Literatur und Gesellschaft
Henning
Podulski
Berlin

Generalstreik, Gewalt und Mythos

Der Ruhrkrieg in der proletarisch-revolutionären Literatur der Weimarer Republik

I. Einleitung

Die Revolutionsjahre der jungen Weimarer Republik (1918–1923) bergen eine Vielzahl  an Ereignissen und Erzählungen, die bislang wenig bis kaum Beachtung im weiten For-schungsfeld der Geisteswissenschaften finden konnten.1 Insbesondere die Industrielandschaft Ruhrgebiet war in der jungen Republik vermehrt Austragungsort politischer Kämpfe sowie Handlungsort für revolutionäre Erzählungen historischer Stoffe, wie es am Beispiel ›Kapp-Putsch‹ und den zugehörigen Literarisierungen dieser Geschehnisse in der proletarisch-revolutionären Literatur der Weimarer Republik sinnfällig wird.2

Nachdem der konterrevolutionäre ›Kapp-Putsch‹ am 17. März 1920 durch Bürokratieblockade und Generalstreik nach fünf Tagen scheitert und für beendet erklärt wird, setzt sich ein anderer, davon ausgelöster Aufstand hingegen bis in den April fort:3 Als Reaktion auf den Aufzug reaktionärer Freikorps in Berlin im Zuge des Putschversuchs am 13. März 1920 formieren sich im Ruhrgebiet Streiks, Demonstrationen, Aufstände und gewaltsame Auseinandersetzungen – der Ruhrkrieg beginnt. Die Arbeiter*innen treten unter gemeinsamen Aufruf von USPD, KPD und SPD in den Generalstreik, um die nach eigenem Verständnis durch Revolution erkämpfte junge Republik zu verteidigen. Im Ruhrgebiet bildet sich die ›Rote Ruhrarmee‹, die jedoch nicht nur gegen den Putsch, die reaktionären und republikfeindlichen Freikorps- und Reichswehrtruppen sowie zur Verteidigung der Republik, sondern auch für revolutionäre Forderungen kämpft. Aus dem Kampf gegen etwas wird ein Kampf für etwas.

Der Ruhrkrieg findet ab Mitte der zwanziger Jahre Einzug in die Arbeiter*innenliteratur der Weimarer Republik. Vor allem wird er zu einem gern herangezogenen Sujet in der proletarisch-revolutionären Literatur,4 wie zum Beispiel in Kurt Kläbers Prosasammlung Barrikaden an der Ruhr (1925) und in den Romanen Brennende Ruhr (1927) von Karl Grünberg und Hans Marchwitzas Sturm auf Essen (1930). Die Prosatexte sind als eine Aktualisierung des Ruhrkriegs und Kontextualisierung des Topos ›Generalstreik‹ teilweise unter dem Ausblick auf eine kommende Rache der Arbeiter*innen und mit Blick auf eine kommende Revolution, teilweise im Rahmen des Kommunismus und als Versuch der Einschreibung in das kollektive Gedächtnis der Arbeiter*innenbewegung lesbar. So heißt es beispielsweise bei Marchwitza: »›Wir werden wiederkommen! [...] Wir werden die Schwätzer aufs Maul schlagen! Nur eins wird sprechen: Unsere Gewehre!‹«5 Im Kontext proletarisch-revolutionärer Literatur wird in eingen Texten durch die Literarisierung eines verlorenen Kampfes der Arbeiter*innenklasse dieser über den Topos der Rache zu einem teleologischen Entwicklungsschritt gedeutet sowie für den anhaltenden Klassenkampf und die Kämpfe der revolutionären Arbeiter*innen produktiv gemacht – so zumindest bei Marchwitza und Grünberg. Kläbers Prosasammlung hingegen operiert offener und ohne deutlich hervortretendes Rachemotiv, ohne zeitlichen und örtlichen Bezug oder explizite Zuschaustellung einer affirmativen Haltung gegenüber der KPD. Diese zentrale Unterscheidung zwischen Kläbers Prosasammlung und Marchwitzas und Grünbergs Roman ist Ausgangspunkt der folgenden Untersuchung.

Im Zeitgeist der revolutionären Phase der Weimarer Republik stellt Walter Benjamin in seinem Aufsatz »Zur Kritik der Gewalt« (1920/1921) die anschlussfähige Frage zum Verhältnis von Generalstreik und Gewalt. Benjamin knüpft damit an Fragestellungen an, die zuvor bereits Autor*innen wie Georges Sorel und Rosa Luxemburg untersucht haben und mit denen sich unter dem Einfluss der russischen Revolution linke Intellektuelle wie auch sozialistische und kommunistische Denker*innen im 20. Jahrhundert auseinandersetzen.

Der vorliegende Beitrag untersucht vergleichend literarische Darstellungsformen des historischen Ruhrkriegs, unterschiedliche Bezugnahmen auf Spontanität, Massierung und Lesarten des Generalstreiks in der Arbeiter*innenbewegung sowie einhergehend verschiedene Graduierungen an Nähe zur KPD in den Texten Kläbers, Marchwitzas und Grünbergs. Zentrale Frage ist, wie versucht wird, die reformistischen und revolutionären Arbeitskämpfe und bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Reichswehrtruppen in  das kulturelle Gedächtnis der parteinahen kommunistischen Arbeiter*innenbewegung einzuhegen und welche Rolle dabei der Generalstreik als Mythos oder als Utopie spielt respektive spielen kann. Der Frage wird entlang der Begriffe ›Generalstreik‹, ›Gewalt‹ und ›Mythos‹ nachgegangen, wobei auch die Funktion des Telos im kollektiven Gedächtnis der  Arbeiter*innenbewegung von Relevanz ist. Die Prosatexte thematisieren in unterschiedlichen Abstraktheits- und Fiktionalitätsgraden den Generalstreik als auch die bewaffneten Kämpfe der Ruhrarbeiter*innen während des Ruhrkriegs im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Im folgenden zweiten Abschnitt werden zunächst die historischen Geschehnisse umrissen. Im Abschnitt III untersuche ich Kläbers Prosasammlung ausgehend von den Theorietexten Rosa Luxemburgs, George Sorels und Walter Benjamins zum proletarischen und politischen Generalstreik, während in IV der Vergleich zu den Romanen Marchwitzas und Grünbergs hergestellt wird. In V erfolgt dann ein kurzes Fazit.

II. Der historische Ruhrkrieg

In der historischen Betrachtung wird der Ruhrkrieg unter anderem als der »Höhepunkt der revolutionären Bewegung der deutschen Arbeiter nach dem ersten Weltkrieg«6 oder als »eine der wenigen spontanen Massenaktionen mit deutlich revolutionären Zügen«7 bezeichnet. Der Zeit vom 15. März bis zum 8. April gingen politische Entwicklungen und soziale Proteste voraus, die ein Klima der Enttäuschung in der Arbeiter*innenschaft und Feindschaft gegenüber der Regierung und der bewaffneten Gewalt aus Reichswehr, preußischer Sicherheitspolizei und Einwohnerwehren entstehen ließ. Tiefgreifende ökonomisch-soziale Probleme, insbesondere im Ruhrgebiet, taten dabei ihr Übriges, sodass das Ruhrgebiet wie die gesamte Weimarer Republik bis Mitte der 1920er von einer revolutionären Phase geprägt war. Als zentrale revolutionäre Bewegungen sind hier nach der Marinemeuterei und den Arbeiter*innenstreiks von 1918, die sich gegen den Krieg richteten, vor allem die Betriebsräte- und Sozialisierungsbewegung zu Beginn des Jahres 1919 und die daran anschließende Generalstreikbewegung im Frühjahr des gleichen Jahres zu nennen. Damit einhergehende Forderungen der Arbeiter*innen wie die Sozialisierung, die Zusicherung von Betriebsräten mit garantierten Rechten in der gesamten Wirtschaft und Maßnahmen gegen konterrevolutionäre und reaktionäre Kräfte wurden von der Weimarer Koalition – bestehend aus Mehrheitssozialisten, DDP und Zentrumspartei unter dem Reichspräsident Friedrich Ebert – abgelehnt. Die Feindseligkeit der Arbeiter*innenschaft wurde insbesondere durch die brutale Niederschlagung der Arbeiter*innenbewegung im ersten Halbjahr 1919 verstärkt und kristallisierte sich am Name Gustav Noske – SPD-Politiker und von 1919 bis 1920 Reichswehrminister –, der nach den Ereignissen des Ruhrkriegs zurücktrat. Noskes Amtszeit war zudem von einer Angst im Parlament vor revolutionären Bestrebungen von links geprägt, obwohl sich herausstellen sollte, dass die Bedrohung von rechts ausging. Die Regierung wurde sich der Gefahr der reaktionären Gegenrevolution durch Militärs erst im März 1920 bewusst, als Walther von Lüttwitz – Oberbefehlshaber der Reichswehr in Berlin – von Friedrich Ebert die Rücknahme der Truppenreduzierung im Kontext des Versailler Vertrag forderte. Als Ebert dem weder nachkam noch nachkommen konnte, entschied sich Lüttwitz gemeinsam mit den völkisch-nationalen Militärs Wolfgang Kapp und Erich Ludendorff die Berliner Regierung mit unterstützenden Freikorpstruppen und Reichswehrbrigaden zu stürzen. Am 12. März nahm die Brigade Erhardt unter Leitung von Lüttwitz den Marsch auf Berlin auf: Der Kapp-Lüttwitz-Putsch begann.

Am 13. März wurde in einer Versammlung die Flucht der Regierung nach Stuttgart beschlossen, gleichzeitig verweigerte General von Seeckt, Chef des Truppenamtes, den militärischen Widerstand gegen die Putschist*innen. Noch am Morgen des 13. März ging der Aufruf zum Generalstreik heraus. Hierbei ist jedoch nicht eindeutig geklärt, wer dies anordnete. Der Großteil der Regierung leugnete die Unterschriften unter dem Aufruf. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Aufruf vom Vorstand der Mehrheitssozialisten, Otto Wels, ausging. Wie dieser Aufruf schließlich konkret zum Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund kam und von da aus verbreitet wurde, ist ebenfalls unklar, aber der damalige Vorstand Carl Legien wurde im Laufe des Ruhrkrieges der gefeierte Organisator der Streiks. Vereinzelt wird berichtet, dass der Generalstreik auch schon vor dem offiziellen Beginn am 15. März in einigen Gemeinden ausgerufen wurde. Dabei kursieren verschiedene Flugblätter und unterschiedliche Wortlaute in den Aufrufen zum Generalstreik der beteiligten Parteien. Der Aufruf der SPD, unterzeichnet vom Parteivorstand Otto Wels, spricht beispielsweise nicht nur Arbeiter*innen, sondern auch die Bürger*innen an:

Bürger, Arbeiter, Parteigenossen! Der Militärputsch ist da! [...] Darum sind die schärfsten Abwehrmittel geboten. Kein Betrieb darf laufen, solange die Militärdiktatur Ludendorff herrscht! Deshalb legt die Arbeit nieder! Streikt! [...] Generalstreik auf der ganzen Linie. Proletarier vereinigt euch! Nieder mit der Gegenrevolution!8

Der Generalstreik setzt – vor allem in Berlin, Mitteldeutschland und dem Ruhrgebiet – ein. Daneben begann auch eine Bürokratie-Blockade in Berlin, die ebenfalls entscheidend dazu beitrug, dass der Putsch bereits am 17. März beendet werden konnte und Lüttwitz und Kapp von ihren Ämtern zurücktraten und die Flucht ergriffen.

In Anbetracht der Handlungsorte in den Romanen wird das Augenmerk nun auf die Handlungen im Ruhrgebiet gelegt. Bereits am 13. März bildeten sich Aktionsausschüsse zur Abwehr des Putsches in vielen Städten des Ruhrgebiets, während sich die Militärführung im Industriegebiet unter Leitung von Oskar von Watter abwartend verhielt. Als am 15. der Generalstreik einsetzte, stellte sich von Watter gemeinsam mit der politischen Führung im Industriegebiet – Carl Severing – gegen die Putschist*innen, die auch in vielen Truppen innerhalb des Industriegebiets Befürwortende fanden. Bis zum Ende des Putsches kapitulierten Reichswehrtruppen in Wetter, Herdecke und in Dortmund, die ›Recht und Ordnung‹ wieder herstellen wollten, gegen die sich zunehmend bewaffnenden streikenden Arbeiter*innen. In dieser Zeit stritt die Regierung in Berlin den Aufruf zum Generalstreik ab, was diese auch über das Ende hinaustat. Bis hierhin kann von einem Generalstreik gesprochen werden, der jedoch einiger Orts spontan entstand und ein klares politisches Ziel hat: die Abwehr der Putschist*innen. Im Verlauf des Streiks wurden damit auch politische, reformistische Forderungen von Seiten der Arbeiter*innenvertretung deklariert. Mit dem Ende des Putsches verkompliziert sich die Lage. Sowohl der Generalstreik als auch die Kämpfe gingen weiter und die Reichswehr wurde aus Bochum und Essen vertrieben. Diejenigen Reichswehrtruppen, die sich zuvor für den Putsch eingesetzt hatten, kämpften nun wieder für die alte Regierung gegen die streikenden Arbeiter*innen, auch hier erneut unter dem Motiv, ›Recht und Ordnung‹ wiederherstellen zu wollen. Die spontane Massenbewegung aus Arbeiter*innen, die sich partei- und ideologieübergreifend gegen die Putschist*innen und für die Sicherung der erkämpften Republik zusammengetan hatte, brach in altbekannte Streitigkeiten aus und zwischen den verschiedenen Organisator*innen und Parteiführungen auseinander.

Die großen Gewerkschaftsbünde versuchten Forderungen zur Beendigung des Streiks mit der Regierung in Berlin auszuhandeln. Darunter auch eine tiefgreifende Forderung – so sollten die Gewerkschaften bei der Neuordnung der Verhältnisse entscheidend mit einbezogen werden. Die Verhandlungen blieben jedoch erfolglos. Währenddessen gingen die Kämpfe im Ruhrgebiet weiter und bis zum 21. März war das gesamte Industriegebiet in Hand der bewaffneten Arbeiter*innen. Die Zahl der Beteiligten wird dabei auf 50.000 bis 80.000 geschätzt. Der Solidarisierungseffekt unter den Arbeiter*innen brach jedoch mit der Annahme des Bielefelder Abkommens endgültig ab und die kämpfende Arbeiter*innenschaft, die sich unter dem Titel ›Rote Ruhrarmee‹ aus der Spontanität der Masse geschaffen hatte, beendete in weiten Teilen die Streiks und Kämpfe. Ein restlicher Teil der Arbeiter*innen entschied sich jedoch zum Weiterstreiken und für die Aufrechterhaltung der Kämpfe um revolutionären Forderungen und in einigen erkämpfen Städten bildeten sich erste Arbeiter*innenräte zur Selbstorganisation. Der Kampf gegen die Putschist*innen schwängt um in den Kampf für eigene Forderungen. Noch während der Frist zur Umsetzung des Bielefelder Abkommens marschierte die Reichswehr voran. Dabei kam es nicht nur zu weiteren auf beiden Seiten verlustreichen Kämpfen, sondern auch zu standgerichtlichen Erschießungen der bewaffneten Arbeiter*innenschaft, was durch das Bielefelder Abkommen eigentlich ausgeschlossen werden sollte. Ab dem 2. April war die Zersetzung der ›Roten Ruhr Armee‹ vollkommen in Gange und bis zum 8. April war die Besetzung des Ruhrgebiets durch die Reichswehr vollzogen. Der Teil der bewaffneten Arbeiter*innenschaft, der im Kampf und in den standrechtlichen Erschießungen nicht starb und dem nicht die Flucht gelang, wurde gefangen genommen und verurteilt.

Die spontane Solidarisierung und Einigung unter den Arbeiter*innen, die sich zunächst aus dem gemeinsamen Kampf gegen die Putschist*innen und für den Erhalt der erkämpften Demokratie speiste, begann mit dem Erfolg auseinander zu brechen. Als ein Teil der streikenden Arbeiter*innen darüber hinaus für mehr zu kämpfen begann, teilweise für revolutionäre proletarische Forderungen, zerfiel die Bewegung und musste sich auch aufgrund von schlechter Ausstattung, fehlender Organisation und Moraleinbußen gegen die deutlich besser ausgerüstete und zahlenmäßig überlegene Reichswehr geschlagen geben. Was jedoch blieb, ist der Erfolg, die noch junge Republik gegen die Putschist*innen verteidigt zu haben.

III. Ruhrkrieg als proletarischer Generalstreik und Mythos

Die literarische Bearbeitung des historischen Stoffs setzt bereits kurz nach dem Ende des Ruhrkriegs durch nationalistisch-gesinnte Autor*innen ein, die in ihren Texten von der Gefahr der Bolschewisierung Deutschlands phantasieren und die Reichswehrtruppen als Volkshelden feiern. Die erste umfangreiche Literarisierung von Seiten der revolutionären Arbeiter*innenschaft stellt Kurt Kläbers9 Barrikaden an der Ruhr 1925 dar. Der Autor war nach dem ersten Weltkrieg Mitglied der KPD geworden, beteiligt am Spartakusaufstand sowie am Ruhrkrieg.10 Die Prosatextsammlung fokussiert die Lebensbedingungen des Proletariats und den Umschwung von Hilf- und Ausweglosigkeit im Arbeitskampf und im bewaffneten Widerstand im Klassenkampf. Insbesondere die Ausweglosigkeit wird durch die Betonung der Armut und des Hungers des Proletariats sinnfällig. Die von Kläber betonte ökonomische Ausgangslage des Ruhrkriegs beschreibt auch Klaus Tenfelde als eine von fünf zentralen Erfahrungen nach dem ersten Weltkrieg.11 Dabei macht allen voran der Titel Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen aus den Kämpfen des Ruhrproletariats die einzelnen Prosatexte unter dem Sujet ›Ruhrkrieg‹ lesbar. Die Texte Der lange Spenzer, Der Alte, Die Frauen, Die Arbeitslosen, Die Barrikade und Die Streiker erzählen – den typisierenden Titeln nach als Exempel lesbar – jeweils ausgehend von der Beschreibung von Arbeitslosigkeit, Hunger und Unterdrückung den spontanen Zusammenschluss zwischen den Arbeitenden. In den meisten Texten wird wie in Die Arbeitslosen ausgehend von der Beschreibung der ökonomischen Ausgangslage – hier des »dürre[n] Henner[s]«,12 dessen gesamte Familie unter Kälte und Hunger leidet – das Aufgehen des proletarischen Individuums durch eine spontane Solidarisierung und Massierung in eine demonstrierende proletarische und kämpferische Masse erzählt:

Sie heulten alle vor Hunger. [...] ›Wir werden demonstrieren‹, sagte ein Grauhaariger, dem die Arme steif nach unten hingen. [...] Das Wort ›Hunger‹ tauchte immer wieder auf. Bald riefen es mehrere. Ganze Gruppen. Zuletzt hallte es dumpf über den ganzen Markt. Es klang aber nicht wie ein Gebrüll. Tiefer! Verzweifelter! Wer es hörte, war erschrocken davon.[...] Endlich wurde eine Straße freigegeben. Dahin fluteten alle. Sie war zu eng, um die Massen zu fassen. [...] Die [Demonstrierenden] empfanden einen Augenblick Angst. Drängten sich zusammen, als wollten sie sich gegenseitig schützen. [...] Die Menschen wichen auch jetzt nicht. Nein, sie drängten noch näher.13

Im Jahr 1973 erscheint eine überarbeitete und ergänzte Neuauflage unter dem Titel Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen. Neben der neu vorangestellten Erzählung Der Weg in die Freiheit von Kurt Kläber und einem neuen Vorwort von Theo Pinkus ist der Band durch weitere Texte ergänzt und im Vergleich zur Originalausgabe aus 1925 zweigeteilt: Während der erste Teil mit »Aus den Kämpfen des internationalen Proletariats« betitelt ist und auch entsprechende Erzählungen versammelt, beinhaltet der zweite Teil als Titel den Großteil des Untertitels der Originalausgabe Aus den Kämpfen des Ruhrproletariats. Dabei sind die ursprünglichen Texte jedoch neu angeordnet und durch den Text Eine Frau geht ergänzt, der aus dem Erzählband Empörer! Empor! (1925) stammt, dem gleichen Schema wie die Erzählungen aus der Originalausgabe folgt und sich nahtlos in die Ursprungserzählungen einfügt. Hier ist es jedoch eine Proletarierin, die sich durch ausweglosen Hunger geplant in der proletarischen Masse demonstrierend wiederfindet. Dabei wird auch die gleiche wiederkehrende Wassermetaphorik herangezogen und auf die Betonung der naturwüchsigen Stärke der proletarischen Gewalt abgehoben:

Sie waren Empörte. [...] Alle gehen heute, hatte die Nachbarin zu ihr gesagt. [...] Weswegen? [...] Wegen dem Hunger. [...] Und heute sollte man dagegen aufstehen. [...] Da waren also Hunderte, die genau so verworfen und verdammt waren wie sie. [...] Sie empfand das wie eine Beruhigung. [...] Irgend etwas zersprang dabei in ihr. Ihre Einsamkeit. Ihre Verbitterung. Ihre Ausgestoßenheit. Sie fühlte sich aufeinmal wie geöffnet. [...] Sie verströmte nur noch. Sie zerfloß. [...] Und sie empfand auch plötzlich, daß in diesem gewaltigen Aufmarsch der Hungernden noch Kraft war. Da gingen nicht nur Menschen, die das Leben zerbrochen hatte, oder noch zerbrach, es war Wucht in ihnen, Gewalt. Es kam aus dem Aufstampfen der Füße. Aus dem Wiegen der Körper und sie wurde stärker, je größer der Strom der Marschierenden anschwoll.14

Die Kombination aus spontaner Entladung individueller Erfahrung, dem Aufgehen des Individuums in der proletarischen Masse, der Entwicklung vom Objekt der Unter-drückung zum Subjekt im Klassenkampf und der als Naturgewalt beschrieben Gewalt der proletarischen Masse – lesbar als eine revolutionäre Masse von proletarischen Körpern –, die sich als Gewalt ihren Weg durch die Stadt bahnt, steht im Zentrum vieler der Texte. Die sich durchziehende Orts- und Zeitungebundenheit führt in Kombination damit zu einem deutlich betonten Fokus auf die Geschehnisse, die die Geschichten größtenteils in der Gegenwart verorten. Diese Texte sind dominiert von einer ungerichteten Wiederholbarkeit, die sich durch Exemplarität, Zeit- und Ortsungebundenheit und Spontanität auszeichnet und einem Verständnis von Mythos nach Georges Sorel gleichkommt, worauf folgend noch weiter eingegangen wird. Die letzten beiden Geschichten des Bandes – die sowohl in der Originalausgabe als auch in der Neuausgabe den Schluss bilden – stellen den wohlmöglich größten Bezug zum Ruhrkrieg her, wenn auch hier weiterhin ohne direkte historische Verweise. In Die Barrikade wird von der Errichtung einer Barrikade durch Proletarier*innen zur Abwehr von anstürmenden Truppen erzählt, die die Besetzung der Zeche und den Streik niederschlagen wollen. Die Erzählung endet mit einem Proletarier, der von Soldaten zusammengeschlagen wird, der Kampf wirkt verloren. Kläber scheint seine Sammlung sehr bewusst nicht mit dieser Niederlage enden lassen zu wollen, sondern setzt den Text Die Streiker ans Ende, in dem Proletarier*innen eine Zeche bestreiken. Dabei wird der Blick dann in die Zukunft gerichtet. Auch hier entsteht die Entscheidung zum Streik spontan und unter Vereinigung aller Arbeiter*innen, die sich zum Arbeitskampf gegen die ökonomische Unterdrückung zusammenschließen. Der bewaffnete Kampf zwischen Streikenden und Reichswehr, die »nur das Recht wieder einsetzen«15 wollen, beginnt und die Erzählung und der gesamte Band enden mit einem offenen Schluss und dem Aufschrei eines Streikenden, der als performativer Sprechakt gelesen werden kann: »Revolution!«16

Kläbers Texte, die für den großen Teil der Literatur im Kontext der KPD eher un typisch sind, müssen nicht nur hinsichtlich ihrer Entstehungszeit, sondern auch hinsichtlich Kurt Kläbers politischer Einstellung gelesen werden. Auch wenn er Mitbegründer der proletarischen Feuilleton Korrespondenz, des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller  und der Linkskurve ist, ließ er sich nicht vollständig von parteipolitischen Doktrinen vereinnahmen und stand in seinem Denken sowie in seinen Werken den anarchistischen und syndikalistischen Bewegungen nahe,17 wonach es auch wenig überrascht, dass er sich von der Kommunistischen Partei sukzessive entfernte.18 Diese anarchistischen und syndikalistischen Momente werden bei der Betrachtung der Prosatexte sinnfällig. Die Thematisierung von Ausweglosigkeit, spontaner Kollektivierung von Erfahrung, Zusammenschluss der Massen zum Arbeitskampf, allgemein die Thematisierung von Klassenkampf, verbunden mit einer durch Orts- und Zeitungebundenheit hervorgerufenen Zeitlosigkeit und fast ausschließlich offenen Enden, betont ein Verständnis von Generalstreik als revolutionäres Geschehen, das dem von Rosa Luxemburg ähnlich scheint. Zudem unterscheidet sich dies deutlich von den Texten der proletarisch-revolutionären Literatur über den Ruhrkrieg, die ab der Neuorientierung der KPD in Deutschland und der Entstehung des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller veröffentlicht werden, an denen die Nähe der Autor*innen zur KPD offensichtlich wird.19 Kläber zeichnet in Barrikaden an der Ruhr die (große) proletarische Revolution als gangbaren Weg zur sozialistischen Gesellschaft zu einer Zeit, in der die KPD aus den Erfahrungen der gescheiterten Revolutionen(en) in Deutschland sich selbst, unter Einfluss durch den russischen Kommunismus, neu aufstellt und umstrukturiert.

Einen Großteil der klassenkämpferischen, vorrevolutionären Handlungen in Kurt Kläbers Narrationen lasse sich mit Rosa Luxemburg als ›Massenstreik‹ begreifen: die »spontane Zusammenführung vieler Kämpfe und Massen von Arbeitern«.20 In Hinblick auf die russische Revolution von 1905, die sie als zentrales Beispiel für die revolutionäre Kraft von Massenstreiks innerhalb der Revolution heranführt, konstatiert sie, dass Massenstreiks nicht »künstlich gemacht«21 sind, sondern immer spontane Ereignisse, die »sich in gewissen Momenten aus den sozialen Verhältnissen mit geschichtlicher Notwendigkeit erg[eben]«.22 Dabei bemüht auch Luxemburg Bilder aus der Natur, um die Kraft der proletarischen Masse, die im Massenstreik vereint kämpft, zu verdeutlichen: »Er flutet bald wie eine breite Meereswoge über das ganze Reich, bald zerteilt er sich in ein Riesennetz dünner Ströme; bald sprudelt er aus dem Untergrund wie ein frischer Quell; bald versickert er ganz im Boden.«23 Die gemeinsame Kraft der proletarischen Masse kommt dabei sowohl bei Kläber als auch bei Luxemburg einer Naturgewalt gleich, hier in einer häufig bedienten Fluss- bzw. Wassermetapher. Weiter betont Luxemburg den Zusammenhang aus politischen und ökonomischen Kämpfen, die ineinander übergehen, gleichzeitig ablaufen und sich gegenseitig bedingen. Sowohl mit der Differenzierung zwischen Massenstreik und Generalstreik als auch durch die Unterscheidung in politische und ökonomische Kämpfe innerhalb des Streiks finden sich Kategorien, die eine eindeutige Betitelung des Ruhrkriegs als proletarischen und revolutionären Generalstreik oder als alleinigen Massenstreik fraglich erscheinen lassen. Diese differenzierte Betrachtung wird in den Literarisierungen durch Marchwitza und Grünberg nicht vorgenommen, dort werden die Geschehnisse eindeutiger dargestellt, was unter IV weiter ausgeführt wird.

In Kläbers Texten sticht die von Luxemburg betonte Spontanität hervor. Er fokussiert dabei wiederholt den ökonomischen Kampf, nachzuzeichnen an Erzählungen zu Zeichenbesetzungen oder auch Gewaltakten gegenüber Industriellen – etwas, das in den historischen Aufzeichnungen zum Ruhrkrieg kaum festgehalten und auch von den späteren Literarisierungen höchstens randständig aufgerufen wird. Dort stehen weniger ökonomische Ausgangsbedingungen und ökonomischer Kampf bzw. Arbeitskampf im Mittelpunkt als der politische Kampf und das Heldentum der kämpfenden Proletarier*innen im historischen Ruhrkrieg. Das, was Luxemburg unter Massenstreik fasst, kommt bei Georges Sorel und Walter Benjamin dem proletarischen Generalstreik annähernd gleich, wohingegen der gewerkschaftlich organisierte, nicht spontane Generalstreik bei Luxemburg sich dem politischen Generalstreik bei Sorel und Benjamin annähert.

Georges Sorel fasst in seinem Werk Über die Gewalt, im französischen Original aus dem Jahr 1908, den proletarischen Generalstreik als einen Mythos, der die proletarische Masse forme, diese mitreiße und eine Einheit entstehen lasse. Auch hier treten sowohl die Strömungsanalogie als auch das Bildnis der Masse an proletarischen Körpern, jeweils verbunden mit der Vorstellung einer entsprechenden Energie und Kraft, deutlich hervor.

Es gibt aber keinerlei Methoden, um die Zukunft auf wissenschaftliche Weise vorhersehen zu können [...]. Und dennoch können wir nicht handeln, ohne aus der Gegenwart herauszutreten, ohne über jene Zukunft vernunftmäßig nachzudenken, die doch für immer verdammt erscheint, sich unserer Vernunft zu entziehen. Die Erfahrung beweist uns, daß Konstruktionen einer in ihrem Verlauf unbestimmten Zukunft eine große Wirksamkeit besitzen [...] dies ist nämlich der Fall, wenn es sich um Mythen handelt, in denen sich die kräftigsten Tendenzen eines Volkes, einer Partei oder einer Klasse wiederfinden: um Tendenzen [...]. Wir wissen, daß diese soziale Mythen übrigens die Menschen keineswegs daran hindern, aus allen Erfahrungen, die sie während ihres Lebens anstellen, verständig Nutzen zu ziehen [...]. Man muß also die Mythen als Mittel einer Wirkung auf die Gegenwart beurteilen [...]. Die Ganzheit des Mythos ist allein von Bedeutung [...]. Selbst wenn sich nämlich die Revolutionäre ganz und gar täuschen würden, indem sie sich vom Generalstreik ein phantastisches Bild entwürfen, so könnte dennoch dieses Bild während der Vorbereitung zur Revolution ein Element der Kraft ersten Ranges dargestellt haben: wofern es nämlich in vollkommener Weise alles Trachten des Proletariats hat zur Geltung kommen lassen und wofern es der Gesamtheit der revolutionären Gedanken eine Bestimmtheit und Unbeugsamkeit verliehen hat, die anderen Denkweisen nicht hätten zuwege bringen können.24

Der Mythos des Generalstreiks hat jedoch ein offenes Ende. Das heißt, es ist keine Zielordnung festgelegt – er existiert ohne Telos –, worin Sorel die klare Unterscheidung zur  Utopie sieht, die ihm zufolge eine rational in Einzelteile zerlegbare und eine in ihrer Entstehung nachzuvollziehende Abfolge von Schritten darstelle.25 Dabei geht es Sorel auch darum, dass der Klassenkampf aufrechtzuerhalten ist, was nur durch das deutliche Heraustreten der Klassengegensätze geschehe,26 denn nur so könne sich das revolutionäre Proletariat vor reformistischen Zugeständnissen schützen, die die sozialistische Revolution verhindere,27 wie es beispielsweise durch die in Frankreich zur Macht gekommenen Revolutionären der Fall sei, die »an dem alten Staatskultus fest[halten]«.28 Gleichzeitig stiftet der Mythos die revolutionäre Einheit: Er reißt mit und formiert die Masse, wie es Benedikt Kaiser in Bezug auf Sorel ausdrückt.29 Das Proletariat könne »[d]ie Gefahr, die die Zukunft der Welt bedroht«30 nur dann abwehren,

wenn es durch die Gewalt dazu gelangt, die Klassenentscheidung wieder zu festigen und dem Bürgertum etwas von seiner Energie wiederzugeben. [...] Die proletarische Gewalt erscheint derart, sofern sie als reine und einfache Äußerung der Klassenkampfgesinnung geübt wird [...].31

Sorel grenzt von diesem proletarischen Generalstreik den politischen Generalstreik ab. Der politische Generalstreik, der »das kostbare Leben der Politiker nicht eben in große  Gefahr bringt«32 und aus der Verbindung von »ökonomischer Empörung mit vielen anderen Elementen [...], die von der Wirtschaft fremden Systemen abhängen«.33 besteht, würde nach Sorel lediglich zu einer Neubesetzung des politischen Personals führen, das alte Prinzip beibehalten und zu einer »Übertragung der Autorität« und einer Erneuerung der ›Knechtschaft‹ führen.34 Dabei setzt dieser ebenfalls darauf, »daß sehr verschiedene soziale Gruppen den gleichen Glauben an die magische Kraft des Staates besitzen [...]«.35 Im Kontext der Unterscheidung zwischen politischem und proletarischem Generalstreik differenziert Sorel auch zwischen Macht und Gewalt, woran Benjamins spätere Überlegungen Anknüpfung finden. Nach Sorel sollte der Begriff ›Macht‹ dem Prozess vorbehalten sein, dessen Ziel es ist, »die Organisation einer bestimmten sozialen Ordnung aufzurichten, in der eine Minderheit regiert«,36 wohingegen »die Gewalt auf die Zerstörung ebendieser Ordnung hinzuwirken strebt«.37 Während das Bürgertum nach Sorel die ›Macht‹ habe, um damit die staatliche Ordnung ›aufzurichten‹ und zu bewahren, würde das Proletariat gegen das Bürgertum und den Staat mit ›Gewalt‹ reagieren, um diese Ordnung zu zerstören.38 Die im Klassenkampf und durch den Mythos sich bündelnde proletarische Gewalt könne dann im Rahmen des proletarischen Generalstreiks ohne Verheißung auf das Neue das Alte stürzen bzw. abschaffen. Georges Sorels Ausführungen zum proletarischen Generalstreik als Mythos betonen ebenso wie Kläbers Texte den Charakter einer ungerichteten Wiederholbarkeit in ihrem revolutionären Duktus als auch die spontane solidarische Massierung des Proletariats durch den Mythos sowie jene Massierung als Mythos selbst.

Sorels syndikalistischen Ausführungen beeinflussen Walter Benjamin in seiner Arbeit zum Gewaltbegriff. In Zur Kritik der Gewalt bezieht er sich explizit auf Sorels Unterscheidung zwischen politischem und revolutionärem Generalstreik und bindet die Unterscheidung in einen Kernstrang seiner Argumentation ein, um zu verdeutlichen, dass innerhalb des Klassenkampfes lediglich der revolutionäre Generalstreik den ewigen ›Bannkreis‹ aus Gewalt durchbrechen kann.39 Damit würde dann auch der Kreislauf aus Rechtsetzung und Rechterhalt durchbrochen. Mit der Gegenüberstellung von ›Setzung‹ und ›Erhalt‹ differenziert Benjamin Formen der Gewalt zwischen und innerhalb des Staates, die entweder dazu dienen, vorhandenes Recht des Staates und damit auch die Macht zu erhalten – wie beispielsweise durch Androhung von Strafen – oder die neues Recht setzen bzw. Macht ausdrücken – wie etwa im Eroberungskrieg. Das Gewaltmonopol des Staates, präziser des Rechts, dient dabei der Selbsterhaltung des Staates, der versucht, den einzelnen Bürger*innen das Recht auf Gewalt abzunehmen. Das Verhältnis von Recht und Gewalt findet sich auch in Kläbers Text aufgegriffen. So wollen in Die Streiker die anrückenden Wachtmeister, die den Streik beenden und die alte Ordnung wieder herstellen wollen, in ihrem Wortlaut »nur das Recht wieder einsetzen«,40 was in diesem Fall immanent mit der Anwendung von Gewalt einhergeht, auch in Kläbers Text.

Als Ausnahmen von diesem Gewaltverbot stellt Benjamin vor allem den Streik als ›reines Mittel‹ heraus,41 wonach den Arbeitenden ein Recht eingeräumt wird, legal Gewalt anzuwenden. Benjamin dehnt den Gewaltbegriff hier und versteht den Streik als eine Form der Erpressung. Lediglich der Streik im Klassenkampf sei ein ›reines‹ Mittel, das weder der Rechtsetzung noch dem Rechterhalt diene, wobei Benjamin selbst unter Bezug auf Sorel unterscheidet. Dazu Benjamin der Sorel zitiert:

›Der politische Generalstreik ... demonstriert, wie der Staat nichts von seiner Kraft verlieren wird, wie die Macht von Privilegierten übergeht, wie die Masse der Produzenten ihre Herren wechseln wird.‹ [...] Diesem [...] gegenüber (dessen Formel übrigens die der zerflossenen deutschen Revolution zu sein scheint), setzt der proletarische sich die eine einzige Aufgabe der Vernichtung der Staatsgewalt. [...] Dieser Generalstreik bekundet ganz deutlich seine Gleichgültigkeit gegen den materiellen Gewinn der Eroberung, indem er erklärt, daß er den Staat aufheben will.42

Demnach ist der Generalstreik, der versucht, politische Forderungen zu erkämpfen, ein politischer Generalstreik und kein proletarischer Generalstreik, womit der politische Generalstreik keine Form ›reiner Gewalt‹ nach Benjamin darstellt, da dieser kein neues Recht setzen will und dabei die alte Ordnung nicht verändert. Mit Sorel gesprochen,  kommt es hier lediglich zu einer Neubesetzung im gleichen System. Betrachten wir nun ausgehend von Luxemburg, Sorel und Benjamin den Ruhrkrieg in seinem historischen Verlauf beziehungsweise als eine historische Abfolge von Ereignissen, wird schnell deutlich, dass der Ruhrkrieg nicht einheitlich als politischer oder proletarischer Generalstreik gefasst werden kann. Das beginnt bereits bei den Entstehungsbedingungen: die ökonomischen Bedingungen sind mit nicht-ökonomischen verbunden – wie offenkundig und vorrangig jener Putschversuch der völkisch- nationalen Militärs. Auch die zum Generalstreik aufgerufenen und beteiligten Personengruppen sprechen für einen politischen Generalstreik: Die SPD spricht beispielsweise neben den Proletarier*innen und Parteimitgliedern auch die Bürger*innen an, somit alle Bürger*innen der Weimarer Republik, und auch die außerhalb des Ruhrgebiets stattfindende Bürokratieblockade, die nicht als proletarisch-organisiert gelesen werden muss, deuten auf die Mischung verschiedener sozialer Gruppen hin, die für Sorel ein Element des politischen Generalstreiks darstellt. Das Ziel des Generalstreiks zum Zeitpunkt seiner Ausrufung ist vermutlich das größte Argument gegen die Deutung als proletarischer Generalstreik, denn zu Beginn des Generalstreiks ist der Großteil der Beteiligten im Streik und Kampf gegen die Putschist*innen, vor allem mit dem Ziel, die bisherigen Ordnung aufrechtzuerhalten. Dabei finden sich hier bereits die ersten Dissense zwischen den politischen Gruppierungen und auch innerhalb der streikenden  und kämpfenden Proletarier*innen. Da sowohl der Streik als auch die Kampfhandlungen im Ruhrgebiet nach dem Rückzug von Kapp und der Putschist*innen jedoch nicht enden, greift eine Beurteilung des Generalstreiks auf diesen Grundlagen als politischer Generalstreik nicht weit genug.

Stattdessen scheint es sinnfällig, dass im Ruhrkrieg mit dem Sieg über die Put-schist*innen eine zweite Phase einsetzt, so meine These. In dieser Phase, in denen die Kämpfe gegen die übrigen Freikorps fortgesetzt werden, in denen die Arbeiter*innen Städte besetzen und die Gewerkschaften Forderungen an die Regierung stellen. Doch auch hier geht es den Verhandlungsführenden der Gewerkschaften und einem Teil der Parteien um reformistische Forderungen und nicht um die Etablierung eines neuen Systems. Gleichzeitig werden in dieser Phase die Spaltung der Proletarier*innen und der Dissens zwischen den beteiligten Parteien besonders deutlich. Spätestens mit der Ablehnung des Bielefelder Abkommens durch KPD, Syndikalisten und den ›Kampfleitern des Ruhrgebiets‹43 kann von einer dritten Phase gesprochen werden, in der die revolutionäre Arbeiter*innenschaft tatsächlich für die Absetzung der alten, vor dem Putsch herrschenden Ordnung kämpft – und das ohne einheitliches und eindeutiges Ziel. Die hier dargestellten Theorien zum Generalstreik respektive Massenstreik spiegeln sich auch in den Literarisierungen der historischen Ereignisse, die den proletarischen Generalstreik zwischen Mythos und Utopie changieren lassen.

Blickt man nun auf die Texte Kläbers, wird deutlich, dass die Geschichten bewusst ohne Zeit- und Raumkontext auskommen. Kläber stellt in den meisten Texten die ökonomischen Gründe, den essenziellen Hunger und die Armut in den Vordergrund und verweist immer wieder auf den spontanen Zusammenschluss der Proletarier*innen, die um ihr Überleben kämpfen. Dabei schildert er wortwörtlich den Klassenkampf, wenn Proletarier*innen die Fabrikbesitzenden angreifen oder die proletarische Gewalt gegen die Staatsmacht antritt, wenn Proletarier*innen die mit eigenen Möbeln gebaute Barrikade gegen die heranbrechende Reichswehr verteidigt, die wiederum versucht, den Generalstreik zu brechen und ›Recht und Ordnung‹ wiederherzustellen. Das, was Kläber in vielen seiner Texte unter dem Titel Barrikaden an der Ruhr versammelt, sind vor allem mit Benjamin und Sorel, aber auch in der Lesart nach Luxemburg, lose Ausschnitte aus einem revolutionären Mythos, den proletarischen Generalstreik, und weder Telos noch Utopie, die aus mehreren Schritten ein klares Ziel artikulieren. Die meisten der Erzählungen enden zwar mit Niederlagen des Proletariats in einzelnen Kämpfen, die in der Sammlung aber zu einem in die Zukunft gerichteten aber dennoch ziellosen Blick unter dem Ausruf »Revolution«44 aufaddiert werden. Dabei bleiben die Erzählungen jedoch immer im ort- und zeitlosen Moment der Handlung und betonen dabei die proletarische Gewalt, die aus dem spontanen Zusammenschluss in der Masse entsteht. Als Ziel erscheint hier die Revolution, verstanden als Ablösung der bisherigen Umstände, aber ohne im Vorhinein zurecht gelegte politische Ordnung.

Die wiederkehrende narrative Struktur der einzelnen Erzählungen kann gut an Die Arbeitslosen verdeutlich werden: Nach der Betonung einer ausweglosen Ausgangslage, geprägt durch Hunger und Armut, erfolgt der Zusammenschluss der Proletarier*innen zu einer Masse, unabhängig von Parteizugehörigkeiten, sondern alleine aufgrund ihrer ökonomischen Ausgangslage und ihrer Klassenzugehörigkeit solidarisieren, die ebenso aus ihrer körperlichen Erscheinung ablesbar und wie ihre Ausgangslage von Hunger und Armut geprägt ist.

Der Markt war überfüllt mit Menschen. Es schien, als wäre die Not aus dem ganzen Lande zusammengelaufen. Es waren aber nur die Armen aus den Arbeitervierteln. Jedem sah man die Armut an. [...] Manchmal fluteten sie gegen das Rathaus, dann wieder zurück. Es war ein gewaltiges Hinundherworgen von Massen. [...] Endlich wurde eine Straße freigegeben. Dahin fluteten alle. Sie war zu eng, um die Massen zu fassen.45

Dabei findet sich auch hier, wie bei Luxemburg, die Fluss- bzw. Wassermetapher, um die Kraft der Masse, die naturförmige Gewalt des Proletariats im plastisch vermittelten  Stadtraum zu verbildlichen und zu betonen. Die Betonung der Körperlichkeit der Masse, die hier die Form der proletarischen Gewalt annimmt, zieht sich durch die Erzählungen Kläbers. Dabei erzählt Kläber zumeist jenes Aufgehen des proletarischen Individuums in die streikende oder kämpfenden Masse, so »verschmelzen«46 in Der lange Spenzer beispielsweise die Rufe der Streikenden zu einer stimmlichen Masse und in Der Alte bedient sich Kläber ein weiteres Mal der Wassermetaphorik zur Verdeutlichung der Masse, in die der Protagonist der Erzählung aufgeht: »Sie kamen in einer breiten Reihe die Straße herunter. Sie schwemmten die Menschen wie Wasser vor sich her. Sie [die Polizisten] brachten die Massen aber nicht in Fluß. An alle Nebenstraßen stauten sie sich wieder.«47 Dieses aufgehen des Individuums in der Masse und der proletarischen Gewalt, die von dieser Masse ausgeht, erscheint bei Kläber als ein proletarischer Mythos im Sinne Sorels und steht den teleologischen Utopien von Grünberg und Marchwitza gegenüber, die den Fokus deutlich stärker auf den Mut und Heldentum der Hauptfigur lenken und ökonomische Ausgangsbedingungen und Spontanität kaum bis gar nicht hervorheben, wie sich folgend zeigen wird.

IV. Ruhrkrieg und Generalstreik als teleologische Utopien

Die Romane Brennende Ruhr von Grünberg 1928 und Sturm auf Essen von Marchwitza 1930 sind deutlich schwieriger an die bisherigen theoretischen Ausführungen anzuschließen und unterscheiden sich deutlich von Kläbers Prosasammlung. Beide Romane entstehen im Kontext des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller und zur KPD und tragen Merkmale der ab Mitte der 1920er einsetzenden Umstrukturierungsmaßnahmen der KPD, die auch als Lehre aus der gescheiterten Revolution in der Weimarer Republik anzusehen sind. Grünbergs Roman wird von Sandra Beck als ausdrückliche Gegen-Erinnerung gelesen, die Hermann Hageners 1921 publizierten nationalistischen Roman  Lava ein dediziert sozialistischen und die Streiks und Kämpfe der Arbeiter*innenschaft an der Ruhr heroisierendes Bild entgegensetzt.48 Untypischerweise ist die Hauptfigur in Brennende Ruhr ein bürgerlicher Student, der in das Ruhrgebiet reist, um dort Arbeit zu finden und das Ruhrgebiet und die dort lebenden Menschen kennenzulernen – sie zu studieren.49 Dort merkt er schnell, dass die proletarischen Arbeiter*innen ihn und sein Theoriewissen durch Erfahrungswissen übertrumpfen. Zudem bleibt er von Arbeiter*innenschaft und Ruhrgebiet selbst abgestoßen. Politisch verharrt er unentschlossen und ist zwischen national-völkischem Rugard-Bund und kommunistischer Partei unentschieden – beides personalisiert durch Frauen, die er begehrt.50 Als es nach dem Generalstreik auch im fiktiven, an Sterkrade orientiertem Aufenthaltsort zu den ersten bewaffneten Kämpfen kommt, entscheidet er sich für die Seite der Proletarier*innen und kämpft in der folgenden zweiten Hälfte der Handlung mit ihnen, bis sie sich geschlagen geben müssen. Der Niederlage ist ein epiloghaftes Kapitel angeschlossen, in dem der Protagonist einige Zeit nach den Ereignissen einen kommunistischen Genossen wiedertrifft. Und auch wenn das Ende und die weitere, auch politische Zukunft des Protagonisten unentschieden bleibt, lässt der Roman einzig die KPD und die daran angebundene zukünftige gesellschaftliche und politische Ordnung als mögliche Zukunft für das Proletariat offen. Deutlich sticht im Roman das große Maß an Modifikation von historischen Ereignissen heraus, wie beispielsweise der Handlungsort, der zwar an Sterkrade orientiert ist, die Geschehnisse dort aber historisch nicht belegbar sind. Grünberg hatte den Kapp-Putsch in Berlin erfahren und dort dagegen mitgewirkt, war aber nicht im Ruhrgebiet.51 Der Roman ist als proletarisch-revolutionäre Literatur für diese Zeit untypisch stark psychologisierend und das Pathetische gleitet in Bezug auf das Verhältnis der Hauptfigur zu den Frauen ins kolportageartige, wohingegen die historischen Handlungen dokumentarische Züge aufweisen. Auch ausgehend von dieser Verbindung wird dem Roman eine große Bedeutung für die Entwicklung des Literaturverständnisses im BPRS nachgesagt,52 was das Vorwort Johannes R. Bechers zur ersten Auflage bestätigt. Dort heißt es unter Bezugnahme auf Lenin von Becher: »›Brennende Ruhr‹ ist gesunde, kräftige Kost. ›Schwarzbrot‹ hat einmal Lenin solche Kunstwerke genannt, ›wie sie unsere Zeit und das Proletariat braucht.‹«53

Grünberg stellt immer wieder den Bezug zur Tradition der Klassenkämpfe und auf das kollektive Gedächtnis der Arbeiter*innenbewegung her, wie beispielsweise durch Verweise auf gesungene Arbeiter*innenlieder oder Anspielungen auf die russische Revolution. Letztere dient den kämpfenden als revolutionäres Vorbild, worauf auch Tenfelde als eine der historischen Vorbedingungen für die gewaltsamen Kämpfe während des Ruhrkriegs und einende gemeinschaftliche Erfahrung verweist.54 Des Weiteren werden die Kämpfe als »heilige Sache des Proletariats«55 betitelt und die proletarische Humanität betont: »Wenn wir die Träger einer neuen, besseren Kultur sind, müssen wir das auch durch Taten beweisen. [...] Das kämpfende Proletariat war immer großmütiger als seine Feinde.«56 Ein weiteres Lernen aus der Vergangenheit soll dabei helfen, die zukünftige Revolution herbeizuführen – ein Prinzip der sich vervollständigenden Anlagen in der revolutionären Arbeiter*innenbewegung:

Jede Revolution braucht, ehe sie durchdringt, Mißerfolge und Niederlagen. Karl Liebknecht sagte: ›Die Geschlagenen von heute werden die Sieger von morgen sein! Über Niederlage und Niederlage führt der Weg zum Sieg! [...]!‹57

Dabei formt die literarische Erinnerung an die Geschehnisse eben jene zu einem Schritt in die Richtung Utopie und versieht die Handlungen mit dem Telos der kommunistischen Partei unter dem Programm des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. Kurz vor dem Ende der Geschehnisse wird vom auktorialen Erzähler das Schicksal eines der sozialistischen Streikführenden, der von Reichswehr abgeführt wird, in die lange Geschichte des revolutionären Proletariats eingewebt, ohne dabei die Zukunftsperspektive zu verlieren, wobei die vergangenen wie die künftigen Opfer als Schritte in eine bessere Zukunft lesbar gemacht werden:

Tausende waren vor ihm diesen qualvollen Weg gegangen. Tausende würden ihn noch gehen müssen, ehe die geeinte Kraft des Proletariats allem Morden und Standrechten ein Ende machen würde. [...] Nein, er fiel hier nicht unnütz, wenn ihm auch der Tod auf der Barrikade zehnmal lieber gewesen wäre.58

Sowohl Grünbergs Brennende Ruhr als auch Marchwitzas Sturm auf Essen59 erzählen die historischen Ereignisse selbst als abgeschlossenes historisches Ereignis, kombinieren sie jedoch mit einem Telos, einem spezifischen, revolutionären Blick in die Zukunft und betten sie damit in die fortlaufenden, zu vervollständigenden Entwicklungen und in das geschichtliche Kontinuum der Arbeiter*innenbewegung ein. Gleichzeitig erfolgt aber durch die Literarisierung in Parteinähe auch die Organisation proletarischer Erfahrung in die Institutionen KPD und BPRS.

Marchwitza, parteinah und später in der DDR mehrfach ausgezeichnet,60 schreibt mit Sturm auf Essen einen Tatsachenroman, der sich genau und historisch temporal wie lokal nachvollziehen lässt und die historischen zeitlichen und räumlichen Hintergründe offenlegt, anders als Grünberg oder Kläber. Im Vergleich zu Grünberg macht er einen revolutionären Proletarier zur Hauptfigur seiner Geschichte, der in seiner Einführung im zweiten Kapitel symbolisch im »Märzsturm verwickelt«61 wird und der den Heldentot im letzten Gefecht gegen die Reichswehr stirbt. Mit ihm endet in der Erzählung auch der Ruhrkrieg und die revolutionären Bestrebungen. Am Ende des Romans kommen im Heimatdorf des Protagonisten die fliehenden revolutionären Arbeiteranführer zusammen und auch dort wird der Blick auf die zukünftig zu erkämpfende Revolution gerichtet und diese pathetisch beschworen:

›Ob ich daran glaube?‹ Zermack erhob sich zu seiner vollen Größe, reckte die massigen Knochen und streckte den Arm nach der donnernden Stadt hin: ›Sieh dort die Riesenbrände, lösche sie mit einem Atemzug aus! So ist es unmöglich, unsere Idee aus unseren Herzen auszulöschen. Die tausend Gräber der roten Ruhr-Rebellen werden stets der Wegweiser sein für die frischen, roten Bataillone, die wir neu formieren werden, Genosse! [...] Nur eins wird sprechen: Unsere Gewehre!‹62

In Bezug auf die klassenkämpferischen Einschwüre verfällt Marchwitza immer wieder vom sonst eher realistisch-sachlichen Ton ins Pathetische. Marchwitza betont zwar nicht die Spontanität, legt dabei aber großen Wert darauf, die Masse der streikenden und kämpfenden Proletarier*innen mit einer Naturgewalt oder entsprechenden Phänomenen zu vergleichen und ihren heroischen Kampf zu schildern, auch wenn im Roman klar der Protagonist und die Arbeiter*innenvertreter die antreibende Kraft des Proletariats darstellen. Auch Marchwitza sucht insbesondere durch Rekurse auf Lieder der Arbeiter*innenbewegung oder die russische Revolution Bezugnahmen auf das kollektive Gedächtnis und positive Beispiele in der Geschichte der revolutionären Arbeiter*innenschaft. Im Zusammenhang mit der historischen Akkuratesse der allgemeinen Ereignisse schafft die Verwendung von Umgangssprache inklusive sehr derber Ausdrücke Authentizität, die von Marchwitzas eigener Beteiligung am Ruhrkrieg im Industriegebiet gestützt werden kann.

Wenn sich auch mit Grünberg und Marchwitza stilistisch sehr unterschiedliche Formen der proletarisch-revolutionären Literatur gegenüberstehen, so ist die Ausrichtung auf Parteilinie der KPD sehr deutlich auszumachen. Beide Texte stellen das Scheitern des Ruhrkrieges maßgeblich als Ergebnis von fehlender Unterstützung und schlussendlich auch als Folge eines vermeintlichen Verrats durch die Mehrheitssozialisten und die Gewerkschaften dar. Diese hätten die revolutionären Pläne durchkreuzt und sich stattdessen auf halbgare Forderungen eingelassen. Die Autoren gliedern die Ereignisse während des Ruhrkriegs durch ihre Literarisierung der Ereignisse in ihren Romanen in dem zu verwirklichenden Telos des Proletariats, wodurch wird versucht wird, den Ruhrkrieg in das kulturelle Gedächtnis der kommunistischen Arbeiter*innenbewegung einzuweben. Dieses kulturelle Gedächtnis wird durch die Darstellung der KPD in den Romanen jedoch von eben jener Partei versucht zu dominieren, wobei die kommunistische Arbeiter*innenbewegung über die KPD und ihre Mitglieder hinausragt, was durch den Ruhrkrieg selbst mehr als deutlich wird.

Mit dem Ende der Revolutionszeit 1923/24 endet auch diese Experimentierphase, die in dieser Weise keine Fortsetzung fand. Revidierte die in diesen Jahren alles andere als homogene KPD erst seit Mitte der zwanziger Jahre ihre traditionalistischen Positionen und machte sich die bald zum Schlagwort avancierte Parole ›Kunst ist Waffe!‹ zu eigen, mit welcher Friedrich Wolf 1928 seine ästhetische Programmschrift überschrieben hatte.63 Während in Kläbers Text noch die Experimentierphase der Revolutionszeit lesbar ist, tritt  bei Grünberg und Marchwitza die Parole Friedrich Wolfs deutlich in den Vordergrund. Kläbers Prosatexte zum Widerstand im Ruhrgebiet und dessen Vorbedingungen sind als Einheit schaffenden Mythos und frühes Stadium eines proletarischen Generalstreiks im Sinne von Sorel und Benjamin lesbar, in dem die revolutionäre Spontanität, die insbesondere Luxemburg betont, deutlich heraussticht. Dahingegen wird der revolutionäre proletarische Generalstreik durch die Literarisierung des Ruhrkriegs und der klaren Ausrichtung der Ereignisse auf einen politischen Sieg der KPD in den Romanen von Grünberg und Marchwitza zu einer Utopie, die als diese das Proletariat nicht eint, sondern trennt.

V. Revolutionärer Mythos versus teleologische Utopie

Grünberg und Marchwitza stellen der Spontanität und Gegenwärtigkeit des revolutionären sozialistischen Massenstreiks bzw. dem proletarischen Generalstreik bei Kläber sowie  nach Luxemburg, Sorel und Benjamin eine organisierte Form des Kampfes auf ein festgelegtes Ziel gegenüber, wodurch das Telos der parteilich organisierten kommunistischen Arbeiter*innenbewegung sinnfällig wird. Die Geschehnisse sind dabei weniger Ausdruck von Spontanität, sondern werden vielmehr eingebettet in einen logisch erscheinenden,  sich verwirklichenden Verlauf, der zu erreichen ist. Der Generalstreik verliert dabei den ungerichteten, nicht-teleologischen revolutionären Charakter, den Sorel und Benjamin ihm noch zuschreiben – die ungerichtete Wiederholbarkeit des Mythos proletarischer Generalstreik, die sich in Kläbers Erzählungen herauslesen lässt, verschwindet in der Parteigebundenheit und dem voraus bestimmten Telos. Der Mythos Generalstreik bei Kläber verbleibt hingegen in der revolutionären Handlung, die hinsichtlich ihres genauen Ausgangs respektive zur erreichenden Zielordnung unbestimmt bleibt, so wie es auch Sorel umschreibt, und auch unbestimmt bleiben muss, wenn der Charakter des Mythos erhalten bleiben soll.

Statt für die Einheit der Arbeiter*innenbewegung genutzt zu werden, wie es Sorel andenkt, findet der Generalstreik eine parteinahe Verwendung bei Marchwitza und Grünberg – die die Arbeiter*innenschaft eher spaltet als eint, was später in der Sozial-faschismusthese mündet. Während Kläber 1925 die proletarische Revolution respektive den proletarischen Generalstreik durch die Literarisierung proletarischer Gewalt, revolutionären Kampfes und des spontanen solidarischen Aufgehen des Einzelnen in der proletarische Masse als Mythos, in der Lesart Sorels und Benjamins, aufrechtzuerhalten versucht, lassen Grünberg und Marchwitza die institutionelle, parteiliche Organisation der Proletarier*innen durch die KPD als vermeintlich einzig gangbaren Weg in ihren Romanen stehen, wodurch hinter ihren Texten der Abgesang auf die Revolution durch die KPD nach ihrer Neuorientierung durchscheint.

Kläbers Prosasammlung schafft in ihrer durch Orts- und Zeitunabhängigkeit ermöglichten Ungerichtetheit, den experimentelleren Stil und ihr offenes Ende einen Mythos des proletarischen Generalstreiks, während Marchwitza und Grünberg durch die Literarisierung des Ruhrkriegs in ihren teils dokumentarischen teils pathetisch kolportageartigen Narrationen in Verbindung mit dem durchscheinenden parteilichen Interesse den Ruhrkrieg als einen Schritt in die parteiintern ausgearbeitete Utopie einreihen. Dem im Ruhrkrieg kämpfenden Proletariat kommt dabei die Rolle des Erlösers zu. Die Darstellung des Scheiterns des Ruhrkriegs, die deutlich die Schuld außerhalb der KPD- Kadern sucht, verbunden mit den teils klare Rache-Ankündigungen und der Darstellung, dass die KPD der einzig gangbare Weg für das Proletariat sei, versieht den Ruhrkrieg nicht nur mit dem Telos Kommunismus, sondern ordnet diese historischen, zum Teil revolutionären Ereignisse, der Partei unter. Die etablierte Lesart des Generalstreiks bei Marchwitza und Grünberg findet damit nur noch wenig Anschluss an die Theorien des proletarischen Generalstreiks bei Luxemburg, Sorel oder Benjamin. Somit steht dem Generalstreik als Einheit schaffendem Mythos des Proletariats und der Gewalt im Klassenkampf bei Sorel eine in manchen Belangen spaltende utopischen Geschichte innerhalb der proletarisch revolutionären Literatur gegenüber, die entsprechend auch versucht, das kulturelle Gedächtnis der proletarisch-revolutionären Arbeiter*innenbewegung zu bestimmen – und das auch über die Literatur der Autor*innen des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, wie es an den Texten Marchwitzas und Grünbergs sinnfällig wird.

Literaturverzeichnis

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  • 1. Der Beitrag basiert auf einem Vortrag, der unter veränderten Titel auf der Tagung »Krieg und Frieden. Verhandlungen in Literatur und anderen Medien«, organisiert von der Jungen Deutschen Schiller Gesellschaft in Marbach (23.11.–24.11.2023), gehalten wurde.
  • 2. Ich bedanke mich für die hilfreichen Anmerkungen von Christoph Schaub und Isabella Tschierschke.
  • 3. Die historischen Ausführungen berufen sich auf George Eliasberg: Der Ruhrkrieg von 1920. Bonn 1974, Klaus Tenfelde: »Bürgerkrieg im Ruhrgebiet 1918 bis 1920«. In: Karl-Peter Ellerbrock (Hg.): Erster Weltkrieg und Ruhrbesetzung. Dortmund und das Ruhrgebiet 1914/181924. Dortmund 2010, S. 13–57 sowie Wilfried Reininghaus: Der Arbeiteraufstand im Ruhrgebiet 1920. Münster 2020. Ergänzende Quellen sowie direkte Zitate sind kenntlich gemacht.
  • 4. Die ›proletarisch-revolutionäre Literatur‹ ist eine Selbstbezeichnung von revolutionären Schriftsteller*innen und proletarischen Autor*innen, die ihre kulturelle und politische Arbeit aus einer bewussten sozialistischen, kommunistischen oder anarchistischen Perspektive ausüben. Der Begriff fließt ebenso in die Kulturarbeit der KPD ein, was sich beispielsweise am ›Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller‹ zeigt. Weiter ist die proletarisch-revolutionäre Literatur mit ihrem Aufkommen im Zuge der Aufspaltung der Arbeiter*innenbewegung während des I. Weltkriegs neben der an der Sozialdemokratie orientierten Arbeiter*innendichtung eine der zwei vorherrschenden Strömungen innerhalb der Arbeiter*innenliteratur in der Zwischenkriegszeit und wird mit der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus gewaltsam zerschlagen.
  • 5. Hans Marchwitza: Sturm auf Essen. Berlin/Weimar 1972, S. 172. Es handelt sich hierbei um einen Neudruck der ersten Fassung.
  • 6. Richard Löwenthal: »Einführung«. In: George Eliasberg: Der Ruhrkrieg von 1920. Bonn 1974, S. IX–XXI, hier S. IX.
  • 7. George Eliasberg: »Der Ruhrkrieg 1920. Zum Problem von Organisation und Spontanität in einem Massenaufstand und zur Dimension der Weimarer Krise«. In: Archiv für Sozialgeschichte 10 (1970), S. 291–377, hier S. 293.
  • 8. »Bürger, Arbeiter, Parteigenossen! Sozialdemokratisches Flugblatt zum Kapp-Lüttwitz-Putsch. Berlin 1920. Bestand der Sammlung des Deutschen Historischen Museums«. Einsehbar unter: https://www.dhm.de/archiv/sammlungen/dokumente2/89204544.html (zuletzt eingesehen am 10. Mai 2024).
  • 9. Kurt Kläber hat auch unter dem Pseudonym Kurt Held publiziert, u. a. Die rote Zora und ihre Bande (1941).
  • 10. Vgl. Karl W. Bauer: »Kläber, Kurt«. In: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Bd. 6. 2. Aufl. Hrsg. v. Wilhelm Kühlmann. Berlin/New York 2009, S. 443f., hier S. 444.
  • 11. Vgl. Tenfelde: »Bürgerkrieg im Ruhrgebiet 1918 bis 1920«, S. 41–45.
  • 12. Kurt Kläber: Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen aus den Kämpfen des Ruhrproletariats. Berlin 1925, S. 36.
  • 13. Ebd., S. 36–43.
  • 14. Kurt Kläber: Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen. Frankfurt a. M. 1973, S. 159–161. Hierbei handelt es sich um eine um mehrere Texte ergänzte Neuauflage der Prosasammlung. Bei Texten, die in beiden Ausgaben erschienen sind, wird konsequent die Version der Originalausgabe herangezogen.
  • 15. Kläber: Barrikaden an der Ruhr, S. 60.
  • 16. Ebd., S. 64.
  • 17. Sein Band Empörer! Empor! Gedichte, Skizzen, Reiseberichte (1925) erschien beispielsweise in der anarchosyndikalistischen Zeitschrift Der Syndikalist, die ein Organ der Freien Arbeiter-Union Deutschlands war.
  • 18. Vgl. Simone Barck: »Kläber Kurt (Ps. Kurt Held)«. In: Lexikon sozialistischer Literatur. Hrsg. v. Simone Barck, Silvia Schlenstedt, Tanja Bürgel u. a. Stuttgart/Weimar 1994, S. 254–256, hier S. 254f.
  • 19. Siehe weiterführend Gerald Stieg u. Bernd Witte: Abriß einer Geschichte der deutschen Arbeiterliteratur. Stuttgart 1973, S. 70–85 sowie Walter Fähnders: »Revolutionäre und proletarische Literaturentwicklung im ersten Jahrzehnt der Weimarer Republik«. In: UTOPIE kreativ 102 (Apr. 1999), S. 40–46.
  • 20. Frigga Haug, Florian Wilde u. Frank Heidenreich: »Massenstreik«. In: Historisch Kritisches Wörterbuch des Marxismus. Bd. 9/1. Hrsg. v. Fritz Haug. Hamburg 2018, Sp. 95–113, hier Sp. 100. Abzurufen unter: https://www.inkrit.de/e_inkritpedia/e_maincode/doku.php?id=m:massenstreik (zuletzt eingesehen am 9. Mai 2024).
  • 21. Rosa Luxemburg: »Massenstreik, Partei und Gewerkschaften.« In: Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2. 6., überarbeitete Aufl. Berlin 2004, S. 91–170, hier S. 100.
  • 22. Ebd.
  • 23. Ebd., S. 124.
  • 24. Georges Sorel: Über die Gewalt. Frankfurt a. M. 1981, S. 141–144.
  • 25. Vgl. Benedikt Kaiser: »Georges Sorel – Sozialer Mythos und Gewalt«. In: Sezession 76 (Feb. 2017), S. 4–8, hier S. 7.
  • 26. Vgl. Sorel: Über die Gewalt, S. 152–154.
  • 27. Vgl. Kaiser: »Georges Sorel«, S. 8.
  • 28. Sorel: Über die Gewalt, S. 126.
  • 29. Vgl. Kaiser: »Georges Sorel«, S. 7.
  • 30. Sorel: Über die Gewalt, S. 106.
  • 31. Ebd., S. 106f.
  • 32. Ebd., S. 180.
  • 33. Ebd., S. 184.
  • 34. Vgl. ebd., S. 200.
  • 35. Ebd., S. 187f.
  • 36. Ebd., S. 203.
  • 37. Ebd.
  • 38. Vgl. ebd.
  • 39. Ophelia Lindemann: »›Ein Wort gegen das Recht‹: Walter Benjamins ›Zur Kritik der Gewalt‹«. In: Kritische Justiz 43.1 (2010), S. 113–119, hier S. 115.
  • 40. Kläber: Barrikaden an der Ruhr, S. 60.
  • 41. Vgl. Walter Benjamin: »Zur Kritik der Gewalt«. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Bd. 2.1. Hrsg. v. Rolf Tiedemann u. Hermann Schweppenhäuser. Frankfurt a. M. 1991, S. 179–204, hier S. 193.
  • 42. Ebd., S. 193f.
  • 43. Vgl. Reininghaus: Der Arbeiteraufstand im Ruhrgebiet 1920, S. 425.
  • 44. Kurt Kläber: Barrikaden an der Ruhr, S. 64.
  • 45. Ebd., S. 39–41.
  • 46. Ebd., S. 12.
  • 47. Ebd., S. 19.
  • 48. Vgl. Sandra Beck: »Erinnerungen an die Revolution –Konzeptionen der Weiblichkeit. Karl Grünbergs Brennende Ruhr: Roman aus dem Kapp-Putsch (1929)«. In: »Friede, Freiheit, Brot!« Romane zur deutschen Novemberrevolution. Hrsg. v. Ulrich Kittstein u. Regine Zeller. Amsterdam/New York 2009, S. 163–180, hier S. 166 u. 168.
  • 49. Dieses Studium des Ruhrgebiets und seiner Personen ermöglicht den Lesenden das gleiche Studium zu vollziehen. Dazu weiterführend: Christoph Schaub: »Verhinderte Selbsterforschung und Ethnographie des Urbanen in der Weimarer Republik. Karl Grünbergs ›Brennende Ruhr‹ und Klaus Neukratz’ ›Barrikaden im Wedding‹«. In: Weimarer Beiträge 62.4 (2016), S. 561–583.
  • 50. Vgl. Beck: »Erinnerungen an die Revolution«, S. 171 sowie weiterführend zur geschlechtlichen Codierung von politischen Richtungen und revolutionären Phantasien auch Sabine Hake: The Proletarian Dream. Berlin/Boston 2017, S. 177–192.
  • 51. Vgl. Ernst Albrecht: »Grünberg, Karl«. In: Lexikon sozialistischer Literatur. Ihre Geschichte in Deutschland bis 1945. Hrsg. v. Simone Barck, Silvia Schlenstedt, Tanja Bürgel u. a. Stuttgart/Weimar 1994, S. 182f., hier S. 182.
  • 52. Vgl. ebd., S. 183.
  • 53. Karl Grünberg: Brennende Ruhr. 2. Aufl. B erlin 1952, S. 325. Darin abgedruckt das Vorwort zur 1. Auflage 1928 von Johannes R. Becher. Hierbei handelt es sich um einen Neudruck der Originalausgabe.
  • 54. Vgl. Tenfelde: »Bürgerkrieg im Ruhrgebiet 1918 bis 1920«, S. 42.
  • 55. Ebd., S. 215.
  • 56. Ebd., S. 250f.
  • 57. Ebd., S. 284f.
  • 58. Ebd., S. 311.
  • 59. Sturm auf Essen, 1930 als erster Roman der Reihe ›Der Rote Eine-Mark-Roman‹ des BPRS erschienen, erhält 1952 eine völlig überarbeitete Neuauflage in der DDR, die den Text u. a. durch Narration der Vorbedingungen in den Jahren 1918–1920 versucht, anschlussfähig für neue Lesenden ohne historisches Wissen oder eigene Erfahrungen zum Ruhrkrieg zu machen. Auf die weitreichenden narrativen und stilistischen Veränderungen wird an dieser Stelle nicht weiter eingegangen.
  • 60. Vgl. Andrea Jäger: ›Marchwitza, Hans‹. In: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Bd. 7. 2. Aufl. Hrsg. v. Wilhelm Kühlmann. Berlin/New York 2010, S. 680f., hier S. 680.
  • 61. Marchwitza: Sturm auf Essen, S. 10.
  • 62. Ebd., S. 172.
  • 63. Fähnders: »Revolutionäre und proletarische Literaturentwicklung im ersten Jahrzehnt der Weimarer Republik«, S. 46.

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