Digitales Journal für Philologie
Textpraxis # 14 (3.2017)
Nicole M. Mueller diskutiert Möglichkeiten einer digitalen Literaturforschung anhand japanischer Thomas Mann-Übersetzungen. Silja Wendt zeigt, wie Intermedialität zum performativen Charakter der Serie Sherlock beiträgt. Im Interview mit Cosima Mattner erläutert Ted Underwood die Relevanz digitaler Methoden in literaturwissenschaftlichen Analysen.
Am Beispiel einer Probestudie zum Topic Modeling japanischer Thomas Mann-Übersetzungen reflektiert das Arbeitspapier Möglichkeiten und Herausforderungen einer digitalen Literaturforschung. Eine sich an Ramsays algorithmic criticism orientierende, de- und rekonstruierende wahrscheinlichkeitsalgorithmische Annäherung an Original und Übersetzung wird hierbei als eigenständiger Interpretationsmodus vorgestellt. In Kombination mit der quantitativen Erfassung literaturwissenschaftlicher Analysekategorien durch das Themenmodell Topic Explorer eröffnet dies innovative Sichtweisen auf die erzählstrukturelle Funktionsweise der Leitmotivik und trägt so zu einer sinnvoll von Digitalität profitierenden geisteswissenschaftlichen Forschungsdiskussion bei.
Die BBC Fernsehserie Sherlock kann, gemäß Elleström‘s Konzept der Transmediation, als eine Version einer oftmals transferierten Geschichte aus dem Krimi-Genre angesehen werden. Dieser Artikel nimmt an, dass die intermedialen Reisen von Zeichen, medialen Eigenschaften und multimodalen Texten von verschiedenen Quellen, also über die ›originale‹ Quelle des Buches hinaus, zu einem bestimmten performativen Charakter der Serie beitragen. Während die Serie als ein Medienprodukt wahrgenommen wird, ist es im Falle von Sherlock schwierig dessen Materialität und deren Einfluss auf den Prozess der Semiose zu definieren. Aus diesem Grund schlägt diese Untersuchung, welche auf interdisziplinären Konzepten und Theorien der Intermedialität von Lund und Elleström basiert, ein neues Verständnis von Materialität und intermedialer Transmediation vor.
Was sind digitale Geisteswissenschaften? Und welchen Einfluss haben sie auf Literaturwissenschaft? Inwiefern verändert sich mit ihnen die Art des Fragens und die Art der Antworten im Feld? In welchem Verhältnis stehen Wahrscheinlichkeitsmodelle zu Interpretationsprozessen? In diesem Interview bespricht Ted Underwood, ein engagierter digital forschender Literaturwissenschaftler, seine Erfahrungen mit der Anwendung digitaler Methoden in literaturwissenschaftlichen Analysen. Er diskutiert ihren Einfluss auf die Disziplin und ihre Relevanz für die Entwicklung neuer Perspektiven auf bekannte und unbekannte Fragen.