Digitales Journal für Philologie
Textpraxis # 7 (2.2013)
In der aktuellen Ausgabe analysiert Kirkland A. Fulk Alexander Kluges Die Ungläubige, Peer Trilcke untersucht die Möglichkeiten einer Literatursoziologie des Internets und Earl Jeffrey Richards befasst sich mit dem ›digital turn‹ in der Literaturwissenschaft. In der Rubrik ›Debatte‹ legt David-Christopher Assmann eine weitere Replik vor und setzt die Debatte über die systemtheoretische Literaturwissenschaft fort.
This paper explores Alexander Kluge’s forgotten work of science fiction Die Ungläubige , Kluge’s literary addendum to Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos , and places it against the background of the aesthetic debates of 1968 and Kluge’s larger canon. Why did Kluge turn to science fiction at this particular time? How does this genre interrogate, expand on, or even challenge our understanding of Kluge and his aesthetic project, which in many ways cannot be thought apart from this pivotal period in German post-war history? Kluge’s text is at once a sharp critique of capitalist structures and a critical representation of utopian visions of the future, making the work an important piece of aesthetic, social and political commentary.
Der Essay skizziert und exemplifiziert die Möglichkeiten einer Literatursoziologie des Internets und plädiert in diesem Zusammenhang für eine Empirisierung der Forschung zu diesem rasant wachsenden, jedoch bisher in seiner Differenziertheit allenfalls oberflächlich beschriebenen Feld der Kommunikation über Literatur. Hierzu werden die literaturwissenschaftlichen Internet Studies und ihr literatursoziologischer Teilbereich innerhalb der allgemeinen Digital Humanities verortet. Als Beispiel für eine in diesem Sinne relational-empirische Literatursoziologie des Internets werden erste Ergebnisse der Analyse eines sog. Bücherblogotops präsentiert, anhand derer sich einige Mechanismen der sekundären literarischen Kommunikation zwar nicht repräsentativ, aber doch exemplarisch diskutieren lassen.
In einem Vortrag auf Einladung der Arbeitsgruppe ›Digital Humanities‹ (Münster, 17.07.2013) erörtert Earl Jeffrey Richards die Möglichkeiten der digitalen Philologie. In seiner historischen Spurensuche stößt er dabei auf Hypertext-Verfahren, die bereits vor mehreren Jahrhunderten in der Theologie und Editionsphilologie zum Einsatz kamen. Er zeichnet nach, dass digitale philologische Arbeitsweisen sich als optimale Lösungen nicht nur bei Editionen und Vergleichsprojekten erweisen, sondern auch eine De-Hierarchisierung der Kanonbildung ermöglichen.