
Textpraxis #18
In Ausgabe #18 von Textpraxis diskutieren Tobias Klauk, Niels Klenner und Tilmann Köppe in ihrem Aufsatz „Thematische Kohärenz als interpretationsleitendes Prinzip?“ am Beispiel von E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann, ob Charakterisierungen fiktionaler Gehalte in aktuellen literaturwissenschaftlichen Interpretationen Versuche darstellen, einen dem literarischen Werk zugesprochenen thematischen Gehalt zur Geltung kommen zu lassen. In der Rubrik „Literatur und Gesellschaft“ untersucht Vanessa Vollmann unter dem Titel „Founding Mothers of Color“ das ‚Female Founder‘-Narrativ in Lin-Manuel Mirandas Musical Hamilton. Carol Anne Costabile-Heming legt für die Rubrik „Literaturwissenschaft und Praxis“ in ihrem mit „Literary Afterlives. Archives, Literary Museums, and the Visbility of Texts“ betitelten Aufsatz dar, wie die Institutionen des Literaturarchivs und des literarischen Museums an der literarischen Kanonbildung beteiligt sind.
Editorial
In Textpraxis # 18 diskutieren Tobias Klauk, Niels Klenner und Tilmann Köppe in ihrem Aufsatz „Thematische Kohärenz als interpretationsleitendes Prinzip? Eine Untersuchung zur Charakterisierung fiktionaler Gehalte am Beispiel literaturwissenschaftlicher Intepretationstexte zu E. T. A. Hoffmanns ‚Der Sandmann‘“, ob Charakterisierungen fiktionaler Gehalte in aktuellen literaturwissenschaftlichen Interpretationen Versuche darstellen, einen dem literarischen Werk zugesprochenen thematischen Gehalt zur Geltung kommen zu lassen. Sie erläutern zunächst die zugrunde liegende Fiktions- und Interpretationstheorie. Anschließend weisen sie ein der Theorie in wesentlichen Punkten folgendes Vorgehen in zeitgenössischen Interpretationstexten von E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) nach. In der Textpraxis-Rubrik „Literatur und Gesellschaft“ analysiert Vanessa Vollmann unter dem Titel „Founding Mothers of Color“ das ‚Female Founder‘-Narrativ in Lin-Manuel Mirandas Musical Hamilton. Die Autorin des Artikels erläutert, inwiefern Gründermythen als große Erzählungen männlicher Dominanz lange eine Vormachtstellung hatten. Dabei zeigt sie auf, wie Miranda 2016 mit Hamilton dem entgegen marginalisierte Stimmen ins Zentrum rückt. Carol Anne Costabile-Heming setzt für die Rubrik „Literaturwissenschaft und Praxis“ in ihrem mit „Literary Afterlives. Archives, Literary Museums, and the Visbility of Texts“ betitelten Aufsatz literarische Kanonbildung ins Verhältnis zum Stellenwert von Literaturarchiven und literarischen Museen. Sie untersucht, wie das Deutsche Literaturarchiv und das Literaturmuseum der Moderne in Marbach zur Sichtbarkeit von Autor*innen und deren Texten beitragen können. Ihre These ist, dass Ausstellungspraktiken und -entscheidungen der Museen auf den literarischen Kanon reagieren, ihn mitbestimmen und herausfordern. Dabei würden, so Costabile-Heming, auch neue Wege der Präsentation eingeschlagen, die wiederum Literatur noch einmal materiell aufbereiten und erfahrbar machen.
Wir danken herzlich den Gutachter*innen Eva-Maria Konrad (Humboldt-Universität zu Berlin), Marlena Tronicke (Universität Münster) und Ulrich von Bülow (Deutsches Literaturarchiv Marbach), welche die drei Artikel unserer neuen Ausgabe redigiert haben. Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihren regen Austausch mit unseren Autor*innen!
Mit Fertigstellung der Sonderausgabe # 4 (1.2020) hat Ina Batzke nach langjähriger Mitarbeit leider das Textpraxis-Redaktionsteam verlassen. Wir möchten ihr ganz herzlich für ihr großes Engagement als Mit-Herausgeberin und Redakteurin danken und hoffen, dass sie weiterhin Leserin unseres Journals bleibt.
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser aktuellen Ausgabe von Textpraxis, unserer 10-Jahre-Jubiläums-Ausgabe. Anlässlich unseres Jubiläums haben wir an die Mit-Gründerin von Textpraxis, Christina Riesenweber, eine invitation to think ausgesprochen, in der sie über die Entwicklung unseres Journals nachdenkt. In alter Gewohnheit laden wir unser Lesepublikum wieder herzlich dazu ein, sich mit Kommentaren oder Repliken an den hier angestoßenen literaturwissenschaftlichen Diskussionen zu beteiligen. Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldungen.
Ihre Textpraxis-Redaktion
Impressum
Die Ausgabe #18 von Textpraxis. Digitales Journal für Philologie (2.2020) ist erschienen am 1. November 2020.
Redaktion und Herausgabe:
Sona Arasteh-Roodsary
Christina Becher
Nursan Celik
Akshay Chavan
Lea Espinoza Garrido
Gesine Heger
Thomas Kater
Sarah Alice Nienhaus
Hanna Pulpanek
Laura Reiling
Podcast: Max Alsmann
Beratung und Gutachten:
Dr. Ulrich von Bülow (Marbach)
Prof. Dr. Eva-Maria Konrad (Berlin)
Dr. Marlena Tronicke (Münster)
Titelbild: Gesine Heger
ISSN 2191-8236