Literaturwissenschaft und Praxis
Jana Maria
Weiß
Berlin

Ein Gedicht im Kreuzfeuer der Gefühle

Zur affektiven Dimension der Debatte um Eugen Gomringers Konstellation »avenidas«

Am 12. April 2016 richtete der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Alice Salomon Hochschule (ASH) in Berlin-Hellersdorf einen offenen Brief an das Rektorat der Bildungsstätte für Soziale Arbeit. Der Betreff des Schreibens lautete: »Stellungnahme zum Gedicht Eugen Gomringers«. Darin forderte der AStA, das an der Südfassade des Hochschulgebäudes angebrachte Gedicht avenidas (1953) von Eugen Gomringer zu »entfernen« beziehungsweise zu »ersetzen«.1 Als Begründung gab die Vertretung der Studierenden an, der Text »reproduzier[e] nicht nur eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen* ausschließlich die schönen Musen [seien], die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirier[t]en, e[r] erinner[e] zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen* alltäglich ausgesetzt [seien]«.2 An dieser Stellungnahme entzündete sich im Sommer 2017 eine bundesweite öffentliche Debatte, die ihren Höhepunkt im Januar 2018 erreichte, als die Hochschulleitung nach einem Abstimmungsverfahren beschloss, der Forderung des AStA nachzukommen und Eugen Gomringers Gedicht von der Fassade zu entfernen.3

Die Pläne zur Umgestaltung des Hochschulgebäudes stießen in der Öffentlichkeit auf großen Widerstand. Kritiker*innen der von der Hochschule getroffenen Entscheidung sahen die Kunstfreiheit in Gefahr und werteten das Vorhaben als einen Akt der Zensur.4 Diese ablehnende Haltung manifestierte sich in einer Vielzahl von Stellungnahmen und Presseartikeln ebenso wie in diversen Protestaktionen. Ein von der Alice Salomon Hochschule erstellter Pressespiegel über die Debatte umfasst 340 Zeitungsartikel und Blogbeiträge; auf Twitter avancierte das Formprinzip von avenidas zu einem Meme; Institutionen wie die Stiftung Brandenburger Tor, der Axel-Springer-Verlag oder die fränkische Stadt Rehau, Wohnort Eugen Gomringers, gaben dem Gedicht auf Fahnen und Fassaden neuen Raum.5

Schnell war von einem »Skandal« die Rede – einem »Aufsehen erregende[n] Ärgernis«,6 hervorgerufen durch einen »Verstoß gegen Normen, Regeln, Konventionen«.7 Dabei wurde der Begriff von den Akteur*innen jedoch in zweierlei Hinsicht gebraucht: Einerseits verwiesen Bezeichnungen wie »Skandalwerk«8 und Schlagzeilen wie »An deutschen Unis werden Banalitäten skandalisiert«9 auf die Problematisierung des Gedichts avenidas durch die Studierenden. Andererseits wurde diese Skandalisierung des Textes – insbesondere im Zuge des Zensurvorwurfs, dem Nikola Roßbach zufolge immer großes »Skandalisierungspotenzial«10 innewohnt – wiederum selbst zum Skandal erklärt.11 Dieses Phänomen kann mit Ronald Hitzler als eine Art »Rollentausch«12 beschrieben werden, bei dem der Skandalisierer zum Skandalisierten wird – ein Vorgang, der sich im Verlauf von Skandalen häufig beobachten lässt.13 Im Fall von Literaturskandalen wird dabei der Vorwurf, das literarische Werk stelle einen Tabubruch dar, von bestimmten Teilen der Öffentlichkeit selbst als Verletzung bestimmter gesellschaftlicher Werte, meist der Kunstfreiheit, eingestuft. Eine solche Bewertung durch das ›Publikum‹ des Skandals weist darauf hin, dass innerhalb einer Gesellschaft unterschiedliche Wert- und Normvorstellungen existieren, die am Gegenstand des literarischen Textes verhandelt werden. So wird der Literaturskandal zum Medium sozialer Ein- und Ausschlussprozesse sowie gesellschaftlicher Polarisierungen.

Im vorliegenden Beitrag sollen diese gruppenbildenden Dynamiken der avenidas-Debatte aus affekttheoretischer Perspektive betrachtet werden. Die oft als »hitzig«14 beschriebene öffentliche Diskussion um das Gedicht zeichnet sich durch eine äußerst emotionale Rhetorik aus. Ich möchte diese Emotionen genauer in den Blick nehmen und der Frage nachgehen, wie sie zur Konstruktion diskursiver Gruppen in der Auseinandersetzung beitragen. Als Diskurs der Debatte wird dabei die Verkettung aller textuellen Aussagen verstanden, die in ihrer Bezogenheit auf den Konflikt um das Gedicht Eugen Gomringers eine gemeinsame Formation bilden. Ziel der hier angestrebten Analyse ist es nicht, die tatsächlichen inneren Gefühlslagen der an der Debatte beteiligten Subjekte zu erschließen, sondern zu beleuchten, wie Be- und Zuschreibungen von Gefühlen auf diskursiver Ebene kollektive Einheiten konstituieren und symbolische Grenzen zwischen den verschiedenen Parteien der Kontroverse markieren. Die theoretischen Grundlagen der Affect Studies bieten dafür hilfreiches Analysewerkzeug, da sie die Relationalität von Affekten in den Mittelpunkt rücken anstatt das Innenleben empfindender Subjekte zu fokussieren.15 Während ein auf Spinoza und Deleuze fußendes Verständnis des Affekt-Begriffs diese Relationalität als prädiskursive Kraft begreift, die verschiedene Körper (menschlicher und nicht-menschlicher Natur) zueinander in Beziehung setzt,16 wird Affekt in meinem Beitrag nicht als rein außersprachliches Phänomen verstanden. Vielmehr gehe ich davon aus, dass Affekte eng mit kulturellen Symbolen und Diskursen verwoben sind, obgleich sie sich nicht darauf reduzieren lassen. Eine Distinktion zwischen den Termini ›Affekt‹ und ›Emotion‹ lässt dieses Verhältnis klarer werden: So spreche ich von im Diskurs benannten ›Emotionen‹ als codierten, gesellschaftlich konturierten Beschreibungen, die in jene sozial-relationale Dynamiken eingebunden sind, welche ich als ›Affekte‹ bezeichne. Dabei sind die auf der sprachlich-diskursiven Ebene hervortretenden Emotionen keinesfalls rein repräsentativer Natur, sondern beeinflussen ihrerseits wiederum affektive Relationierungsprozesse. So wirken Affekte (wenn auch nicht ausschließlich) in und durch Sprache und lassen sich demnach auch in textuellen Diskursen ausmachen. Dieses Affektverständnis liegt unter anderem den Arbeiten der Theoretikerin Sara Ahmed zugrunde, an deren Analysen in »Affective Economies« (2004) und The Cultural Politics of Emotions (2004) ich hier anknüpfen möchte.17 Ahmed argumentiert, dass Affekte Menschen aneinander binden oder voneinander entfernen und dass diese Relationierungen auch durch Sprache vermittelt und gestaltet werden.18 Angeregt von Ahmeds Arbeiten haben Anna L. Berg, Christian von Scheve, N. Yasemin Ural und Robert Walter-Jochum die Methode des Reading for Affect entwickelt – ein diskursanalytisches Verfahren, das die affektive Dimension textueller Diskurse fokussiert.19 Während Affekte und Emotionen in diskursanalytischen Ansätzen bisher vorrangig als Phänomen gesprochener Sprache oder als bloße Effekte textbasierter Diskurse behandelt und damit jeweils außerhalb der Textebene verortet wurden,20 rücken beim Reading for Affect die Mechanismen affektiver Relationierungsprozesse in textuellen Diskursen in den Blickpunkt.21 Damit steht nicht das empfindende Subjekt im Zentrum, das seinen Gefühlen sprachlich Ausdruck verleiht oder von einem Diskurs affiziert wird. Stattdessen liegt das Erkenntnisinteresse auf Zuschreibungen von Emotionen und den damit einhergehenden relationalen Dynamiken im textuellen Diskurs selbst. Reading for Affect bedeutet, sich analytisch auf diskursive Ein- und Ausgrenzungsmechanismen zu konzentrieren und zu untersuchen, inwiefern das Sprechen über Emotionen zur Formierung abstrakter kollektiver Einheiten wie etwa dichotomer ›Wir‹/›Ihr‹-Gruppen beiträgt.

Durch ein solches Reading for Affect sollen in meinem Beitrag die Affekte, die den öffentlichen Diskurs der avenidas-Debatte bestimmen, in Hinblick auf ihre gruppenbildenden Dynamiken betrachtet werden. Während im ersten Teil die affektive Dimension der Stellungnahme des AStA im Mittelpunkt steht, fokussiert der zweite Teil die gruppenbildenden Effekte von Emotionsbeschreibungen in den publizistischen Reaktionen auf die Forderung der Studierenden. Neben der Untersuchung von explizit benannten Emotionen soll in diesem Zusammenhang auch analysiert werden, wie diskursive Strukturen bereits bestehender gesellschaftlicher Spannungsverhältnisse in der Debatte zur Kanalisierung bestimmter Affekte genutzt werden. Daher nimmt der dritte Teil des Beitrags religiöse Vergleiche in den Blick und beleuchtet, wie die Übernahme von Diskursmustern aus religiös-säkularen Konflikten zur Konsolidierung diskursiver ›Wir‹/›Ihr‹-Konstruktionen in der avenidas-Debatte beiträgt. Ausgangspunkt für die Materialauswahl meiner Untersuchung bildet das Textkorpus des von der Alice Salomon Hochschule erstellten Pressespiegels zur Debatte, in dem von April 2016 bis Februar 2018 alle Artikel, Pressemitteilungen und Stellungnahmen zur Kontroverse um avenidas aus der deutschsprachigen Presselandschaft verzeichnet wurden.22 Damit beschränkt sich die hier angestrebte Analyse auf die Positionierung des AStA am 12.04.2016 und die Reaktionen auf diese Stellungnahme im publizistischen Diskurs sowie in sozialen Medien während der Hochphase der Kontroverse von August 2017 bis Februar 2018.

Lyrik und Fassade und Studierende und ein »unangenehmes« Gefühl:
avenidas als (Teil eines) ›affective arrangement‹

Foto: © Alice Salomon Hochschule Berlin

Um die affektiven Dimensionen der Debatte über Eugen Gomringers Gedicht avenidas zu durchdringen, lohnt es, zunächst die erste Ebene der Skandalisierung genauer in den Blick zu nehmen: die Problematisierung des Gedichts im offenen Brief des AStA. Die eingangs zitierten Kritikpunkte, der Text reproduziere eine patriarchale Kunsttradition und rufe Erinnerungen an sexuelle Belästigung wach, werden dort wie folgt weiter ausgeführt:

Zwar beschreibt Gomringer in seinem Gedicht keineswegs Übergriffe oder sexualisierte Kommentare und doch erinnert es unangenehm daran, dass wir uns als Frauen* nicht in die Öffentlichkeit begeben können, ohne für unser körperliches »Frau*-Sein« bewundert zu werden. Eine Bewunderung, die häufig unangenehm ist, die zu Angst vor Übergriffen und das [sic] konkrete Erleben solcher führt.

Die U-Bahn-Station Hellersdorf und der Alice-Salomon-Platz sind vor allem zu späterer Stunde sehr männlich dominierte Orte, an denen Frauen* sich nicht immer wohl fühlen [sic] können. Dieses Gedicht dabei anzuschauen wirkt wie eine Farce und eine Erinnerung daran, dass objektivierende und potentiell übergriffige und sexualisierende Blicke überall sein können.

Eine Entfernung oder Ersetzung des Gedichts wird an unserem Sicherheitsgefühl nichts ändern. Dennoch wäre es ein Fortschritt in die Richtung, dass es unsere Degradierung zu bewunderungswürdigen Objekten im öffentlichen Raum, die uns Angst macht, nicht auch noch in exakt solchen Momenten poetisch würdigen würde.23

Objektivierende und bewundernde männliche Blicke auf Frauen im öffentlichen Raum werden hier als inakzeptabel markiert. Das Gedicht wird demnach insofern als Normverstoß verstanden, als es in der Lesart der Studierenden die Objektivierung der Frau »poetisch würdig[e]«.24 Diese Skandalisierung wird im Brief an das emotionale Erleben der Studierenden geknüpft. Das formulierte ›Wir‹ (»wir [...] als Frauen*«, »unser körperliches ›Frau*-Sein‹«) definiert sich über ein »unangenehmes«25 Empfinden, später von den Studierenden auch als »komisches Bauchgefühl«26 beschrieben, das das Gedicht in ihnen hervorrufe. Durch diese Emotionsbeschreibungen wird im Text des Briefes ein Relationierungsprozess vollzogen, bei dem sich die Studierenden von bestimmten Akteuren entfernen, dabei aber zugleich zu einer Gruppe, mit Hanno Rauterberg gesprochen, zu einer »Affektgemeinschaft«27 zusammenwachsen.

Wie aus dem offenen Brief hervorgeht, entfalten sich diese Emotionen aus sozial-relationalen Dynamiken in einem spezifischen Kontext. Die Art und Weise, auf die das Gedicht die Studierenden affiziert, ergibt sich demnach nicht allein aus dem Text selbst, sondern erwächst aus dessen Situierung in einem konkreten Zusammenhang, den ich mithilfe des Konzepts des ›affective arrangement‹ genauer fassen möchte. In ihrem gleichnamigen Aufsatz definieren Jan Slaby, Rainer Mühlhoff und Philipp Wüschner ›affective arrangements‹ als situierte, heterogene Ensembles, in denen verschiedene Akteure, seien es Menschen, Dinge, Kunstwerke, Räume oder Diskurse, zueinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig affizieren.28 Anhand des Schreibens des AStA wird augenfällig, dass diese räumlich-materielle Kontextebene für die Kritik der Studierenden an avenidas eine entscheidende Rolle spielt. Dass ein literarischer Text vor den unterschiedlichen Erfahrungshorizonten seiner Leser*innen verschiedene Bedeutungen und Wirkungen entfaltet, ist seitens der literaturwissenschaftlichen Rezeptionstheorie vielfach hervorgehoben worden.29 Auch in Bezug auf Literaturskandale wird dieser Aspekt betont: Ein Text, der in einer Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt als Normverstoß verstanden wird, mag in einem anderen sozialen oder zeitlichen Kontext als völlig unproblematisch erscheinen.30 Das Konzept des ›affective arrangement‹ rückt die materielle Dimension dieser kontextgebundenen Sinnzuschreibung in den Fokus, die für die im Brief des AStA dargelegte Lesart von besonderer Relevanz ist. Schließlich betont das Schreiben, wie der Text auf dem Alice-Salomon-Platz in Berlin-Hellersdorf wahrgenommen wird, wo er als Fassadenkunst physische Präsenz im Raum besitzt. Damit ist das Gedicht Teil eines ›affective arrangement‹ – des Ensembles von Akteuren auf dem öffentlichen Platz. Die von den Studierenden hervorgebrachte Kritik an avenidas bezieht sich nicht auf den Text als beliebig vervielfältigbare Kombination von Worten, sondern als Kunstobjekt mit singulärem Status, zu dem das Gedicht als Fassadenkunst am Alice-Salomon-Platz geworden ist. In gewisser Weise liegt dieser Wandel vom reproduzierbaren Text zum einmaligen Objekt bereits in dem Schenkungsakt Eugen Gomringers begründet, durch den das Gedicht der Hochschule zuteilwurde.31 In dieser Einmaligkeit erlangt das Fassadengedicht eine ›Aura‹ im Sinne Walter Benjamins – es wird zu einem Kunstobjekt, das ein »Hier und Jetzt«32 besitzt, dessen Wirkung also an einen zeitlich und räumlich geschlossenen Kontext gebunden ist. In seiner Schrift Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1935) illustriert Benjamin den Begriff der ›Aura‹ folgendermaßen: »An einem Sommernachmittag ruhend einem Gebirgszug am Horizont oder einem Zweig folgen, der seinen Schatten auf den Ruhenden wirft – das heißt die Aura dieser Berge, dieses Zweiges atmen.«33 Dem Auratischen kommt hier eine affektive Intensität zu, die sich nicht zuletzt im sinnlich-körperlichen Begriff des ›Atmens‹ manifestiert. Darüber hinaus deutet sich in Benjamins Naturbild bereits das an, was das Konzept des ›affective arrangement‹ besonders in den Blickpunkt rückt: Die Aura eines Kunstwerks entfaltet sich in Beziehung zu anderen Akteuren, mit denen es das »Hier und Jetzt« teilt.34 So setzt Benjamin das Gebirge beziehungsweise den Zweig zur Beschreibung von dessen Aura in Bezug zur Sonne, die seinen Schatten erzeugt, und zu seinem Betrachter, der in diesem Schatten ruht. Das, was Benjamin als Aura beschreibt, ist dem Kunstwerk somit nicht inhärent, sondern entsteht im Zusammenspiel mit dessen Umgebung. Je nach Stand der Sonne werden die Berge in einem anderen Licht erscheinen, einen anderen Schatten werfen, eine andere Aura entfalten. Auch im Brief des AStA erwächst die beschriebene auratische Wirkung des Gedichts avenidas aus dessen Einbettung in einen räumlich und zeitlich abgeschlossenen Kontext. Die materielle Beschaffenheit des Gedichts selbst, in seiner beachtlichen Größe von 15 Metern Höhe mal 14 Metern Breite, trägt in dieser Konstellation ebenso zur Wirkung des Textes bei wie die Präsenz männlicher Passanten.35

Bemerkenswert an dem Ensemble auf dem Alice-Salomon-Platz ist jedoch, dass das Fassadengedicht avenidas zugleich selbst als ›affective arrangement‹ gelesen werden kann; denn ähnlich wie sich in der realen Straßenszene, deren Teil das Fassadengedicht ist, relationale Dynamiken zwischen verschiedenen Akteuren entfalten, setzt Gomringers poetische Straßenszene einzelne Worte in Beziehung zueinander. Als Konstellation, ein Formbegriff, den Eugen Gomringer in Bezug auf den Text geprägt hat, besteht avenidas aus einer »gruppe von worten«, die lediglich durch das Bindeglied »y« (›und‹) miteinander verbunden sind.36 Durch die Aneinanderreihung von Worten entwirft die Konstellation einen klar abgesteckten Raum, in dem einzelnen Worte zueinander in Relation treten. »avenidas«, »flores«, »mujeres« und »un admirador« stehen nicht isoliert nebeneinander, sondern sind durch das »y« miteinander verknüpft. In seinem Manifest »vom vers zur konstellation« schreibt Gomringer: Das ›und‹ »wird in der konstellation zu einer größe und steht statt der leere«.37 Die Konjunktion »y« wirkt also im engen Wortsinn verbindend, eine Funktion, die sich in der Visualität des spanischen Zeichens spiegelt: »mit seiner verzweigung macht es förmlich aufmerksam auf das zusammenführen von einer vokabel links zu einer vokabel rechts«.38 Obgleich das »y« klar indiziert, dass sich zwischen den Begriffen relationale Dynamiken entfalten, bleibt es jedoch der Imagination der Leser*innen vorbehalten, welcher Art diese Dynamiken sind. Während Nora Gomringer, Lyrikerin und Tochter des Dichters, in einer Videobotschaft erklärte, das »y« sei ein verbindendendes Element im harmonisierenden Sinne,39 erscheint es in der Lesart des AStA als Träger gänzlich anderer affektiver Spannungen. Gemäß dem von Eugen Gomringer formulierten Credo »die konstellation ist eine aufforderung«40 wird das durch die Konjunktion ausgedrückte ›In-Beziehung-Sein‹ von den Leser*innen also mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt. Wie sich in der Debatte zeigt, führt diese Funktion des »y« als Projektionsfläche dazu, dass der Text ganz unterschiedliche Lesarten zulässt.

In der Interpretation des AStA wird diese Bedeutungszuweisung mit real erlebten Relationierungsprozessen verknüpft. Eingebettet in das »Hier und Jetzt« am Alice-Salomon-Platz erscheint das poetische ›affective arrangement‹, die Konstellation avenidas, als Spiegel der affektiven Dynamiken, die sich zwischen den Akteuren auf dem Platz vollziehen. Dies zeigt sich in der Beschreibung der Studierenden, das Gedicht an der Fassade würde ihre »Degradierung zu bewunderungswürdigen Objekten im öffentlichen Raum [...] in exakt solchen Momenten poetisch würdigen«.41 Neben diesen affektiven Dynamiken im »Hier und Jetzt« des Kunstwerks scheint die Lesart der Studierenden zudem von bereits bestehenden affektiven Prägungen bestimmt zu sein. Diese affektive Disposition der Individuen spielt in ›affective arrangements‹ eine wichtige Rolle. So erläutern Slaby, Mühlhoff und Wüschner: »individuals enter into arrangements with their own specific affective dispositions, i.e. with their individual capacity to affect and be affected in concrete ways. In line with the relational understanding of affect, these affective dispositions should be understood as the sedimented remainders of a person’s prior history of being-in-relation«.42 Im Fall der Studierenden stellen vergangene Erlebnisse sexualisierender Blicke oder gar Übergriffe diese früheren Erfahrungen des ›In-Beziehung-Seins‹ dar. So hebt der AStA in seinem Schreiben an gleich drei Stellen hervor, dass das Gedicht an solche Erlebnisse »erinner[e]«.43

Hier wird augenfällig, wie eng die Wahrnehmung der literarischen Straßenszene in avenidas mit der Wahrnehmung realer Straßenszenen wie der auf dem Alice-Salomon-Platz verschränkt ist. Ob das »y« als Träger bedrohlicher Spannungen oder als Symbol einer unproblematischen Beziehung zwischen dem »admirador« und den »mujeres« gelesen wird, scheint maßgeblich davon geprägt zu sein, wie der oder die jeweilige Leser*in solche Szenen erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat. Die literarische Form der Konstellation lässt sich somit nicht nur aufgrund ihrer formalen Struktur des ›In-Beziehung-Setzens‹ als ›affective arrangement‹ beschreiben, sondern auch mit Blick auf den Aspekt der individuellen affektiven Disposition: Sowohl im räumlichen als auch im poetischen ›affective arrangement‹ werden die Dynamiken, die sich zwischen den Akteuren beziehungsweise den Worten entfalten, von den beteiligten Individuen beziehungsweise den Leser*innen unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert.

»Ein Generalangriff auf unsere Kultur und damit auf unsere Freiheit«:
Wie aus Skandalisierern Skandalisierte wurden

Ein Blick auf den Verlauf der Debatte verdeutlicht schnell, dass die Deutung des Gedichts seitens der Studierenden von der breiten Öffentlichkeit nicht geteilt wurde. In der großen Mehrheit der Stellungnahmen und publizistischen Beiträge wurde die Skandalisierung des Textes stattdessen als Verletzung gesellschaftlicher Freiheiten gehandelt und so selbst zum Skandal erklärt. Dabei wurden zwei unterschiedliche Werte geltend gemacht: Einerseits stufte man die Skandalisierung des Gedichts als Gefährdung der Kunstfreiheit ein. So erklärte unter anderem der Dichter Eugen Gomringer selbst: »Das ist ein Eingriff in die Freiheit von Kunst und Poesie.«44 Dieser Argumentationslinie schlossen sich zahlreiche Beiträge zur Debatte an.

Darüber hinaus wurde die Skandalisierung des Gedichts als Einschränkung einer weiteren Freiheit gewertet: der individuellen Freiheit, Frauen zu »bewundern«. Dabei erfolgte ebenso wie in der Kritik des AStA eine Verknüpfung der poetischen Straßenszene aus avenidas mit realweltlichen Situationen, wobei die im Gedicht dargestellte Szene und die durch das »y« angedeuteten relationalen Dynamiken allerdings ganz anders betrachtet wurden. So hieß es in der Berliner Zeitung: »Darf etwa ein Mann Natur und Frauen nicht mehr bewundern?«45 Der Kölner Stadtanzeiger führte dazu aus: »Und selbst wenn es ein Flaneur ist, der auf einer Allee Blumen und Frauen anbetet – was ist so schlimm daran? Wer hier schon ›Sexismus‹ ruft, ist selber schuld – er gehört zu denen, die hinter jedem Baum einen Räuber stehen sehen.«46 In der ZEIT-Titelgeschichte »Schäm dich, Mann« führte Jens Jessen den Streit um avenidas als Beispiel für die aktuelle Bedrohung des Mannes an und erklärte, »sogar in experimenteller Lyrik« würde heutzutage »männliche Niedertracht« diagnostiziert.47

Diese Reaktionen entsprechen einer Beobachtung, die der Anthropologe Talal Asad in Bezug auf die Definition individueller Freiheit in liberalen Gesellschaften getroffen hat: »Every adult may dispose of his or her body, affections, and speech at will, so long as no harm is done to the property of others. That is why the prohibition […] of the public exchange of sexual signals is regarded as a constraint on natural liberty itself.«48 Während »sexualisierende«49 männliche Blicke im Brief des AStA als Verletzung des weiblichen Gegenübers gehandelt werden und so eine auf Kosten anderer ausgelebte Freiheit darstellen, die es gemäß dem liberalen Prinzip einzuschränken gelte, bewerten andere diese Forderung folglich wiederum als Gefährdung individueller männlicher Freiheiten. Wie Jens Jessens These vom »bedrohte[n] Mann«50 verdeutlicht, erscheint die Skandalisierung des Gedichts in dieser Lesart als Versuch, die Grenze dessen, was als Verletzung des Gegenübers gilt, zu Ungunsten der individuellen Freiheit von Männern zu verschieben.

Während mit Bezug auf die Kunstfreiheit darüber diskutiert wurde, was ein Text darf, entzündete sich die Kontroverse somit auch an der Frage, was »Mann überhaupt noch darf«, wie es Jörg Schimke in seinem Text zur Debatte »Frauen bewundern ist das neue Rauchen« ausdrückte.51 Obgleich diese Streitpunkte auf unterschiedlichen Ebenen operieren, formieren sie im Diskurs gemeinsam zur Verteidigung von avenidas und werden in diesem Zusammenhang häufig vermischt. Dabei lassen sich drei durchaus divergente Argumente seitens der Verteidiger*innen des Gedichts ausmachen: Erstens, Kunst sei frei und dürfe alles, auch sexistisch sein. Zweitens, avenidas sei kein sexistischer Text. Drittens, das »Bewundern« von Frauen sei keine sexistische Handlung. Als Peter Huth die Skandalisierung des Gedichts in der Zeitung Die Welt als »ein[en] Generalangriff auf unsere Kultur und damit auf unsere Freiheit«52 beschrieb, bezog er sich somit auf ein ›Wir‹ hinter dem sich eine äußerst heterogene Gruppe von Menschen verbarg, die durch die Pläne zur Entfernung des Gedichts unterschiedliche Werte verletzt sahen. Dies spiegelt sich auch in einem Text Nora Gomringers wider, in dem die Autorin ihre Erfahrung des Literaturskandals beschreibt: »[A]uf einmal klopfen mir, der Feministin Gomringer, AfD-Fraktionsmitglieder auf die Schulter, augenzwinkernd quasi, mir ein ›diesen Feministinnen muss man doch einen Strich durch die Rechnung machen‹ mitgebend.«53 Vor diesem Hintergrund ist es besonders aufschlussreich zu betrachten, wie sich im Diskurs zur Verteidigung von avenidas ein geteiltes ›Wir‹ herausbildet. Dabei spielt die Artikulation von Emotionen eine entscheidende Rolle.

Das emotionale ›Wir‹ und die ›überempfindlichen Anderen‹:
Affektive Zuschreibungen im Diskurs

Zunächst ist hervorzuheben, dass sich das im öffentlichen Diskurs konstruierte ›Wir‹ über Gefühle der Erschrockenheit und Beunruhigung verbindet. So erklärte Monika Grütters in ihrer Stellungnahme zur Debatte, die Entscheidung der Alice Salomon Hochschule, avenidas von ihrer Fassade zu entfernen, sei ein »erschreckender Akt der Kulturbarbarei«.54 Auch der deutsche Kulturrat reagierte auf die Pläne zur Ersetzung des Gedichts »erschüttert«.55 Nora Gomringer und Thomas Wohlfahrt, der Leiter des Hauses für Poesie in Berlin, erklärten, sie seien »entsetzt«.56 In einer Pressemitteilung des PEN-Zentrums Deutschland zur Debatte hieß es: »Wir sind zutiefst beunruhigt über eine Entwicklung, die darauf abzielt, der Kunst einen Maulkorb vorzuspannen oder sie gar zu verbieten.«57 Die Akademie der Künste in Berlin konstatierte, man sei »mehr als besorgt über den von kunstfernen Begriffen geprägten Diskurs, der um das Gedicht [...] entstanden ist«.58 Derlei Emotionen der Erschrockenheit und Sorge wurden auch in einer Vielzahl von Presseartikeln zur Debatte artikuliert.59 Noch häufiger jedoch erfolgte in den publizistischen Beiträgen eine Zitation der soeben aufgeführten Gefühlsausdrücke. Allein die Aussage »Der Deutsche ulturrat, Spitzenorganisation von 250 Bundeskulturverbänden, reagierte ‚erschüttert‹.«60 zirkulierte als Bestandteil einer dpa-Meldung hundertfach durch die deutsche Presselandschaft. Diese verdichtete Zitation von »Erlebensbenennungen« ist nach Susanne Beckmann ein markantes Stilmittel der medialen Berichterstattung über Skandale:61 Durch die wiederholte »Vorführung« bestimmter Emotionen werde ein »spezifisches Entrüstungsklima« generiert, in dem sich eine »Synchronisierung des Konflikthandelns« und des affektiven Erlebens vollziehe.62 Es zeigt sich also, dass nicht nur die Kritiker*innen des Gedichts im Zuge der Debatte zu einer »Affektgemeinschaft«63 zusammenwachsen, wie Hanno Rauterberg es in seinem Essay Wie frei ist die Kunst? Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus (2018) beschreibt, sondern dass diskursiv artikulierte Gefühle ebenso gemeinschaftsbildend für die Gruppe der Befürworter*innen von avenidas sind.

Während das ›Wir‹, das zur Verteidigung »unsere[r] Kultur«64 und »unsere[r] Freiheitsrechte«65 stark gemacht wird, in den medial zirkulierenden Gefühlsausdrücken als ›emotionales Subjekt‹ erscheint, wird es jedoch zugleich mit Rationalität und affektiver ›Neutralität‹ verknüpft. Demgegenüber wird den Studierenden eine unangemessen hohe Emotionalität zugeschrieben. Benedict Neff attestierte den Studierenden in der Neuen Zürcher Zeitung »übersteigerte Empfindlichkeit«.66 In der Süddeutschen Zeitung war von »übertriebene[r]«,67 gar »radikale[r] Empfindlichkeit«68 die Rede. Auch Mladen Gladić erläuterte in Der Freitag, die Skandalisierung des Gedichts ließe auf »ein absurdes Maß an Empfindlichkeit« schließen.69 Durch diese Zuschreibung von Affekten, die als unangebracht intensiv charakterisiert werden, wird im Diskurs implizit ein besonnenes, rationales Gegenüber entworfen, dem sich die Verteidiger*innen des Gedichts zurechnen. So erklärte der Journalist Frank A. Meyer auf Cicero Online, Studierende sollten Urteile mit dem »Kopf« fällen und nicht aufgrund eines »Bauchgefühls«.70 Gegen-Aktionen wie den Plan der Stadt Rehau, dem Gedicht neuen Raum auf einer Hausfassade zu geben, beschrieb er hingegen mit dem hegelianischen Begriff der ›List der Vernunft‹.71 Diese ›eigene‹ Rationalität wird in vielen Beiträgen durch die Markierung der Studierenden als ›wahnsinnig‹ oder ›barbarisch‹ untermauert. So twitterte der Chefredakteur der Welt, Ulf Poschardt: »auf unserem verlagsgebäude läuft das gedicht von #gomringer jetzt und leuchtet in die nacht. gegen den irrsinn der gedichtübermaler und kunstfreiheitsgegner.«72 Auch in der Äußerung des Schriftstellers Wolf Biermann zur Diskussion um avenidas findet sich solch eine Pathologisierung der Studierenden. So erklärte er gegenüber der Berliner Zeitung: »[E]s ist ein Fall für die Irrenanstalt. [...] Man müsste sie [die Studierenden, J.M.W.] in einem Strafprozess gegen terroristische Dummheit zum Tode verurteilen und sogleich begnadigen, wegen erwiesener Unzurechnungsfähigkeit«.73 Christoph Hein, der Ehrenpräsident des deutschen PEN-Zentrums, bezeichnete die Pläne zur Ersetzung des Gedichts als »barbarischen Schwachsinn«.74 Weiter heißt es in der Pressemitteilung des PEN-Zentrums, man hoffe, in der Debatte würden schließlich doch noch »Vernunft und Verstand und die Wertschätzung von Freiheit und Schönheit siegen«.75

Während die Artikulation von Emotionen der Erschrockenheit und Sorge der Identifikation dient, erfüllt die Beschreibung der »übersteigerte[n] Empfindlichkeit«76 der Studierenden somit abgrenzende Funktion. Im Sprechen über Emotionen vollziehen sich gruppenbildende Prozesse, welche die Konturen des diskursiv konstruierten ›Wir‹ von ›innen‹ und ›außen‹ festigen. Anders als die mit dem ›Wir‹ verknüpften Gefühle der Angst und Beunruhigung werden die von den Studierenden artikulierten Emotionen dabei als aggressive Bedrohung von Ratio und Vernunft gehandelt. Diese divergente Bewertung von Emotionalität ist ein charakteristisches Phänomen gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen in der Gegenwartskultur: Eigene Gefühle werden in öffentlichen Debatten als kompatibel mit Rationalität dargestellt, während die Emotionen der oppositionellen Gruppen als irrational charakterisiert werden. Welche Gefühlsäußerungen als Gefährdung für den deliberativen öffentlichen Diskurs eingestuft werden,77 hängt somit nicht zuletzt von der Gruppenzugehörigkeit des Sprechers ab. Dabei haftet den Positionen minoritärer Gruppen besonders oft das Label übersteigerter Emotionalität an.78 Dies zeigt sich etwa am Beispiel religiöser Minderheiten, wie der Soziologe Christian von Scheve darlegt: »[I]n Fällen, in denen Vertreter religiöser Minderheiten Gesetzesänderungen einfordern, die religiöse Empfindungen unter besonderen Schutz stellen«, werden diese Empfindungen im öffentlichen Diskurs säkularer Gesellschaften oft als »Empfindlichkeiten«, also als unangemessen starke Emotionalität, abgetan.79 Als Gegenposition wird im Diskurs ein »säkulares Subjekt« entworfen, das sich einerseits über Affekte der Empörung gegenüber der Forderung, andererseits aber zugleich über »affektive Neutralität« definiert.80 Diese Gegenüberstellung einer ›berechtigten‹ Emotionalität der Sprecherinstanz, die mit dem gesellschaftlichen Rationalitätsideal vereinbar sei, und einer ›unangebrachten‹ Emotionalität der ›Anderen‹, die eine Bedrohung für den deliberativen Grundsatz darstelle, weist starke Ähnlichkeit mit den diskursiven Emotionszuschreibungen in der Kontroverse um avenidas auf. Dieser Parallele zur Diskursstruktur religiös-säkularer Gesellschaftskonflikte kommt besondere Bedeutung zu, denn obwohl Religion eigentlich nicht Gegenstand der Auseinandersetzung ist, werden die affektiven Zuschreibungen im Streit um das Gedicht durch religiöse Vergleiche gestützt. Im Folgenden möchte ich dieser Übernahme von Diskursmustern aus religiös-säkularen Konflikten genauer nachgehen und analysieren, wie sie zur Aktivierung bestimmter Affekte und damit zur Konsolidierung des diskursiv konstruierten ›Wir‹ in der avenidas-Debatte beiträgt.

»Bilderstürmer« und »Burkas aus Wandfarbe«:
Zur affektiven Kraft religiöser Semantiken in der Debatte

Obgleich die Forderung des AStA keinerlei Bezüge zu Religion herstellt, werden die Studierenden in der Diskussion auffallend häufig mit religiösen Gruppen oder Bewegungen verglichen. So ist in Bezug auf die Skandalisierung des Gedichts von »Inquisition«81 ebenso die Rede wie von »Kulturpuritanismus«82 und »Bilderstürmerei«83. Insbesondere werden Bezüge zum Islam hergestellt, wobei die Grenzen zwischen islamischer und islamistischer Symbolik verschwimmen. Neben Vergleichen wie »Gender-IS«84, »Schariapolizei«85 und »Kulturtaliban«86 rückt besonders das Symbol der Burka in den Fokus. So erklärte Wolfgang Stenke im Deutschlandfunk, die Studierenden sollten eine Burka auf der Fassade abbilden und einer »islamistischen Sekte« beitreten.87 Harald Martenstein empfahl in seiner Kolumne zur Debatte im ZEIT Magazin das Tragen der Burka zum Schutz vor »sexualisierende[n] Blicke[n]«.88 In Peter Huths Artikel »Stoppt die Tugendterroristen« in der Welt findet sich die Beschreibung, an der Alice Salomon Hochschule verschwinde »Poesie unter Burkas aus Wandfarbe«.89 Dies sei, so Huths Schlusswort, »Unterwerfung« – ein Begriff der sich mit Michel Houellebecqs gleichnamigem Roman verbindet, in dem der Autor eine dystopische Vision eines islamistisch regierten Frankreichs entwirft.90 Auf Twitter kursierte zudem ein Tweet, der vorgab, die Hochschule habe sich dazu entschlossen, avenidas durch eine Koransure zu ersetzen: »Sprich zu den gläubigen Männern, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner für sie«.91 Diese religiösen Vergleiche wirken als affektiver Treibstoff, der die gruppenbildenden Dynamiken in der Debatte verschärft. Durch die Übernahme islamischer Symbolik seitens einzelner Akteur*innen werden im Diskurs der Debatte Emotionsrepertoires religiös-säkularer Konflikte aktiviert, welche die Formierung eines ›Wir‹ zur Verteidigung der Freiheiten, die mit dem Gedicht in der Diskussion verbunden werden, stärken sollen.

Zur Konstruktion ›des Islam‹ als ›das Andere‹ in Diskursen westlich-säkularer Gesellschaften liegen diverse diskursanalytische Studien vor.92 Aus affekttheoretischer Perspektive haben Robert Walter-Jochum, Anna L. Berg und N. Yasemin Ural in ihrem Aufsatz »Michel Houellebecqs Soumission und ›die Muslime‹ im französischen und deutschen Diskurs darüber« herausgearbeitet, wie diese »Fixierung von Muslimen in einer gesellschaftlichen Außenseiterposition« über die Aufrufung von Emotionen der Angst im Diskurs strukturell gefestigt wird.93 Die öffentliche Diskussion um avenidas eröffnet eine neue Perspektive auf diese Diskursmuster: Sie zeigt, dass antiislamische Diskursstrukturen auch auf religionsferne Kontexte übertragen werden, um bestimmte Affekte zu kanalisieren. Daran wird deutlich, wie Ängste vor religiöser Dominanz – insbesondere vor einer angeblichen ›Islamisierung‹, die von rechtspopulistischen Gruppen gegenwärtig repetitiv als Schreckensszenario aufgerufen wird – als Währung in den affektiven Ökonomien westlich-säkularer Gesellschaften fungieren. Um eine Gruppe im öffentlichen Diskurs als gefährlich zu charakterisieren, kommen religiöse Vergleiche zum Einsatz. (Islamisch-)religiöse Symbolik wird in dieser Verwendungsweise zur Kanalisierung von Angstgefühlen genutzt und dient so ex negativo der Identitätsstiftung und Gemeinschaftsbildung. Schließlich fungieren Abgrenzung und Distanzierung, die in Bezug auf bestimmte Individuen ausschließend wirken, gleichzeitig als Einschlussmechanismus für diejenigen, die diese Grenzen ziehen. So trägt die Übernahme von Topoi aus gesellschaftlichen Kontroversen um den Islam zur Konstitution eines ›Wir‹ in der avenidas-Debatte bei. Dies zeigt sich beispielsweise daran, wie die von den Kritiker*innen verteidigten Freiheiten – die Kunstfreiheit und die Freiheit, Frauen zu »bewundern« – mittels religiöser Gegenbilder im Diskurs als geteilte liberal-säkulare Werte präsentiert werden. Die Metapher von Peter Huth, an der Alice Salomon Hochschule verschwinde »Poesie unter Burkas aus Wandfarbe«94 illustriert, dass diese beiden Werte dabei vermischt werden. Zensur und die Einschränkung männlicher Blicke verschwimmen in diesem Sprachbild zu einem anti-freiheitlichen Impetus, der im Symbol der Burka komprimiert wird. Dem stellt der Artikel schlagworthaft »unsere Kultur«95 und »unsere Freiheit«96 gegenüber, ohne auf diese Begriffe jedoch genauer einzugehen. Die Charakterisierung der beiden Entitäten erfolgt demnach rein darüber, was sie nicht ausmacht. Der islamische Schleier fungiert als »negatives Totem«,97 das der Identitätsstiftung durch Abgrenzung dient. Diese negative Definition ›unserer Kultur‹ und ›unserer Freiheit‹ ist bezeichnend für die Rolle islamisch-religiöser Semantiken in der Auseinandersetzung um avenidas. Dies zeigt sich auch an einer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung publizierten Stellungnahme zur Debatte von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, in der sie zur Verteidigung »unserer Freiheitsrechte«98 und »unsere[r] Gesellschaft«99 aufruft. Grütters beginnt ihr Plädoyer mit zwei islamischen Negativbeispielen: Sie beschreibt die inhaltlichen Restriktionen, denen die Filmproduktion im Iran unterliegt (»die islamischen Kleidervorschriften sind einzuhalten, Frauen und Männer dürfen einander nicht berühren«) und erinnert an die »religiös motivierten Anfeindungen« der Idomeneo-Inszenierung an der Deutschen Oper wegen der Darstellung einer Köpfung des Propheten Mohammeds, die im Jahre 2006 zur Streichung der Oper aus dem Spielplan führten.100 Als Inbegriff der Unfreiheit fungiert das Islamisch-Religiöse hier als antithetisches Gegenüber, das die Formierung eines ›Wir‹ zur Verteidigung »unsere[r] Kultur«101, »unserer Freiheitsrechte«102 und »unsere[r] Gesellschaft«103 stärkt. In den diskursiven Ein- und Ausgrenzungsprozessen der avenidas-Debatte spiegelt sich somit die Vorstellung einer grundlegenden Unvereinbarkeit des Islams mit Werten, die als liberal-säkular verhandelt werden – ein Subtext, der bestehende Konfliktlinien und symbolische Grenzen zwischen gesellschaftlichen Gruppen konsolidiert, indem er Muslim*innen auf die Rolle eines nicht-zugehörigen ›Anderen‹ festschreibt. Durch die Übertragung dieser Diskursstrukturen auf die Kontroverse um Eugen Gomringers Gedicht werden die sozial-relationalen Dynamiken der Debatte an bereits bestehenden affektiven Spannungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen aufgeladen. So werden die den Studierenden zugeschriebenen Emotionen von einzelnen Akteur*innen mit distanzierenden, teils sogar diffamierenden Bezugnahmen auf Islambilder verknüpft. Beispielsweise markiert Harald Martenstein die Studierenden im ZEIT-Magazin als unangemessen emotional, wenn er bezüglich der Stellungnahme des AStA erklärt, »[d]a hätte ich, als Rektor der Hochschule, meinen Studenten eine Angst-Therapie spendiert«, und diese pathologisierende Rhetorik im Anschluss mit islamischer Symbolik verbindet: »Wenn man den sexualisierenden Blick aus dem Leben komplett verbannen möchte, gibt es sowieso nur ein einziges wirklich wirksames Rezept, die Burka.«104 Affektive und symbolische Zuschreibungen greifen hier ineinander.

Die Übernahme religiöser Symbolik und antiislamischer Diskursstrukturen in der Kontroverse um avenidas illustriert, wie das Bezugnehmen auf bestehende gesellschaftliche Spannungsverhältnisse und frühere Erlebnisse des ›In-Beziehung-Seins‹ für die Konsolidierung neuer Affektgemeinschaften genutzt wird. Gleichzeitig resultieren derartige Bezugnahmen jedoch nicht zwangsläufig in einer Stabilisierung des diskursiv konstruierten ›Wir‹, sondern können ebenso das Gegenteil bewirken. So wird das ›Wir‹ der Gedichtbefürworter*innen durch die symbolische Abgrenzung vom Islam mit bestimmten Gruppenzugehörigkeiten verbunden, die gewiss nicht alle Verteidiger*innen des Textes teilen. Wie Nora Gomringers Distanzierung von einem Schulterschluss mit »AfD-Fraktionsmitglieder[n]«105 in der avenidas-Debatte verdeutlicht, bringen Überlagerungen verschiedener gesellschaftlicher Spannungsverhältnisse und die daraus resultierenden multiplen Zugehörigkeiten zu unterschiedlichen Affektgemeinschaften durchaus konflikthafte Konstellationen hervor, in denen verbindende und spaltende Affekte kollidieren. Während die Befürworter*innen des Gedichts durch die Beschreibungen geteilter Emotionen wie Beunruhigung und Erschrockenheit im Diskurs als geschlossene Einheit formieren, treten durch die Verknüpfung dieser Gefühlsbeschreibungen mit anderen gesellschaftlichen Konfliktlinien somit auch Spaltungen innerhalb der diskursiven Allianz zutage.

Fazit

An der Debatte um Eugen Gomringers Gedicht avenidas zeigt sich, wie eng die Artikulation von Emotionen im Diskurs mit sozial-relationalen Dynamiken verschränkt ist. Zum einen erfüllt die diskursive Benennung von Emotionen gruppenbildende Funktion, indem sie Individuen einander näher bringen und sie zugleich von anderen entfernen. Dies trifft auf das von den Studierenden formulierte »unangenehm[e]«106 Gefühl ebenso zu wie auf die Emotionen der Erschütterung und Sorge über die Forderung des AStA, die in der publizistischen Debatte hervortreten. Zum anderen wird auf beiden Ebenen der Skandalisierung deutlich, welch mächtige Rolle im Diskurs aufgerufene sedimentierte Erfahrungen des ›In-Beziehung-Seins‹ für affektive Dynamisierungen spielen. Sowohl im Brief des AStA als auch in der öffentlichen Kontroverse, die sich an diesem entzündete, wird auf früher erlebte Relationierungen Bezug genommen, um bestimmte Affekte zu kanalisieren. Dies verdeutlicht, dass sich Affekte zwar im Aufeinandertreffen verschiedener Akteure im »Hier und Jetzt« entfalten, jedoch keinesfalls losgelöst aus einem historischen Zusammenhang. Stattdessen werden diese Dynamiken, ob intentional oder nicht, immer von der ›affektiven Geschichte‹ der beteiligten Personen, Symbole, Diskurse und Objekte strukturiert – ein Phänomen, das Sara Ahmed mit dem Begriff der ›Klebrigkeit‹ (»stickiness«) von Affekten beschrieben hat.107 Um die Anatomie von Literaturskandalen besser zu verstehen, ist es folglich unerlässlich, die affektiven Dynamiken, welche die öffentliche Auseinandersetzung um den literarischen Text prägen, in ihrer geschichtlichen Komplexität zu analysieren. Betrachten wir Skandale im Anschluss an Martina Wagner-Egelhaaf als Narration,108 so gilt es, dabei nicht nur dem Haupterzählstrang zu folgen, sondern das Augenmerk auch auf die verschiedenen Subtexte zu richten, die in einem Skandal zu Tage treten – etwa das Narrativ des Islam als das nicht-zugehörige ›Andere‹, das in der avenidas-Debatte zentrale Affekte transportiert.

Wie sich sozial-relationale Prozesse in Akteure einschreiben und so deren zukünftiges affektives Potenzial prägen, zeigt sich in der Kontroverse um avenidas nicht zuletzt an der durch die Debatte veränderten Wirkung des Gedichts. Obgleich der literarische Text Ausgangspunkt der Diskussion ist, spielt er in der Kontroverse letztlich nur noch eine untergeordnete Rolle. Ähnlich wie in vielen Literaturskandalen gibt avenidas Anstoß zu einer Diskussion über gesellschaftliche Normen und Tabus, in deren Verlauf der Text selbst zu einem bloßen Symbol wird. Als solches, »einen tieferen Sinn andeutendes Zeichen«109 steht das Gedicht nicht mehr in erster Linie für die im Text eröffneten Bedeutungen, sondern wird zum Emblem bestimmter öffentlich diskutierter Werte. Die Formen der Darstellung, in denen das Gedicht im Rahmen der Debatte aufgegriffen wurde – als Flagge im öffentlichen Raum oder als Banner in sozialen Medien – unterstreichen diese neue Funktion des literarischen Textes, der nun Bekenntnischarakter besitzt.110 In Reaktion auf Nora Gomringers Aufruf »Klebt das Gedicht meines Vaters überallhin!« klebten Menschen avenidas weltweit als Sticker an Straßenlaternen, Gebäude und Brücken oder ließen das Gedicht sogar an ihre Hausfassade malen. Anschließend dokumentierten sie dies in Form von Fotos, die sie auf der Online-Plattform Instagram posteten.111 Unter dem Hashtag #avenidaswall finden sich über einhundert Abbildungen, die die Straßenszene am Alice-Salomon-Platz zitieren. Dass avenidas für die Verfechter*innen des Gedichts durchaus unterschiedliche Wertvorstellungen verkörpert, tritt im Zuge dieser Vervielfältigungspraxis in den Hintergrund, denn als symbolische Geste erlaubt die Reproduktion des Textes den Diskursteilnehmer*innen, Stellung zu beziehen ohne die eigene Haltung in konkrete Aussagen zu überführen. Wie in der Artikulation geteilter Emotionen erscheint das ›Wir‹ der Verteidiger*innen des Gedichts in diesen Bekenntnisgesten als stabile Einheit. Im öffentlichen und digitalen Raum entstehen so neue ›affective arrangements‹, in denen avenidas die gruppenbildenden Dynamiken der Debatte weitertransportiert.

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung »Fassade der Alice Salomon Hochschule Berlin«, Copyright: Alice Salomon Hochschule Berlin, 2017. https://www.ash-berlin.eu/hochschule/presse-und-newsroom/news/news/mitbe... (zuletzt eingesehen am 03. Oktober 2019).

 

 

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