Digitales Journal für Philologie
Textpraxis # 8 (1.2014)
In der aktuellen Ausgabe befasst sich Kai Werbeck mit der 68er-Bewegung, Hans-Joachim Jakob argumentiert für narratologische Instrumentarien in den ›Human-Animal Studies‹ und Johanne Mohs nimmt literarische Schreibprozesse in den Blick. Die Replik von Jeewon Kim greift die Debatte über systemtheoretische Literaturwissenschaft auf.
Deeply dissatisfied with the student revolution and its ability to challenge Germany’s status quo, the avant-garde poet Rolf Dieter Brinkmann parted ways with the movement after a brief period of mutual sympathy and support. Leaving the political sphere of mass protest behind, he turned his sole attention to the aesthetic realm and sought to ›revive‹ literature after its proclaimed death. This article offers an in-depth re-reading of the titular poems of Brinkmann’s lyrical magnum opus, Westwärts 1 & 2. The article argues that the author rethought the streets as a place where interventions into mediated life could be waged during a post-revolutionary period characterized by political standstill. Reading Westwärts and Westwärts 2 reveals that Brinkmann’s texts vehemently warn against the incorporation of art into the spectacle of mass media and at the same time comment on the ›failure‹ of ’68.
Die enorme Prosperität der Human-Animal Studies im letzten Jahrzehnt mündet häufig in die frustrierte Klage über die Unüberschaubarkeit eines Forschungsgebiets, an dem ganz unterschiedliche Wissenschaftszweige beteiligt sind. Der vorliegende Beitrag stützt sich auf die langen Traditionen der Literatur- und Kulturwissenschaft bei der Erforschung von Tier-Bildern in Texten und visuellen Medien und plädiert dafür, insbesondere narratologische Instrumentarien für zukünftige Investigationen zu nutzen. Als Beispielfeld dient das Hunde-Narrativ, zur Sprache kommen exemplarische Texte von Theodor Fontane, Thomas Mann, Franz Kafka und Robert Walser.
Der Artikel ist eine produktionsästhetische Untersuchung zu Einstiegsschwierigkeiten in literarische Schreibprozesse und ihre Auflösung mithilfe räumlicher und sprachspielerischer Erschließungstechniken. Als Beispiel dient mir die Poetik des OuLiPo (»Ouvroir de littérature potentielle«) und hier insbesondere (die Genese von) Georges Perecs Roman »La vie mode d’emploi«. Genauer wird daran gezeigt, wie Perec eine blockierte Fahrstuhlfahrt als metaphorische Referenz auf seine anfängliche Schreibhemmung in den Roman einfügt und wie diese Referenz als Kommentar zur Erzählbarkeit komplexer Raum-Zeit-Gefüge im Gesellschaftsroman des 20. Jahrhunderts, insbesondere zu Marcel Prousts »Recherche«, verstanden werden kann.