Digitales Journal für Philologie
Textpraxis # 3 (2.2011)
Diese Ausgabe von Textpraxis wurde durch zwei Repliken eröffnet, in denen David-Christopher Assmann (Replik 1) und Oliver Jahraus (Replik 2) die Debatte über Potenziale und Grenzen der systemtheoretischen Literaturwissenschaft fortsetzen. In den Sektionsartikeln stellt Beatrice Nickel Beobachtungen zu Gedichtobjekte im urbanen Raum an, Nora Berning untersucht die Konstruktion von Authentizität in literarischen Online-Reportagen und Sonja Lehmann befasst sich mit dem Prinzip ›Verfremdung‹ in der Dauerausstellung des Literaturmuseums der Moderne.
In Anlehnung an Eugenio Mussinis Poetry gets into Life aus dem Jahre 1975 erkundet Beatrice Nickel Präsentationsformen der Poesie im städtischen Raum und reflektiert dabei den Aspekt einer intermedialen bzw. intermaterialen Verknüpfung aus Lyrik, Architektur, Skulptur und Plastik. Dabei liegt der Fokus auf einer Variation der Konkreten Poesie nach 1945, die unter der Bezeichnung ›poesia visiva‹ antrat, um die Rolle der Literatur gänzlich neu zu thematisieren. Wie ihre Analyse zeigt, findet anhand dieser neugestalteten Formgebung der Lyrik eine signifikante Reflexion über die Lyrik selbst statt, in der die Materialität der Gegenstände eine sinnkonstitutive Funktion übernehmen.
Online literary reportages represent an imperative counterweight to conventional journalism that is essential both for our emotional and intellectual survival. Using Paula Delgado-Kling’s online literary reportage Child Soldiers: Homero and Mark Bowden’s multimedia text The Desert One Debacle as examples, Nora Berning explores issues of multimediality and authenticity in online narrative journalism. Berning’s case studies open up discussions, both theoretical and practical, about the future of digital media literacy.
Der Artikel »Verfremdet, wiederbelebt« analysiert die verfremdenden Darstellungsweisen der Dauerausstellung des Literaturmuseums der Moderne (LiMo), das, gemeinsam mit dem Schiller Nationalmuseum, ein fester Bestandteil des Deutschen Literaturarchivs in Marbach am Neckar ist. Der Text untersucht, inwiefern und mit welchen Mitteln die präsentierten Materialien ein »neues Sehen«, ein individuelles Erkennen und Erfahren der Literatur des 20. Jahrhunderts ermöglichen (sollen).