Digitales Journal für Philologie
Textpraxis # 4 (1.2012)
Diese Ausgabe setzt das Prinzip der Dialogizität von Textpraxis fort und veröffentlicht eine Replik von Johanne Mohs in Bezug auf Beatrice Nickels Untersuchung zu Gedichtobjekten im urbanen Raum. In den Sektionsartikeln befasst sich Stefan Tetzlaff mit der Funktion des Zufalls in Daniel Kehlmanns Prosa, verortet Erik Schilling den Roman Die letzte Welt von Christoph Ransmayr in der Debatte um historisches und postmodernes Erzählen und Jürgen Gunia reflektiert den Kompetenzbegriff in den Geisteswissenschaften.
Das Motiv des Zufalls soll als zentrales Verfahren der Prosa Daniel Kehlmanns herausgestellt und in seiner Funktion zur Erprobung der Grenzen realistischen Erzählens und der Annäherung an ein Konzept des ›magischen Realismus‹ beschrieben werden.
In seinem Beitrag zu Christoph Ransmayrs Die letzte Welt setzt sich Erik Schilling mit den Möglichkeiten des historischen Romans für das postmoderne Schreiben auseinander. Anhand von Michel Foucaults Konzept der Heterotopie geht der Autor dem Übergang des Zentrums in die Peripherie nach und stellt durch Untersuchung von Raum und Zeit die selbstreflexiven Strukturen des Romans heraus.
In seinem Artikel nimmt Jürgen Gunia den Kompetenzbegriff in den Blick, der nicht nur in den Geisteswissenschaften derzeitig erhebliche Konjunktur erfährt. Dabei geht es weniger um eine Argumentation gegen Kompetenz als vielmehr um eine kritische Reflexion der Kompetenzrhetorik, die sich unter anderem eines vom Militär entlehnten Begriffsinventars bedient. Gunia tritt daher für eine Entdramatisierung des emphatischen Kompetenzbegriffs ein.