Digitales Journal für Philologie
Textpraxis # 12 (1.2016)
In der zwölften Ausgabe analysiert Jean Marie Carey Franz Marcs Gemälde Liegender Hund im Schnee, Tilmann Köppe und Jan Stühring differenzieren Genettes Kategorie der Fokalisierung und Lena Lang untersucht Elfriede Jelineks digitale Selbstinszenierung.
Ist Nullfokalisierung etwas anderes als (variable) interne und/oder externe Fokalisierung? Der Beitrag argumentiert, dass dies durchaus der Fall ist: Legt man die durch Genette popularisierte Theorie von Fokalisierungstypen zugrunde, so ist Nullfokalisierung nicht auf interne oder externe Fokalisierung zurückführbar. Dasselbe gilt, wenn die Genette'sche Theorie der Fokalisierung durch eine plausiblere Alternativtheorie ersetzt wird. Der Beitrag erläutert und begründet diese Thesen.
In ihrem Artikel Eyes Be Closed: Franz Marc's ›Liegender Hund im Schnee‹ untersucht Jean Marie Carey die bislang verborgen gebliebene polysemische Bedeutung des Gemäldes Liegender Hund im Schnee. Carey rekonstruiert dabei nicht nur anhand des Briefwechsels zwischen Marc und seinen expressionistischen Künstlerkollegen die unterschiedlichen Entstehungsphasen des Bildes, sondern auch welche Einflussgrößen Marc in dieser Phase seines Schaffens geprägt haben.
Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek betreibt seit 1996 ihre eigene Website, die mittlerweile ein umfangreiches Textarchiv beherbergt. Im Internet präsentiert sie sich im Spannungsfeld zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, als eine diskursiv erzeugte Medienikone, aber auch immer wieder im Zusammenhang mit der eigenen Biographie. In diesem Artikel soll eine Strategie Jelineks aufgezeigt werden, die für ihr Selbstverständnis als Autorin zentral ist und sich auf der Website deutlich niederschlägt: Das paradoxe Zugleich von privater Aufladung und dem Unterlaufen dieses Rezeptionsangebots, die gleichzeitige An- und Abwesenheit der Autorin, welche im Motiv der lebenden Toten textuell und paratextuell transportiert wird.