S. 189–197.
Coelsch-Foisner, Sabine: »Oper und Fantastik. Überlegungen zum Operatic Imperative: Look at Me!« In: Tobias Lambrecht u. Ralph Müller (Hg.): Mischwesen und Mischwelten. Hybridität und Verfahrenstechnik in der Fantastik. Sonderausgabe # 4 von Textpraxis. Digitales Journal für Philologie (1.2020). URL: https://www.textpraxis.net/sabine-coelsch-foisner-oper-und-fantastik, DOI: https://dx.doi.org/10.17879/51159635908.
Durst, Uwe: Theorie der phantastischen Literatur. 2. aktualisierte, korrigierte u. erweiterte Ausgabe der Neuauflage von 2007. Berlin 2010 [2001].
Haraway, Donna: »Ein Manifest für Cyborgs«. In: Carmen Hammer u. Immanuel Stieß (Hg.): Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen«. Frankfurt / M. 1995, S. 33–72.
Metz, Markus u. Georg Seeßlen: Wir Untote! Über Posthumane, Zombies, Botox-Monster und andere Über- und Unterlebensformen in Life Science & Pulp Fiction. Berlin 2012.
Seibel, Klaudia: »Technikdiskurs im Wandel. Robotik in Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt von 1967 bis 2016«. In: Tobias Lambrecht u. Ralph Müller (Hg.): Mischwesen und Mischwelten. Hybridität und Verfahrenstechnik in der Fantastik. Sonderausgabe # 4 von Textpraxis. Digitales Journal für Philologie (1.2020). URL: https://www.textpraxis.net/klaudia-seibel-technikdiskurs-im-wandel, DOI: https://dx.doi.org/10.17879/51159636991.
Stevanović, Vid: »Spekulation als Verfahren. It-Narratives im Spannungsfeld phantastischer Literatur«. In: Tobias Lambrecht u. Ralph Müller (Hg.): Mischwesen und Mischwelten. Hybridität und Verfahrenstechnik in der Fantastik. Sonderausgabe # 4 von Textpraxis. Digitales Journal für Philologie (1.2020). URL: https://www.textpraxis.net/vid-stevanovic-spektulation-als-verfahren, DOI: https://dx.doi.org/10.17879/51159637412.
Todorov, Tzvetan: Einführung in die fantastische Literatur. Aus dem Französischen v. Karin Kersten, Senta Metz u. Caroline Neubaur. Berlin 2013 [1970].
- 1. Die Tagung fand vom 5. bis zum 8. September 2018 in Freiburg (Schweiz) unter der Leitung von Sabine Haupt, Sonja Klimek, Tobias Lambrecht, Ralph Müller und Michel Viegnes statt. Sie beinhaltete neben ca. 80 Fachvorträgen einen Special Track für Science Fiction und wurde durch kulturelle Veranstaltungen gerahmt, darunter Lesungen von Benjamin Rosenbaum und Manati Herz, eine Exkursion ins HR Giger Museum (Gruyères) und eine Keynote des Künstlers John Howe, bekannt durch das visuelle Design von Peter Jacksons Filmtrilogien The Lord of the Rings (2001–2003) und The Hobbit (2012–2014).
- 2. Vgl. Tzvetan Todorov: Einführung in die fantastische Literatur. Aus dem Französischen v. Karin Kersten, Senta Metz u. Caroline Neubaur. Berlin 2013 [1970], S. 34: »In einer Welt, die durchaus die unsere ist, die, die wir kennen, eine Welt ohne Teufel, Sylphiden oder Vampire, geschieht ein Ereignis, das sich aus den Gesetzen eben dieser vertrauten Welt nicht erklären läßt. Der, der das Ereignis wahrnimmt, muß sich für eine der zwei möglichen Lösungen entscheiden: entweder handelt es sich um eine Sinnestäuschung, ein Produkt der Einbildungskraft, und die Gesetze der Welt bleiben, was sie sind, oder das Ereignis hat wirklich stattgefunden, ist integrierender Bestandteil der Realität. […] Das Fantastische liegt im Moment dieser Ungewißheit; sobald man sich für die eine oder die andere Antwort entscheidet, verläßt man das Fantastische und tritt in ein benachbartes Genre ein, in das des Unheimlichen oder das des Wunderbaren. Das Fantastische ist die Unschlüssigkeit, die ein Mensch empfindet, der nur die natürlichen Gesetze kennt und sich einem Ereignis gegenübersieht, das den Anschein des Übernatürlichen hat.«
- 3. Vgl. bspw. Uwe Durst: Theorie der phantastischen Literatur. 2. aktualisierte, korrigierte u. erweiterte Ausgabe der Neuauflage von 2007. Berlin 2010 [2001].
- 4. Vgl. auch Hans Richard Brittnacher u. Markus May: »Phantastik-Theorien«. In: Dies. (Hg.): Phantastik. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart 2013, S. 189–197.
- 5. Vgl. Markus Metz u. Georg Seeßlen: Wir Untote! Über Posthumane, Zombies, Botox-Monster und andere Über- und Unterlebensformen in Life Science & Pulp Fiction. Berlin 2012, S. 105.
- 6. Donna Haraway: »Ein Manifest für Cyborgs«. In: Carmen Hammer u. Immanuel Stieß (Hg.): Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Frankfurt / M. 1995, S. 33–72, hier S. 33.
- 7. Vgl. ebd., S. 51.
- 8. Ein Sonderheft mit dem Titel Andere Wesen – andere Welten. Alterität und Technik in der Fantastik, dessen Beiträge ein stärkeres Gewicht auf die diegetischen Aspekte legen, wird in diesen Tagen von Sonja Klimek und Emily Eder in der Zeitschrift für Fantastikforschung (ZFF) veröffentlicht.
- 9. Vid Stevanović: »Spekulation als Verfahren. It-Narratives im Spannungsfeld phantastischer Literatur«. In: Tobias Lambrecht u. Ralph Müller (Hg.): Mischwesen und Mischwelten. Hybridität und Verfahrenstechnik in der Fantastik. Sonderausgabe # 4 von Textpraxis. Digitales Journal für Philologie (1.2020). URL: https://www.textpraxis.net/vid-stevanovic-spektulation-als-verfahren, DOI: https://dx.doi.org/10.17879/51159637412, S. 1–18.
- 10. Klaudia Seibel: »Technikdiskurs im Wandel. Robotik in Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt von 1967 bis 2016«. In: Tobias Lambrecht u. Ralph Müller (Hg.): Mischwesen und Mischwelten. Hybridität und Verfahrenstechnik in der Fantastik. Sonderausgabe # 4 von Textpraxis. Digitales Journal für Philologie (1.2020). URL: https://www.textpraxis.net/klaudia-seibel-technikdiskurs-im-wandel, DOI: https://dx.doi.org/10.17879/51159636991, S. 1–15.
- 11. Sabine Coelsch-Foisner: »Oper und Fantastik. Überlegungen zum Operatic Imperative: Look at Me!« In: Tobias Lambrecht u. Ralph Müller (Hg.): Mischwesen und Mischwelten. Hybridität und Verfahrenstechnik in der Fantastik. Sonderausgabe # 4 von Textpraxis. Digitales Journal für Philologie (1.2020). URL: https://www.textpraxis.net/sabine-coelsch-foisner-oper-und-fantastik, DOI: https://dx.doi.org/10.17879/51159635908, S. 1–32, hier S. 2.
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